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Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Titel: Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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sich. Der Anker wurde gelichtet, die Ghule legten sich in die Riemen, der Sturmwind heulte, Blitze knisterten, und das Schiff krallte sich durch das schäumende Wasser, der Insel Galos entgegen.
    Seit ibn Jads seltsamer Verkündung am Ufer hatte Khardan kein einziges Wort mehr gesprochen. Kampflos hatte er es zugelassen, daß man ihn an Bord des Schiffs schleppte. Die Gume fesselten den Nomaden an einen Mast und ließen ihn dort zurück. Khardan sackte in seine Fesseln ein und starrte mit stumpfen, glanzlosen Augen um sich.
    In der Hoffnung, daß der Anblick Zohras den Kalifen aus der Benommenheit reißen könnte, brachte Mathew die schlaffe, leblose Gestalt auf das Deck nahe der Stelle, wo ihr Ehemann an den Mast gefesselt stand. Vom Regen und dem über das Deck wogenden Meereswasser bis auf die Haut durchnäßt, tat der junge Hexer, was er konnte, um Zohra warm und trocken zu halten, indem er sie mit einer Plane bedeckte und sie in den Schutz der hohen Elfenbeinkrüge legte. Doch Khardan würdigte die bewußtlose Frau nicht einmal eines Blicks.
    Nachdem er für Zohra getan hatte, was er konnte, setzte Mathew sich selbst zwischen zwei geschnitzten Holztruhen, um nicht mit dem Schlingern des Schiffs ständig umherzurutschen. Der junge Mann war durchnäßt, niedergeschlagen und völlig verängstigt, während er den benommenen Khardan mit bitterem Zorn musterte.
    Das kann er mir doch nicht antun! dachte Mathew. Er ist der Krieger. Eigentlich sollte er uns beschützen. Ich brauche ihn jetzt. Das kann er mir doch nicht antun!
    Was ist überhaupt mit ihm los? fragte Mathew vorwurfsvoll. Sicher, es war ein scheußlicher Anblick, aber er kennt doch Schlachtgetümmel. Bestimmt hat er Dinge gesehen, die ebenso grausig waren. Ich weiß jedenfalls, daß ich das getan habe…
    Die Erinnerung an John, wie er auf dem Sand kniete, an Kibers blitzendes Schwert im Sonnenlicht, an das warme Blut, das auf Mathews Gewänder spritzte, an den Kopf mit den leblosen Augen, der über den Sand rollte. Tränen raubten Mathew die Sicht. Er ließ den Kopf hängen, ballte die Hände zu Fäusten.
    »Ich habe Angst! Ich brauche dich! Du bist doch angeblich stark! Ich nicht! Wenn ich schon mit diesem… diesem Grauen fertig werde, wieso kannst du es dann nicht auch?«
    Wäre Mathew älter gewesen und hätte er nüchtern nachdenken können, so hätte er seine verzweifelte Frage selbst beantwortet. Denn er hatte eben nicht mitangesehen, wie die Ghule die hilflosen Sklaven angriffen und verschlangen. Khardan aber hatte es getan, und wenn es für Mathew auch keinen großen Unterschied zu machen schien, ob man einem Menschen ein Schwert in die Eingeweide stieß oder Fangzähne in seine Kehle versenkte, so reagierten Kopf und Herz des Kriegers anders darauf. Das eine war ein ehrenvolles Ende. Das andere war ein grauenerregender Tod durch Geschöpfe des Bösen, Geschöpfe der Magie.
    Magie. Wenn Mathew darüber nachgedacht hätte, hätte er erkannt, daß Magie den Schlüssel darstellte – einen Schlüssel zu der Truhe von Khardans tiefsitzendsten Ängsten.
    Für den Nomaden war die Magie eine Gabe der Frauen – ein Werkzeug, das man verwendete, um zahnende Säuglinge und Pferde im Sandsturm zu beruhigen, um das Zelt gegen Wind und Regen zu schützen, die Kranken und Verwundeten zu heilen. Magie war die Magie der Unsterblichen, also die Magie des Gotts – die erderschütternde, windtosende Magie von Akhrans Ifrits. Das wundersame Kommen und Gehen von Akhrans Dschinnen. Das war die Magie, die Khardan verstand, so wie er das Aufgehen der Sonne verstand, das Fallen des Regens, das Wandern der Dünen.
    Doch die schreckliche böse Magie, deren Zeuge Khardan geworden war, überstieg sein Fassungsvermögen. Ihr Grauen schlug sich in den Verstand wie kalter Stahl, zerschmetterte die Vernunft, zerstob den Mut wie Blut. Für Khardan waren Ghule des Meddahs Wesen, die von Sul beherrscht waren und jede beliebige menschliche Form annehmen konnten, aber eine besondere Vorliebe dafür hatten, sich in junge, schöne Frauen zu verwandeln. Einsam und verirrt durch die Wüste streifend, pflegten sie nichtsahnende Reisende dazu zu verlocken, ihnen zu helfen, um danach ihre Erretter zu ermorden und zu verschlingen.
    Für Mathew dagegen waren Ghule Dämonen, wie man sie in Lehrbüchern studieren konnte. Er kannte die verschiedenen Möglichkeiten, sie zu beherrschen, er wußte, daß diese Untoten für jeden Dienst, den sie den Lebenden erwiesen, ihren Lohn verlangten: warmes,
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