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Die Reise Nach Helsinki

Die Reise Nach Helsinki

Titel: Die Reise Nach Helsinki
Autoren: Christiane Gibiec
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reisen wollte. Hedwig
Döring war ja die Vermieterin von Fräulein Pasche und eine gute
Freundin von Bertha Wichelhaus. Ich habe meine Rückreise parallel
gebucht. Eigentlich war es nur eine Beruhigung für mein schlechtes
Gewissen«, flüsterte Oleg, »ich wusste ja, dass ich es nicht
wirklich würde verhindern können, wenn Matte noch irgendetwas
Teuflisches geplant hatte. Und ich konnte mir auch nicht die erste
Klasse leisten, deshalb konnte ich die Damen nicht die ganze Zeit
im Auge behalten.«
    »Warum sind Sie schon in Reval vom
Schiff gegangen und nicht erst in Helsinki?«
    »Ich hatte Angst, ich dachte,
vielleicht weiß die finnische Polizei schon alles und erwartet mich
am Anleger. Außerdem war mir klar, dass die deutschen Frauen mich
als suspekt empfinden mussten, so unvermittelt, wie ich immer
auftauchte. Ich habe dann in Reval Freunde besucht und bin erst
später nach Helsinki gefahren.«
    »Wo ist Herr Turi jetzt?«
    »Er ist in Helsinki, vor ein paar
Tagen ist er plötzlich bei mir aufgetaucht. Er hat Fieber, es geht
ihm schlecht, er wollte nicht allein in Lappland bleiben. Ich habe
ihn heute Riikka übergeben, und sie hat ihn mit in das Sommerhaus
einer Freundin genommen.«
    »Wissen Sie, wo das genau
ist?«
    »Nein, irgendwo an einem winzigen
See im Norden von Helsinki. Wie gesagt, es geht Matte gar nicht
gut, ich vermute eine Leukämie. Er hatte schon im Winter
geschwollene Lymphknoten, jetzt sind auch die Milz und die Leber
nicht mehr in Ordnung, er ist sehr erschöpft, er isst auch so gut
wie nichts mehr. Ich denke, dass seine Tage gezählt sind«, sagte
Oleg leise. »Am liebsten würde ich ihn nach Lappland bringen, damit
er dort sterben kann, ich würde Ihnen jede Garantie geben, dass er
kein Unheil mehr anrichtet.«
    »Wissen Sie, ob er noch das Zyankali
hat?«
    »Er weicht dieser Frage aus. Ich bin
in ihn gedrungen, wie ich konnte, und habe auch seine Sachen
durchsucht, aber ich habe nichts gefunden.«
    Eino Plosila trommelte mit den
Fingern auf den Tisch. Eigentlich müsste er unverzüglich den
Polizeipräsidenten informieren, der eine Großfahndung auslösen
würde. Mit der Folge, dass Turi, wenn er überhaupt noch so lange
lebte, wegen Mordes vor Gericht gestellt und nach Sibirien verbannt
würde. Vielleicht würde man einen liberalen Verteidiger finden,
aber ganz bestimmt keinen Richter, der einem Lappen, der ein Paket
mit Zyankali durch die Welt geschickt hatte, Schuldunfähigkeit
attestierte. Und selbst dann wäre ihm die lebenslange Verwahrung in
einer Anstalt sicher. 
    Plosila gab Hugo ein Zeichen, und
sie gingen in den Nebenraum, um sich zu besprechen.
    »Das tyttö kommt auch noch dran«, sagte
Hugo, »wir müssen auf Anna aufpassen. Allerdings sieht ja alles
danach aus, als sei er gar nicht mehr in der Lage, jemandem
gefährlich zu werden.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Eino
zögernd, »ob wir eine Großfahndung in Gang setzen sollen, unsere
Vorgesetzten würden das von uns erwarten.«
    »Wenn du mich fragst, bin ich
dagegen«, sagte Hugo, »ich weiß nicht, was es bringen soll, außer
dass es Angst und Schrecken dieses Mannes noch vergrößert. Meinst
du nicht, wir sollten das Angebot, dass Skrijabin ihn nach Lappland
bringt, annehmen? Nach meinem Gefühl wäre es die beste Lösung. Er
müsste es nur sofort tun.«
    »Und was sagen wir Kommissar
Hohenstein und dem Polizeipräsidenten von Helsinki? Der
interessiert sich nämlich inzwischen brennend für den Fall, nachdem
er ihm am Anfang völlig egal war.«
    Eino wiegte unschlüssig den
Kopf.
    »Außer den Beteiligten weiß niemand,
dass er wieder hier ist, wir müssen es auch nicht wissen. Die
Hauptsache ist doch, dass wir dafür sorgen, dass Turi sobald wie
möglich nach Lappland kommt.«
    Eino überlegte eine Weile, dann
hielt er Hugo die Hand hin.
    »So machen wir es. Allerdings steht
unser beider Laufbahn auf dem Spiel, wir dürfen nichts
verraten.«
    »Das tun wir nicht.« Hugo schlug
ein. »Wir sind doch taktisch geschulte Kriminalbeamte. Wir werden
Skrijabin weiter beschatten und persönlich überwachen, dass er
zusammen mit Turi den nächstmöglichen Zug nach Lappland nimmt.
Außerdem behalten wir Minna Salander und das Haus der Soderbergs im
Auge, da kann eigentlich nichts passieren.«
    Sie teilten Oleg Skrijabin ihre
Überlegungen mit. Er wollte versuchen, Kontakt zu Riikka zu
bekommen, die angekündigt hatte, sofort nach dem Johannisfest mit
Matte wieder nach Helsinki zurückzukehren.
    »Also spätestens übermorgen
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