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Die Riesin Arachna

Die Riesin Arachna

Titel: Die Riesin Arachna
Autoren: Jurij Kusnezow
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konnte man besonders weit sehen.
    Die Landschaft wirkte nicht weniger verlassen als sonst und hatte doch etwas Majestätisches. Da waren die graubraunen Dünen, von früheren Stürmen aufgetürmt und zum Teil als Wanderdünen in ständiger Bewegung, da war die flirrende Ebene, und da hoben sich, fern am Horizont, die Berge ab. Ihre Umrisse waren normalerweise nicht zu erkennen.
    Dann ging es los. Am Himmelsrand stieg ein unscheinbares leichtes Wölkchen auf. Es wuchs, wurde zusehends dichter und dunkler, füllte sich in unglaublicher Geschwindigkeit mit Millionen, ja Milliarden feinster Sandkörnchen auf, um sich schließlich zu einer gewaltigen Windhose zu entwickeln. Schwarz und unheilvoll fegte sie, brausend und mit zerstörerischer Kraft, übers Land.
    Dieser Wirbelsturm raste auf sie zu und tobte schon bald in unmittelbarer Nähe. Er sog alles in sich ein, was ihm in den Weg kam: die Dünen, die Steine und die Sonne mit ihrem Licht. Ringsum wurde es stockfinster.
    Ehe sie sich’s versahen, hatten Ol, Viola und Mo kratzenden Staub im Mund und nicht genug Hände, um Nase, Augen und Ohren zu schützen. Schneller als sie es verlassen hatten, flüchteten sie ins Haus zurück.
    Schließlich, nachdem sie die Tür fest hinter sich verriegelt hatten, saßen die fünf im Wohnzimmer um den Kamin versammelt und streichelten beruhigend die Flugmolche. Dabei waren sie selbst aufs höchste besorgt, und zwar nicht nur wegen des Sturms. Sie fragten sich, wie es mit ihnen weitergehen sollte.

 
ABSCHIED VON DER IRENA
    Was die Tiere betraf, so war die Sache klar: Der Planet, ob nun gut oder schlecht, bevölkert oder ausgestorben, war ihr Zuhause. Sie hatten sich nicht aussuchen können, wo sie geboren wurden und lebten, mußten sich den Gegebenheiten hier anpassen.
    Bei den Menschen dagegen verhielt es sich anders. Sie konnten sich entscheiden, mußten es sogar. Der Sturm hatte es ihnen deutlich vor Augen geführt. Mit seiner ungeheuren zerstörerischen Kraft hatte er ihnen bewiesen, daß sie sich hier auf Dauer nicht behaupten würden.
    Ol, dem plötzlich bewußt wurde, daß sie wertvolle Zeit verstreichen ließen, erschrak.
    »Die Tunnel verschieben sich unaufhaltsam«, sagte er zu Vi, »vielleicht sind sie für uns schon bald nicht mehr erreichbar. Dann müssen wir hierbleiben, werden über kurz oder lang in all dem Sand zugrundegehen. Ihr als Elme überlebt zwar, bleibt aber einsam zurück. Das will sicherlich keiner von uns.«
    »Du hast recht«, erwiderte Vi, »wir verhalten uns wirklich unvernünftig. Aber was sollen wir tun? Selbst wenn es uns gelingen würde, in unsere alte Welt zurückzukehren, hätten wir nicht viel erreicht. Die Zerstörung zu Hause ist ja schon in vollem Gange.«
    »Das mit dem Tunnelbau ist total falsch gelaufen«, sagte Ol nachdenklich. »In ihrer Gier, die Erde zu unterwerfen, haben die Massaren alles unterhöhlt. Man müßte in die Vergangenheit der Irena zurückkehren und die Sache von Anfang an besser machen.«
    »Du träumst. Wie willst du zurück in unsere Vergangenheit gelangen?«
    »Es gibt eine Möglichkeit«, erklärte Ol. »Noch scheint ja die Verbindung zur Erde zu existieren, wie ihr vor kurzem selber feststellen konntet. Offenbar würden wir auch dort in eine frühere Epoche geraten, doch das muß nichts schaden. Im Gegenteil, auf diese Weise könnten wir wahrscheinlich zu jener Irena zurückkehren, auf der noch alles in Ordnung war.«
    »Das wäre großartig«, stimmte Vi zu. »Bereits im Elmenland würden No und ich uns wieder in Menschen verwandeln. Oder wir wählen alle fünf eine andere Gestalt, um uns den Bedingungen auf der Erde anzupassen.«
    »Aber ich möchte nicht noch mal in dieses Meer geraten«, wandte No ein. »Es war nicht gerade angenehm, von dem eiskalten Wind gepackt und von den Wellen herumgewirbelt zu werden.«
    »Du und dein Bruder, ihr bekommt den Skaphander«, erklärte Ol. »Damit könnt ihr endlich Atlantis suchen.«
    Dieser Gedanke war sehr verlockend für die beiden Jungen. Es würde ein aufregendes Abenteuer werden, an dessen Ende das Wiedersehen mit all ihren Verwandten und Freunden stand. An die Gefahren freilich dachten sie weniger, deshalb stimmten sie eifrig zu.
    Inzwischen hatte sich der Sturm wieder gelegt. Er war so unvermittelt zur Ruhe gekommen, wie er begonnen hatte. Doch hatte er solche Mengen Staub gegen Tür und Fenster geweht, daß Ol, Viola und Mo fast nicht aus dem Haus gekommen wären. Ol kletterte durch eine Dachluke und schaufelte von
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