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Die Reisen des Mungo Carteret

Die Reisen des Mungo Carteret

Titel: Die Reisen des Mungo Carteret
Autoren: Gisbert Haefs
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unvorstellbar intensiven Formen des Lustgewinns (vgl. Stichwort »orgasmische Hibernation« unter 511 b); zur Fortpflanzung müssen sich jedoch Angehörige aller fünf Geschlechter zu einem penton zusammenschließen. Erst dann werden lebensfähige Sporen erzeugt. Es hat jedoch Jahre gegeben, in denen auf ganz Setebos nur vier oder sogar nur drei Geschlechter zu finden waren. Hypothesen über Zusammenhänge zwischen diesem Phänomen und Dingen wie Ernährung, Witterung, Sonnenaktivität o. ä. führten bisher zu nichts …
    Neben der Erstellung eines bizarren Korpus von mündlicher Literatur (gestützt auf ein Kollektivgedächtnis) und der auch durch Schwingungsmodulatoren nicht erfaßbaren Komposition umfangreicher Tonwerke gibt es auch Skulpturen, Bodenritzungen, Felsschnitzereien etc.; die feinen astähnlichen Tentakel der qlf könnten sie zu den besten und teuersten Mikromechanikern des Commonwealth machen. Daran sind die qlf jedoch völlig desinteressiert; ihr Lebensziel scheint ausschließlich Lustgewinn und die wandernde Suche nach den vier anderen Geschlechtern zu sein …
     
    Carteret fragte sich, was die kleine bedürfnislose Rasse mit den ungeheuren Geldsummen anstellen mochte, die jedes Jahr von den Prospektorfirmen gezahlt wurden. Vielleicht bezogen sie exotische Genüsse aus der Gala xis; andererseits hatten die qlf offenbar selbst bei der Nahrungssuche Lustgefühle. Den Unterlagen zufolge wanderten sie auf Pseudopodien über die Festländer ihrer Welt, bildeten bei Bedarf Wurzeln aus und steckten diese ins Erdreich, nahmen Flüssigkeit und Nährstoffe auf, entdeckten aber auch unverdauliche Edelablagerungen wie Metalladern o. ä., und diese Entdeckung verursachte Spasmen, deren Lösung mit einem Humanorgasmus verglichen wurde. (Empfindungen bei sexuellen Kontakten mit anderen qlf seien, wie mehrfach wiederholt wurde, unvergleichlich.) Hier fand Carteret auch die rätselhaften »Libidetektoren«, von Mitarbeitern spöttisch auch »Abgänger« genannt: Einzelne qlf verließen gelegentlich Setebos und bereisten fremde Welten, meist im Auftrag von Prospektoren, um dort ihrer Lust zu frönen und verborgene Edelmetallvorkommen zu »wittern«.
    Am späten Nachmittag, immer noch bei Kaffee und Calvados, rang er sich dazu durch, den Auftrag anzunehmen, teils aus Interesse an der Fremdartigkeit des Verschollenen, teils aus einer Art Verzweiflung. Er informierte die Setebos-Residenz auf Gaia per kompakt von seinem Beschluß; danach ließ er den Moloch die Sektorzentrale des SIC auf Shamash anwählen.
    »Dringendes Gespräch für legat Qorba Salibi«, sagte der kompakt .
    Leutnant Salibi, über Papier brütend, meldete sich. »Ja, was zum Teufel?« Er blickte nicht einmal hoch.
    »Mungo an Kobra.« Der alte Scherz schmeckte schal; es mochte auch an dem überladenen Kaffee liegen. Oder am Gemüt.
    »Ah, dom Carteret. Na, steht’s oder hängt’s?«
    »Es baumelt. Und selber?«
    Salibi rieb sich die Augen und deutete auf den Papierberg. »Es türmt sich. Du hast wahrscheinlich davon gehört …«
    Carteret schüttelte den Kopf.
    »Galaktischer Generaldung«, sagte Salibi. »Dieser Doppelschmuggel, XPD high speed – übles Rauschgift in hohlen Platinbarren, unterstützt von einem Dutzend korrupter SIC-Leute.«
    »Ach du grüne Grütze. Und du mußt das bearbeiten?«
    »Ja. Faß dich also bitte kurz; es sei denn, du hast einen neuen Witz zu erzählen.«
    Carteret grinste schwach. »Keine Zeit für neue Witze. Es geht um Setebos. Hast du mir das eingebrockt?«
    »So ungefähr. Nett, oder? Strünke hast du bisher noch nie gesucht.« Salibi beugte sich vor. »Wir, damit meine ich den SIC, können nichts tun. Wenn wir nämlich feststellen, daß dieser verschwundene Kaliban was Böses getan hat, oder daß er umgebracht wurde oder so, müssen wir die üblichen Schritte einleiten. Setebos will aber nur wissen, was mit ihm passiert ist – keine Strafsache, nichts. Also haben sie ihn nicht mal als vermißt gemeldet.«
    »Hast du einen Tip für mich?«
    Salibi breitete die Arme aus. »Nix, Junge. Letzter bekannter Aufenthaltsort Shamash Delta, das ist alles.«
    »Das ist doch ein Satellit für Frachtumschlag, oder?«
    »Kluges Kerlchen. Vielleicht hat der Kaliban versucht, sich als Riesenporree verschiffen zu lassen. Keine Ahnung Mann.«
    Nach dem Ende des Gesprächs notierte Carteret das Wort Vakuum , versah es mit einem Fragezeichen und rief dann Pamela du Plessis in Atenoa an, wo es inzwischen früher Abend war. Über
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