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Die Reise Nach Helsinki

Die Reise Nach Helsinki

Titel: Die Reise Nach Helsinki
Autoren: Christiane Gibiec
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verdammt kompliziert, viel komplizierter, als es
das ohnehin schon
wäre.«          
    »Er ist ein hübscher und
warmherziger Mann, du hast eine gute Wahl getroffen.« In Minnas
Augen kehrte etwas Glanz zurück. »Lass uns sehen, was der Abend
heute bringt. Es ist Mittsommer, die Nacht der Nächte, die Nacht
der Liebe, der Wahrheit und was weiß ich nicht noch alles.
Vielleicht erscheint uns das grüne Licht, das die Geheimnisse
preisgibt.«
    Sie gingen am Saunahaus vorbei und
halfen Birrit, die dabei war, den Saunaofen zu heizen, Holzscheite
hineinzutragen. Die Tafel unter den Birken war mit weißem Leinen
eingedeckt, in der Küche bogen sich die Tische unter den Schüsseln
und Platten. Lina zog den letzten Kuchen aus dem Ofen, und Anna
berichtete ihr leise, was Minna gesagt hatte.
    Ab vier Uhr füllte sich der Garten,
zuerst mit den Soderberg-Söhnen Lasse und Ansgar, ihren Frauen und
ihren lärmenden Kindern, die ihre Großeltern sofort in Beschlag
nahmen. Dann traf voll froher Erwartung Terttu ein, schließlich die
Polizisten in eleganten Anzügen und modischen Krawatten. Eino
Plosila und Hugo Blank suchten mit den Augen immer wieder das
Grundstück ab, Emil Hohenstein, dessen Schnäuzer exakt gezwirbelt
in die Luft stach, ließ sich von ihrer Anspannung jedoch nicht
anstecken. Er war bestens gelaunt, entschlossen zu feiern und
leuchtete förmlich auf, als er Terttu begrüßte.
    Nach der Sauna setzten sie sich an
die Tafel, und Hugo beeilte sich, neben Anna zu kommen, die ihn
bereits misstrauisch fixiert hatte.
    »Ich habe Sehnsucht nach dir«, sagte
er leise an ihrem Ohr, »du bist die tollste Frau, die ich jemals
getroffen habe. Ich glaube, dass wir den Fall bald gelöst haben,
dann brauchen wir es vor niemandem mehr zu verbergen.«
    Sie schob ihre Hand unter dem Tisch
in seine und berichtete leise von ihrem Gespräch mit
Minna.
    »Was ist mit diesem russischen
Psychiater«, flüsterte sie, »welchen Eindruck hattest du von
ihm?« 
    »Einen sehr guten, er ist ein
netter, sehr sozial eingestellter Mensch. Er hatte ein Verhältnis
mit Minna, wusstest du das?«
    Anna riss die Augen auf und
schnappte nach Luft. »Das ist doch nicht wahr, das kann ich nicht
glauben. Hat sie es dir gesagt?«
    »Beide haben es gesagt, er sagt, er
liebt sie immer noch.«
    Minna und Lina saßen an der
entgegengesetzten Seite der Tafel und sahen herüber.
    »Ich fasse es nicht«, flüsterte
Anna, »welche Überraschungen wird es noch geben? Was wird jetzt mit
diesem Turi? Für mich ist es nicht einfach, dass ihr ihn laufen
lassen wollt.«
    »Das verstehe ich gut, aber es ist
das Beste, glaube mir. Er ist so krank, dass er einen Prozess gar
nicht mehr erleben würde. Dr. Skrijabin bringt ihn so bald wie
möglich nach Lappland. Du kannst es Frau Salander und Lina sagen,
verplappere dich aber um Gottes willen nicht Hohenstein gegenüber,
er ist der Letzte, der davon wissen darf.«
    Anna lehnte sich zurück. Ein lauer
Wind kam von der Ostsee und fuhr durch die hellblauen Seidenbänder
auf dem Tisch, die weißen, bestickten Servietten, die Gestecke aus
Lupinen und Margeriten. Zwischen den Schäfchenwolken des Himmels,
der sich seidig und grünlichblau über dem Laubdach der Birke
spannte, nickte Pekka und lächelte, blinkende Tropfen fielen
zwischen die leise raschelnden Rhododendronbüsche. Linas und Minnas
Gesichter glänzten hell.
    Das Festmahl begann, die Frauen
tranken Wein, die Männer pirtu mit Ausnahme von Eino und Hugo, die aufmerksam die
Umgebung im Blick behielten. Kommissar Plosila ging immer wieder
auf die Straße und an den Strand und sprach mit den dort
aufgestellten Posten. Als der Nachtisch gerade aufgetragen war,
riefen sie von der Straße nach ihm. Ein aufgeregter junger Polizist
hatte die Nachricht überbracht, Matte Turi sei geflohen und im
Stadtgebiet von Helsinki allein unterwegs.
    Eino informierte leise Hugo, als
Anna zum Haus gegangen war. »Riikka Turi hat gerade auf dem Revier
in der Innenstadt Vermisstenanzeige erstattet. Turi ist aus dem
Sommerhaus weggelaufen und, zumindest vermutet sie das, mit dem Bus
nach Helsinki gefahren. Sie ist unterwegs, um ihn zu suchen, sie
hat wohl auch schon Dr. Skrijabin informiert, aber sie hielt es
doch für besser, zusätzlich die Polizei einzuschalten.«
    »Warum so plötzlich?« Hugo war
erstaunt. »Das passt doch gar nicht zu ihr.«
    »Es könnte sein, dass Turi Zyankali
in der Tasche hat. Er hat eine Drohung gegen Fräulein Salander
ausgestoßen, sagt Fräulein
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