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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante
Autoren: Stephan Puchner
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erster Linie ein politisches Instrument ist, dessen Bedeutung durch eine lächerliche Eifersucht niemals geschmälert werden kann. Der Erfolg der politischen Begegnungen in Wasserburg und Mühldorf verdankt sich nicht zuletzt der Präsenz dieses bislang in Österreich unbekannten Tieres, das Maximilian der Zweite zur Freude seiner Untertanen, der einfachsten wie der gewichtigsten, aus dem Hut gezaubert zu haben scheint. Dieser letzte Teil der Reise des Elefanten wird auf der ganzen Strecke ein einziges, sich wie über eine Zündschnur von Stadt zu Stadt verbreitendes Jubelgeschrei sein, eine Inspiration für Künstler und Dichter, die sich mit Bildern und Drucken, mit Gedenkmedaillen oder poetischen Widmungen hervortun wie jene des bekannten Humanisten Caspar Bruschius, die dem Rathaus von Linz gewidmet ist. Und da gerade von Linz die Rede ist, wo die Kolonne ihre Schiffe, Boote und Flöße verlassen wird, um den Rest des Weges zu Fuß zurückzulegen, wird bestimmt jemand wissen wollen, warum der Erzherzog nicht weiterhin den bequemen Flussweg wählte, zumal genau die Donau, die sie nach Linz brachte, sie auch nach Wien hätte bringen können.So zu denken heißt, naiv zu sein oder, schlimmer noch, keine Ahnung zu haben von der Bedeutung einer wirkungsvollen Werbung für das Leben der Nationen im Allgemeinen und die Politik und andere Handelsgeschäfte im Besonderen. Stellen wir uns einmal vor, Erzherzog Maximilian von Österreich beginge den Fehler, im Flusshafen von Wien, ja, Sie haben richtig gehört, im Flusshafen von Wien, an Land zu gehen. Nun, die Häfen, ganz gleich ob groß oder klein, ob am Fluss oder am Meer gelegen, haben sich noch nie durch Ordnung und Sauberkeit ausgezeichnet, und wenn sie auch gelegentlich mal den Anschein von organisierter Normalität machen, sollte man dennoch wissen, dass dies nichts anderes ist als eine der unzähligen, nicht selten widersprüchlichen Abbildungen des Chaos. Stellen wir uns also vor, der Erzherzog ginge mit seiner ganzen Kolonne einschließlich des Elefanten an einem mit allerlei Kisten, Säcken und Ballen übersäten Kai von Bord, wie sollte er da inmitten all dieses Mülls und des störenden Menschengewimmels seinen Weg zu den neuen Alleen finden und seinen großen Auftritt vorbereiten. Das wäre eine traurige Ankunft nach über dreijähriger Abwesenheit. So weit wird es nicht kommen. In Mühldorf wird der Erzherzog seinem Intendanten den Befehl erteilen, ein dem Anlass oder den Anlässen entsprechendes Empfangsprogramm für Wien auszuarbeiten, wobei der eine natürlich die Ankunft seiner eigenen Person und die der Erzherzogin ist, der andere die jenes Naturwunders, das der Elefant Soliman darstellt, welches die Wiener ebenso in Erstaunen versetzen wird wie all die Menschen in Portugal, Spanien und Italien, Länder, die, wie man gerechterweise sagen muss, nicht gerade zu den barbarischen zählen. Berittene Kuriere brachen nach Wien auf, mit Anweisungen an den Bürgermeister, in denen der Erzherzog seinen Wunsch ausdrückte, all die Liebe, die er und die Erzherzogin dieser Stadt entgegenbrachten, auf den Straßen und in den Herzen der Menschen gespiegelt zu sehen. Einem guten Zuhörer genügt auch ein halbes Wort. Weitere Instruktionen wurden übermittelt, diesmal für den internen Gebrauch, darin wurde empfohlen, die Reise auf Inn und Donau für eine allgemeine Waschung von Mensch und Tier zu nutzen, welche, da ein Bad in dem eiskalten Gewässer aus verständlichen Gründen nicht möglich war, zumindest einigermaßen gründlich sein sollte. Dem Erzherzogspaar wurde jeden Morgen eine ordentliche Menge warmen Wassers für seine Körperpflege gereicht, was einige, stärker um die eigene Hygiene besorgte Reisende aus dem Zug zu einem Seufzer und den gemurmelten Worten veranlasste, Ach, Erzherzog müsste man sein. Sie wollten nicht die Macht, die Maximilian der Zweite in Händen hielt, hätten vielleicht sogar nicht einmal etwas damit anfangen können, aber sie wollten das warme Wasser, dessen Nutzen ihnen wohl bewusst war.
    Als der Erzherzog in Linz von Bord ging, hatte er bereits sehr klare Vorstellungen davon, wie der Zug aufgestellt werden sollte, um den größtmöglichen Nutzen daraus zu ziehen, insbesondere was die psychologische Wirkung seiner Ankunft auf die Wiener Volksseele betraf, denn schließlich war Wien die Hauptstadt des Reiches und somit ein politisch äußerst sensibler Ort. Die Kürassiere, bis dahin in Vor- und Nachhut aufgeteilt, bildeten nunmehr
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