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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante
Autoren: Stephan Puchner
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aus der Hand des Intendanten den Teil des Soldes ausbezahlt, den man ihm noch schuldete, und auf Geheiß des Erzherzogs zudem ein recht großzügiges Trinkgeld, von dem er sich einen Maulesel, den er als Reittier nutzte, und einen Esel für den Transport seiner wenigen Habseligkeiten kaufte. Er verkündete, er werde nach Lissabon zurückkehren, doch gibt es keine Nachricht darüber, dass er in diesem Land auch ankam. Entweder hat er seine Absicht geändert, oder er ist unterwegs gestorben.
    Wochen später traf am portugiesischen Hofe ein Brief des Erzherzogs ein. Darin wurde mitgeteilt, dass der Elefant Soliman verstorben sei, die Bewohner Wiens ihn jedoch niemals vergessen würden, da er am Tag seiner Ankunft in der Stadt einem kleinen Mädchen das Leben gerettet habe. Der erste Leser des Schreibens war Staatssekretär Pêro de Alcáçova Carneiro, welcher es dem König mit den Worten aushändigte, Salomon ist gestorben, mein Gebieter. Johann der Dritte zeigte sich überrascht, und ein schmerzlicher Schatten legte sich über sein Gesicht. Lasst die Königin kommen, sagte er. Königin Katharina ließ nicht lange auf sich warten, als ahnte sie, dass der Brief interessante Neuigkeiten für sie enthielt, eine Geburt vielleicht oder eine Hochzeit. Doch eine Geburt oder Hochzeit schien es nicht zu sein, das Gesicht ihres Mannes ließ auf etwas anderes schließen. Johann der Dritte murmelte, Vetter Maximilian schreibt, dass Salomon. Die Königin ließ ihn nicht ausreden, Ich will es nicht wissen, schrie sie, ich will es nicht wissen. Und dann lief sie in ihre Gemächer, schloss sich dort ein und weinte den ganzen restlichen Tag.
      

Wäre Gilda Lopes Encarnação nicht Portugiesisch-Lektorin an der Universität von Salzburg gewesen und ich nicht eingeladen worden, dort einen Vortrag zu halten, hätte Gilda mich nicht zum Abendessen in das Restaurant Der Elefant eingeladen, gäbe es dieses Buch nicht. Es mussten erst namenlose Schicksale in der Mozartstadt aufeinandertreffen, damit ich fragen konnte: Was sind das da für Figuren? Die Figuren waren ein paar kleine, aneinandergereihte Holzschnitzereien, deren erste, von rechts nach links betrachtet, den Lissabonner Turm von Belém darstellte. Es folgten Abbildungen verschiedener anderer europäischer Gebäude und Sehenswürdigkeiten, die eindeutig eine Reiseroute wiedergaben. Man erklärte mir, es handele sich um die Reise eines Elefanten, der im 16. Jahrhundert, genauer gesagt im Jahre 1551, zu Zeiten König Johanns III., von Lissabon nach Wien gebracht wurde. Ich hatte das Gefühl, dies könnte eine schöne Geschichte werden, und erwähnte das Gilda Lopes Encarnação gegenüber. Sie empfand das ebenso und bot sich an, mir zu helfen, die nötigen geschichtlichen Hintergrundinformationen zu recherchieren. Das Ergebnis ist dieses Buch, das meiner schicksalhaften Tischgenossin viel zu verdanken hat, weshalb ich ihr an dieser Stelle meine tiefempfundene Dankbarkeit und meine aufrichtige Anerkennung und Wertschätzung ausdrücken möchte.
    José Saramago
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