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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)
Autoren: Anton Bärtschi
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zu der Fensterfront am Ende der Halle. Sie war leicht geschwungen und das bläuliche Glas reichte von der Decke bis zum Boden. Davor war ein Geländer aus rostfreiem Stahl angebracht. Die Aussicht war fantastisch. Unter ihnen das Häusermeer von Orb und nicht weit über ihnen die Unterseite des Weltenschiffes, das sich wie ein Dach über die Stadt spannte. In der Ferne war sogar das Trassee des Eisexpresses zu sehen, das am Ufer eines Sees entlangführte. Martin bemerkte auch einige Bäume und sogar kleinere Waldstücke am Stadtrand. Die Gegend war nicht so kahl, wie sie während der Fahrt mit dem Schlepper ausgesehen hatte.
    »Martin, darf ich dich mit der Kaisern bekannt machen«, sagte Eliane an seiner Seite. Erschrocken wandte er den Blick von der Fensterfront ab. Vor ihm stand eine Frau mittleren Alters. Sie trug ein elegantes, schwarzes Kleid und musterte ihn aus grün gesprenkelten Augen. Erstaunt bemerkte Martin, dass sie keine Krone trug, wie er erwartet hatte, sondern einen fantasievollen schwarzen Hut mit den obligaten Goggles.
    »Mutter, darf ich dir Martin vorstellen, meinen treuen Begleiter auf dem letzten und schwierigsten Teil meiner Reise.«
    Martin war baff. Das hatte er nicht erwartet. Eliane war die Tochter der Kaiserin. Mit einem Schlag wurde ihm nun vieles klar. Kleine Details, die sein Gedächtnis gesammelt hatte, ohne sie einordnen zu können, fügten sich plötzlich zu einem Bild.
    »Ein Knicks, sei höflich«, flüsterte ihm Eliane zu.
    Martin verneigte sich. Da kicherte Eliane und die Kaiserin streckte ihm ihre Hand entgegen. Sollte er sie schütteln oder küssen? Schon mit gewöhnlichen Frauen hatte er seine liebe Mühe, doch Kaiserinnen waren nochmals eine Klasse für sich. Unbeholfen ergriff er ihre Hand.
    »Willkommen in Orb«, sagte die Kaiserin. »Du hast viel für meine Tochter getan, wie ich gehört habe. Doch nicht nur das. Ihr scheint euch auch nähergekommen zu sein.« Sie lächelte bei diesen Worten und Martin errötete wieder. Dann wandte sie sich zu der illustren Gesellschaft. Die Gespräche verstummten augenblicklich und alle Blicke der Anwesenden richteten sich auf sie.
    »Ladies und Gentlemen, wie Sie wissen, ist meine Tochter, die Eisprinzessin von Orb, Lady Eliane, von einer langen und beschwerlichen Reise zurück gekehrt. Zu unser aller Glück in einem entscheidenden Augenblick. Sie hat den Widerstand gegen die Rebellen, die den Geheimdienst infiltriert hatten, organisiert und konnte so das schreckliche Schicksal abwenden, das uns allen zugedacht war. Durch ihr mutiges und geschicktes Eingreifen wurde Orb gerettet. Aber auch ihren Begleitern, die an ihrer Seite gekämpft haben, gebührt unser Dank. Allen voran diesem jungen Herren, Martin Dampfbusch, einem Verwandten von Simon Dampfbusch alias Flix Krok. Die Eisprinzessin hat den Wunsch geäußert, ihn in den Stand ihres persönlichen Beraters zu erheben. Ich habe dieser Bitte stattgegeben und ernenne hiermit Martin Dampfbusch zum ersten Berater unserer Eisprinzessin. Sir Dampfbusch, Sie erhalten mit dieser Funktion ebenfalls die Aufgabe, das Kommunikationsnetz von Orb zu verbessern und zu erweitern. Wie ich gehört habe, sind Sie ja in elektrischen Dingen recht gut bewandert.«
    Die Gesellschaft klatschte Beifall und Martin bedankte sich mit einer tiefen Verbeugung bei der Kaiserin.
    »Sir Dampfbusch ist nicht der Einzige, den wir heute im kaiserlichen Hof willkommen heißen wollen. Auch Thomas Vanderbilt verdient unsere Hochachtung. Sein Eingreifen im Eisexpress hat wesentlich zur Zerschlagung der Rebellion beigetragen. Hiermit ernenne ich Sir Vanderbilt zum neuen Chef des Geheimdienstes.«
    Die Leute klatschten ebenfalls Beifall und Alexandra ließ die Leine locker, damit sich auch Thomas bei der Kaiserin bedanken konnte. Verwundert stellte Martin fest, dass sich offenbar niemand daran stieß, dass der neue Geheimdienstchef von einer Frau an der Leine geführt wurde.
    Martin und Thomas gratulierten einander zu ihrer Aufnahme in den Hofstaat. Alexandra schien schon etwas beschwipst vom Wein, den die mechanischen Kellner ausschenkten, und trat Thomas immer wieder mal ans Bein. Nach einer Weile nahm Eliane Martin zur Seite und sagte:
    »Es ist Zeit, dass wir uns in unsere Gemächer zurückziehen, es gibt viel zu besprechen.«
    »Ich werde bei dir im Palast wohnen? Ist das nicht etwas zu intim für einen Angestellten?«, fragte Martin mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht.
    »Du bist für mich viel mehr als nur mein
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