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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante
Autoren: Stephan Puchner
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bei dem es der Anstand gebietet, den Blick abzuwenden. Dies taten der König, der Staatssekretär und der Oberstallmeister. Kurz darauf, als die Königin den Saal bereits verlassen hatte und das Geräusch ihrer über den Boden schleifenden Röcke verklungen war, rief der König denanderen in Erinnerung, Das meinte ich vorher, als ich sagte, wir wollen alle nicht, dass Salomon geht, Sollten Eure Königliche Majestät die Sache bereuen, so ist dafür immer noch Zeit, sagte der Sekretär, Ich bereue es wohl, doch nun ist es zu spät, Salomon ist bereits auf dem Weg, Eure Königliche Majestät haben sich um wichtigere Dinge zu kümmern, lasst nicht zu, dass ein Elefant zum Mittelpunkt Eurer Sorgen wird, Wie heißt der Mahut, fragte der König unvermittelt, Subhro, meine ich, mein Gebieter, Was bedeutet das, Das weiß ich nicht, aber ich kann es in Erfahrung bringen, Fragt ihn, ich möchte wissen, in wessen Hände Salomon sich begibt, In dieselben, in denen er vorher schon war, mein Gebieter, erlaubt, dass ich Euch dies in Erinnerung rufe, der Elefant ist mit diesem Mahut aus Indien gekommen, Es macht einen Unterschied, ob jemand fern ist oder nah, bis heute war mir der Name dieses Mannes gleichgültig, doch nun nicht mehr, Das verstehe ich, mein Gebieter, Das gefällt mir an Euch, ich brauche nicht alles auszusprechen, damit Ihr versteht, worum es geht, Ich hatte einen guten Lehrmeister in meinem Vater, und Eure Königliche Majestät stehen ihm in nichts nach, Auf den ersten Blick ist das Kompliment nicht viel wert, aber da Euer Vater der Maßstab ist, bin ichs zufrieden, Gestatten Eure Königliche Majestät, dass ich mich zurückziehe, fragte der Sekretär, Geht nur, geht an Eure Arbeit, und vergesst nicht die neuen Kleider für den Mahut, wie hieß er noch mal, Subhro, mein Gebieter, mit h, Gut.

Z ehn Tage nach dieser Unterhaltung, als die Sonne sich erst ganz schwach am Horizont zeigte, verließ Salomon das Gehege, in dem er zwei Jahre lang mehr schlecht als recht gelebt hatte. Die Marschkolonne war in der bereits angekündigten Weise aufgestellt worden, vorneweg, in luftiger Höhe auf den Schultern seines Tieres, der Mahut, dahinter die beiden Männer, die ihm bei allen Erfordernissen zur Hand gehen sollten, sowie jene, die für die Versorgung zuständig waren, ferner der Ochsenkarren mit einer Riesenladung verschiedenartiger Futterballen und dem Wasserbottich, der wegen der Unebenheiten des Weges ständig hin und her rollte, anschließend der Reitertrupp, verantwortlich für den Schutz der Reisenden und die Ankunft im sicheren Hafen, und zuletzt ein vom König damals noch vergessener, von zwei Maultieren gezogener Wagen der Militärintendantur. Die frühe Morgenstunde und die Diskretion, mit der die Abreise organisiert worden war, erklärten das Ausbleiben von Schaulustigen oder Augenzeugen, ausgenommen eine höfische Kutsche, die sich in Richtung Lissabon in Gang setzte, als Elefant und Gefolgschaft hinter der ersten Wegbiegung verschwanden. Darin befanden sich Johann der Dritte, König von Portugal, und sein Staatssekretär, Pêro de Alcáçova Carneiro, den wir vielleicht nie wiedersehen werden, oder vielleicht doch, schließlich hält sich das Leben nur zu selten an Voraussagen und setzt Worte, wo wir Schweigen erwarten, oder beschert uns eine unerwartete Wiederkehr, wenn wir glaubten, uns nie mehr wiederzusehen. Ich habe vergessen, was der Name des Mahuts bedeutet, was war es noch einmal, fragte der König gerade, Weiß, mein Gebieter, Subhro bedeutet Weiß, auch wenn er nicht danach aussieht. In einem Gemach des Palastes schläft die Königin im Halbdunkel ihres Himmelbetts und hat gerade einen Albtraum. Sie träumt, Salomon sei aus Belém weggeführt worden, sie träumt, sie hätte alle Leute gefragt, Warum habt ihr mir nicht Bescheid gegeben, doch als sie sich schließlich am Vormittag zum Aufwachen entschließt, wird sie die Frage nicht wiederholen und nicht einmal sagen können, ob sie sie jemals von sich aus stellen wird. Es könnte passieren, dass in zwei oder drei Jahren zufällig jemand in ihrer Gegenwart das Wort Elefant ausspricht, und dann, ja dann wird Katharina von Kastilien, Königin von Portugal, fragen, Da wir gerade von Elefanten sprechen, was ist eigentlich aus Salomon geworden, ist er noch in Belém oder wurde er bereits nach Wien gebracht, und wenn man ihr dann antwortet, er sei zwar in Wien, aber in einer Art Zoo mit anderen wilden Tieren, wird sie, sich arglos gebend, sagen, Was für ein
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