Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)
Autoren: Anton Bärtschi
Vom Netzwerk:
Eliane in Stonehenge die Geheimdienstler ausgeschaltet hatte: Mit einem Treffer ihrer Wurfsterne in den Hals. Offenbar hatte sie genau gewusst, wo die verletzliche Stelle bei den Schlapphüten war.
    Die Lokomotive abzukoppeln war ein Leichtes. Thomas erledigte dies mit wenigen Handgriffen. Dann nahm er den Mikromechanischen aus dem Skelett des Läufers.
    »Wieso hat eigentlich der Express angehalten?«, wollte Martin noch wissen. »Wollte man uns an Bord gelangen lassen, um uns auszuschalten?«
    Thomas lächelte wieder sein unschuldiges Kaninchenlächeln.
    »Nein, ich habe ihn gestoppt, als ich den Schlepper gesehen habe. Ich bin als blinder Passagier mitgefahren und habe mich in der Lokomotive versteckt. Als ich euch kommen sah, habe ich eine Chance gesehen, das Blatt zu wenden.«
    Er wünschte Martin eine gute Reise und schärfte dem Läufer ein, gut auf ihn aufzupassen. Dann eilte er mit dem Mikromechanischen zurück in den Zug.
    Als der Läufer den Steuerstand betrat, sahen sie den mechanischen Lokomotivführer in einer Ecke liegen. Er hatte ein großes Einschussloch im Brustblech.
    »Er hat ihn ausgeschaltet und seine Stelle übernommen«, brummte Martin. »Wenn er gewollt hätte, hätte er die Lokomotive schon in der Eisebene abkoppeln können.« Was wohl geschehen wäre, wenn sie nicht mit dem Schlepper gekommen wären? Da durchzuckte ihn ein starker Schmerz. Er kam aus seinem Unterleib, drückte ihm das Herz zusammen und brandete in sein Hirn. Martin verlor das Bewusstsein.
     

 
    GÖTTERDÄMMERUNG
     
    Das Erste was Martin sah, als er erwachte, war ein schwarzes pelziges Wesen mit einem Katzengesicht, das ihn aus großen Augen aufmerksam beobachtete. Es saß neben ihm auf dem Bett, in dem er lag. Der Raum war größer als sein Schlafzimmer zu Hause, weiß getüncht und ohne jedes Mobiliar, von einer seltsamen Maschine abgesehen, die ratterte und blinkte und von der drei fingerdicke Schläuche unter seiner Bettdecke verschwanden.
    Martin versuchte sich zu erinnern und allmählich tauchten Bruchstücke von Erlebnissen in seinem Kopf auf und setzten sich zu einem Mosaik zusammen. Jetzt erkannte er auch das pelzige Wesen wieder.
    »Palastwandler«, sagte er und lauschte dem Klang seiner eigenen Stimme. Hatte er immer so geklungen? »Aber der Palastwandler ist tot. Er wurde von einem Pfeil aus einem Nagler getroffen, unten im Vorposten des … Mechanikums! Du musst ein anderer sein.«
    Szenen eines Kampfes tauchten in seinem Kopf auf. Eine Explosion, Funksprüche aus Victoria und Stonehenge.
    »Ich bin der Palastwandler«, sagte das katzenähnliche Wesen, »und ich bin nicht tot.«
    »Du wurdest doch von einem Nagler getroffen. War das nur ein Betäubungspfeil?«
    »Nein, es war tödliches Gift, aber mein Körper hat es neutralisiert. Wir Illusionisten haben einen Abwehrmechanismus gegen das Gift der Nagler. Das hat mir der Biomechaniker erklärt, der mich gefunden hat.«
    »Ein Biomechaniker?« Martin erinnerte sich an das Mechanikum in Victoria und den Rundgang mit dem alten Doktor. »Wo sind wir, Palastwandler?«
    »Wir befinden uns immer noch in Orb. Genauer gesagt in einem Rehabilitationszimmer des Vorpostens. Ich bin froh, dass du endlich aufgewacht bist. Ich habe lange auf diesen Augenblick gewartet.« Der Pelzige begann leise zu schnurren.
    »Der Vorposten. Wurde er nicht zerstört? Sind wir hier überhaupt in Sicherheit?«
    »Ja, wir sind in Sicherheit. Der Kampf ist vorüber. Die Rebellen wurden geschlagen. Sie haben vergebens auf Unterstützung gehofft. Die ist zwar eingetroffen, doch die Mechanischen, die aus dem Eisexpress kamen, haben sich gegen die Rebellen gestellt.«
    »Erstaunlich«, murmelte Martin. Vor seinem inneren Auge tauchten lange Reihen von schwer bewaffneten Mechanischen auf. Er war mitten durch sie hindurch gerannt. Nein, das stimmte nicht ganz: Der Läufer war mit ihm gerannt. Sie hatten ihn in ein Exoskelett geschnallt, das in Wirklichkeit ein intelligenter Roboter gewesen war. »Der Läufer, was ist mit ihm geschehen? Hat er mich hierhergebracht?«
    »Der Läufer hat seine Aufgabe gut gemacht und dich in Sicherheit gebracht.«
    »Ich war bewusstlos«, sagte Martin. »Ich habe nichts mitbekommen. Das letzte, an das ich mich erinnern kann, ist der zerschossene Mechanische im Steuerstand der Lokomotive.«
    Weitere Erinnerungsfragmente tauchten aus den Tiefen seines Gedächtnisses auf. Der Unfall mit dem Roten Handschuh. Seine verletzten Beine. Die Schmerzen, die Verzweiflung … und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher