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Die Riesin Arachna

Die Riesin Arachna

Titel: Die Riesin Arachna
Autoren: Jurij Kusnezow
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außen die Tür frei. Die Büsche und Bäume ringsum sahen aus, als hätte man sie in Ruß getaucht.
    In einiger Entfernung zog sich die Spur des Tunnels hin, weiter hinten war sogar seine Öffnung zu erkennen.
    »Der Tunnel ist nähergerückt«, sagte Ol. »Es sieht fast so aus, als wollte er uns einladen. Wir sollten bald aufbrechen.«
    »Manchmal glaube ich wirklich, ein Schutzgeist hält seine Hand über uns«, erwiderte Vi. »Erinnerst du dich an den Kopf mit den großen starren Augen, No, der uns auf der Erde, auf diesem Felsen im Meer beobachtet hat? Wir wurden kurz darauf auf wundersame Weise gerettet, als wir fast am Ertrinken waren.«
    »Und ob ich mich erinnere«, No nickte heftig. »Ich träume sogar davon. Kürzlich sahen mich diese Augen wieder an, und zwar durchs Wasser, wie aus einem Aquarium. Der Kopf aber gehörte zu einem Schlangenleib, der gar nicht enden wollte.«
    »Eine Riesenschlange in einem Aquarium«, rief Viola, »du hast vielleicht Träume!«
    Und Mo ergänzte:
    »Wenn mal nicht du in dem Aquarium eingesperrt warst, und die Schlange war draußen. Für sie hat es bestimmt so ausgesehen.«
    Ol aber war aufmerksam geworden:
    »Ein riesiger Kopf, ein unendlich langer Schlangenleib und starre große Augen? Das ist nicht einfach ein Traum oder etwas, das ihr euch nur eingebildet habt. Auf der Erde, im Zauberland, habe ich davon gehört. Ihr wißt schon, dort wo es den Weisen Scheuch gibt, den Eisernen Holzfäller und den Tapferen Löwen. Die Bewohner nennen das Tier die Große Glua und schreiben ihr Wunderkräfte zu. Es soll in unterirdischen Gefilden leben.«
    »Aber das klingt ja fast wie ein Märchen«, sagte Viola.
    »Es gibt vielleicht mehr Märchen im Leben, als wir manchmal denken«, erwiderte Ol. »Sie vermischen sich mit der Wirklichkeit und helfen uns zu überleben.«
    Während sie sich unterhielten, waren schweigend die drei Flugmolche nähergekommen. Es sah aus, als würden sie zuhören.
    »Schau dir unsere Freunde an«, sagte Vi. »Daß sie uns heute früh vor dem Sturm gewarnt und daß wir sie hier überhaupt angetroffen haben, ist auch so ein Märchen.«
    »Jedenfalls sind mir die Flugmolche nicht so unheimlich wie diese große Glua«, erklärte No.
    »Man kann sie richtig liebhaben«, fügte Mo hinzu und streichelte den, der ihm am nächsten war.
    Ol dachte daran, daß er anfangs beinahe der Versuchung erlegen wäre, eins der Tiere einzufangen, um es zu verspeisen, und schwieg deshalb lieber.
    Am nächsten Morgen rüsteten sie zur Abreise. Sie verschlossen und verriegelten das Haus wie immer, wenn sie es verließen. Dabei waren sie fest davon überzeugt, nicht mehr hierher zurückzukehren.
    »Wie oft bin ich schon von hier zur Erde aufgebrochen«, sagte Ol, »diesmal fällt es mir am leichtesten.«
    »Uns auch«, bestätigten Mo und No. »Bloß daß wir uns trennen müssen, ist schlimm.«
    »Bis zum Elmenland können wir noch zusammenbleiben«, tröstete Vi. »Danach stellt Ol den Skaphander so ein, daß ihr in eure Zeit kommt. Dann findet ihr eure Familien wieder. Sollte es aber nicht klappen, fliegt ihr einfach zurück zur Vergangenheit der Irena. Zu uns!«
    »Wie auch immer, wir sehen uns bestimmt wieder. Wär doch gelacht«, sagte Viola tapfer und wischte sich eine Träne aus dem Auge.
    Auch die Flugmolche waren zur Verabschiedung gekommen. Sie zogen kleine Kreise über ihren Köpfen, und der eine stieß das Mädchen sacht mit dem Kopf an.

    »Er fordert dich zu einer Abschiedsrunde auf«, sagte Ol. »Versuch’s doch mal, soviel Zeit haben wir noch.«
    Tatsächlich glitt der Molch zu Boden, als wollte er diese Worte bestätigen. Viola legte sich auf ihn, mit gespreizten Armen und Beinen, wie auf ein Schlauchboot.
    Vorsichtig erhob sich das Tier in die Luft und drehte eine Runde mit dem Mädchen. Dann setzte es sie behutsam wieder ab.
    »Die haben sich an uns gewöhnt wie wir an sie«, Vi war überrascht. »Man könnte direkt von vernunftbegabten Wesen sprechen.« Und sie fügte traurig hinzu:
    »Lebt wohl, es muß sein!«
    »Lebt wohl, lebt wohl!« riefen alle andern.
    Die Flugmolche wiegten sich wie zur Entgegnung in Kopfhöhe und schwebten dann gemessen davon.
    Der Tunneleingang war erreicht, der Sog diesmal lange nicht so stark wie sonst. Dennoch wurden sie im Nu erfaßt und ins Innere entführt. Die grauen staubigen Ebenen der verwüsteten Irena, aber auch der Hügel mit dem Gebüsch, das ihr Haus überwucherte, und der grünschimmernde Tümpel blieben endgültig hinter
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