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Die Rose von Byzanz

Die Rose von Byzanz

Titel: Die Rose von Byzanz
Autoren: Julie Gordon
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zu. Die beiden Warägergardisten, die diese Tür bewachten, sprangen eilfertig hinzu und rissen die hohen Türflügel auf.
    Er verlangsamte seine Schritte nicht, sondern betrat ebenso rasch die Zimmerflucht, die sich vor ihm erstreckte.
    „Irene? Bist du hier?“
    Mit einem leisen Knall fielen die Türen zu. Eirik verharrte in der Mitte des Empfangszimmers und lauschte.
    „Du bist zu früh.“ Mit sanften, fließenden Bewegungen kam eine byzantinische Schönheit aus dem Zimmer zur Linken. Sie trug ein Gewand, das aus zarten dunkelblauen Stoffen gefertigt war, dass man darunter ihren nackten Körper nicht bloß erahnen konnte. Sie trug einen goldenen Reif auf dem Kopf, der mit zahlreichen winzigen Edelsteinen besetzt war. Das schwarze Haar war hochgesteckt und in einem Netz aus Goldfäden im Nacken zusammengefasst.
    „Ich konnte nicht mehr warten.“ Verlegen scharrte Eirik mit dem Fuß. Es stimmte – nachdem er seine Männer mit dem Sklavenhändler und seiner Ware fortgeschickt hatte, war er sofort hergeeilt. Ihn hatte plötzlich die Sehnsucht nach Irene übermannt.
    „Du wirst dich aber ein Weilchen gedulden müssen. Ich muss noch ein paar Briefe diktieren.“ Sie trat zu ihm und schlang die Arme um seine Taille. Er blickte in ihr zartes Gesicht, das von dunklen großen Augen dominiert wurde. „Kannst du so lange warten?“
    Fast hätte er geschrien „Nein!“, aber er wusste, dass Irene ihn dann nur ausgelacht und fortgeschickt hätte. Sie war in diesen Dingen sehr rigoros, und wer sich nicht an ihre Regeln hielt, sank schnell in ihrer Gunst, ob er nun einfacher Diener, Schreiber, Zofe oder ihr Liebhaber war. Und um nichts in der Welt wollte Eirik von ihr fortgeschickt werden.
    „Warte in meinem Schlafgemach“, wisperte sie, küsste ihn auf den Mund und ließ ihn los. Mit wiegenden Hüften verschwand sie wieder in dem Raum, aus dem sie gekommen war. Eirik wandte sich abrupt ab und steuerte die Zimmerflucht an, die sich auf der entgegengesetzten Seite erstreckte.
    Der Palastbezirk von Byzanz bot nicht nur dem Kaiser, seinem Bruder und dessen zahlreichen Konkubinen Platz, sondern auch vielen Hofbeamten und deren Familien. Viele Adlige unterhielten hier ein paar Räume, wenn sie es auch vorzogen, die meiste Zeit in ihren Villen zu leben, die sich wie Küken unter die Flügel der Henne an die Palastmauern schmiegten. Im Sommer flohen sie meist vor der mörderischen Hitze auf ihre Landsitze, herrliche Paläste, die den Stadtvillen an Pracht in nichts nachstanden.
    Irene war die Tochter eines reichen byzantinischen Adligen, der zudem lange Jahre als Hofbeamter dem Basileos gedient hatte. Nach seinem Tod hatte Irenes Bruder das Amt und die Räumlichkeiten übernommen, von denen er einige Zimmer seiner Schwester zur Verfügung stellte.
    Eirik kannte sich hier gut aus …
    Seit zwei Jahren war er Irenes Liebhaber.
    Angefangen hatte es, als sie in die Räumlichkeiten zog. Eirik war damals noch ein junger Offizier, dem viele eine glänzende Karriere prophezeiten. Weil es ihm gelang, einen Giftanschlag auf Irenes Bruder Andronikos zu verhindern, stieg er nicht nur in der Gunst ihrer Familie schnell auf, sondern wurde bald befördert – und fand wenige Zeit später den Weg in Irenes Bett.
    Heute aber war er nicht hier, um sich den ganzen Nachmittag mit ihr zu vergnügen, sie zu verwöhnen und ihren Körper mit teuren Essenzen zu salben, wie es ihr oft gefiel. Heute war er gekommen, weil er sich danach sehnte, einer Frau beizuwohnen. Sofort. Er musste das Feuermädchen vergessen, das sich ihm in die Sinne gebrannt hatte.
    Eirik betrat das Schlafgemach und legte seine Kleidung ab. Er fühlte sich verschwitzt und dreckig, doch um ein Bad zu nehmen, hatte er keine Zeit. Auf einem Tisch stand ein Wasserkrug mit einer Waschschüssel. Er wusch sich rasch, stand dabei nackt über die Schüssel gebeugt und ließ das kalte Wasser über seine erhitzte Haut rinnen. Es schenkte ihm keine Erlösung. Seine Hände umfassten den Tisch, klammerten sich verzweifelt daran fest. Er schloss die Augen und versuchte, die Bilder zu verdrängen, die ihn nicht losließen.
    Warum nennt der Sklavenhändler sie eine Feuerhexe? Sie hat nichts Böses an sich. Und sie wirkte so verletzlich …
    Jener Moment, als sie sich ihm ganz öffnete, als ihre Lider flatterten und sich ihrem Mund dieses zarte Stöhnen entrang … Plötzlich war aus Begehren mehr geworden, ohne dass er es wollte. Er musste sie retten, musste sie beschützen …
    Doch auch wenn er
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