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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)
Autoren: Anton Bärtschi
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Verbindungstür betreten werden. Natürlich war auch hier nichts mehr so, wie es gewesen war. Bett und Schrank standen zwar noch am gleichen Ort, doch waren sie mindestens ein Jahrhundert älter, als er sie in Erinnerung hatte. Trotzdem machte das Holz einen frischen Eindruck. Das kleine Schlafzimmer lag auf der Rückseite des Hauses und Martin trat neugierig ans Fenster, um einen Blick hinauszuwerfen. Außer einer Reihe Häuser am ansteigenden Hang und ein paar Bäumen war bisher nichts zu sehen gewesen. Ob sich auch hier die Umgebung verändert hatte?
    Die Häuser waren zwar noch da, mit roten Ziegeln, anstelle des weißen Mauerwerks, und auch ein paar Bäume waren zu sehen, doch etwas anderes dominierte nun den Ausblick aus dem Fenster. Unmittelbar hinter den Häusern erhob sich eine Felswand. Sie war viel näher als die auf der anderen Seite, aber ebenso dunkel und mächtig.
    »Unser hübsches Tal ist zur Schlucht geworden«, murmelte er. »Ein Kaff, eingeklemmt zwischen zwei unüberwindlichen Wänden.« Martin redete nicht nur gerne mit seinen Fischen, sondern auch mit sich selbst.
    »Vergiss die Gasmaske nicht!«, rief Isabelle vom Korridor her.
     

 
    ELIANE
     
    Martin wollte sich gerade dem Schrank zuwenden, da sah er aus den Augenwinkeln draußen vor dem Fenster eine Bewegung. Als er sich umdrehte und hinaus schaute, spielte sich vor seinen Augen eine unglaubliche Szene ab. Zwei zylinderförmige Maschinen auf Rädern und mit Greifarmen verfolgten eine Frau. Roboter, erkannte Martin sofort. Die zwei Verfolger waren einen Kopf kleiner als die Frau und sie sahen aus wie übergroße Konservendosen auf Rädern. Kleinere Konservendosen fungierten offensichtlich als ihre Köpfe. Sie hatten Kameralinsen als Augen und aus ihren Metall-Ohren schoss weißer Rauch. An vielen Stellen waren sie provisorisch zusammengeflickt, erkannte er mit dem Blick des passionierten Tüftlers. Die Frau trug ein hellbraunes Korsett, ihre nackten Schultern bedeckte ein Cape. Dazu einen langen schwarzen Rock, der sie sichtlich auf ihrer Flucht behinderte. Aber vielleicht waren auch die hochhakigen Schuhe daran schuld, dass sie nicht schneller vorwärts kam und immer wieder strauchelte. Ihre Haare waren rübenrot und sie trug eine Schweißerbrille mit einem roten und einem grünen Glas.
    Die beiden Roboter hatten die Frau beinahe eingeholt und schnappten mit ihren Greifarmen nach ihr. In ihrer Verzweiflung hob sie einen Stein hoch und schleuderte sie nach den Maschinen. Martin konnte das scheppernde Geräusch trotz des geschlossenen Fensters hören, als sie einen der zylindrischen Maschinenkörper traf. Die Wucht des Treffers ließ den Roboter umkippen, doch der andere half ihm wieder auf die Räder. Die beiden Verfolger ließen sich dadurch nur kurz aufhalten und rollten weiter auf die Frau zu. In diesem Augenblick erblickte sie Martin hinter dem Fenster. Darauf änderte sie ihre Fluchtroute und kam direkt auf ihn zu. Ob sie Hilfe von ihm erwartete? Doch was sollte er tun? Er hatte keine Waffe und mit bloßen Händen gegen Roboter anzugehen, schien ihm ein hoffnungsloses Unterfangen. Ihre Greifarme mit den scherenförmigen Klauen sahen gefährlich aus. Doch da kam ihm das komische Ding in den Sinn, das nun anstelle der Aquarium-Steuerung auf dem Basteltisch lag. Ætherpistole, hatte es seine Mutter genannt, und tatsächlich sah das Teil aus wie eine Pistole: eine Kreuzung zwischen einem alten Vorderlader und einer Strahlenwaffe aus einem SF-Film. Martin eilte hinüber in sein Bastelzimmer. Die Ætherpistole lag noch immer auf dem Tisch. Sie war aber nicht vollständig, vermutete er, einige Teile lagen daneben: Rädchen, Federn und eine Ampulle mit einer giftgrünen Substanz.
    »Vielleicht macht sie den zwei Konservendosen trotzdem Eindruck«, sagte er sich, nahm sie auf und rannte zurück ins Schlafzimmer. Dort hatte die Entwicklung eine dramatische Wendung genommen. Die Frau stand direkt vor dem Fenster und klopfte an die Scheibe. Mit einem Regenschirm wehrte sie die Klauen der Maschinen ab. Einer der Roboter bekam den Schirm zu fassen und riss ein taschentuchgroßes Stück des schwarzen Stoffs heraus.
    »Hilf mir, verdammt nochmal!«, schrie die Frau. Ihrem Gesicht nach musste sie noch sehr jung sein, stellte Martin fest. Allerdings konnte er ihre Augen nicht sehen, hinter den farbigen Gläsern der Schweißerbrille. Die Situation erlaubte kein langes Abwägen, ohne zu Zögern öffnete Martin das Fenster und richtete die Waffe auf
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