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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante
Autoren: Stephan Puchner
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erneut das Wort mit einer Stimme, in der die mönchische Schwere des Lateins im gängigen Portugiesisch mitzuschwingen schien, und gab weitere Verfügungen des Briefs bekannt, Er sagt, er habe noch nicht entschieden, wann er nach Wien aufbrechen wird, vielleicht Mitte Oktober, aber es steht noch nicht fest, Und wir haben Anfang August, erklärte unnötigerweise die Königin, Der Erzherzog meint ferner, mein Gebieter, Eure Königliche Majestät brauchen nicht zu warten, bis seine Abreise näher rückt, um Soliman nach Valladolid zu schicken, solltet Ihr dies wünschen, Was für einen Soliman denn, fragte der König verärgert, noch hat er den Elefanten gar nicht erhalten, und schon ändert er seinen Namen, Soliman der Prächtige, mein Gebieter, Sultan der Osmanen, Was würde ich ohne Euch nur tun, Herr Sekretär, wie erführe ich ohne Euer mich stets erhellendes und geleitendes Gedächtnis, wer besagter Soliman ist, Verzeiht mir, mein Gebieter, sagte der Sekretär. Es entstand ein peinliches Schweigen, bei dem die Anwesenden es vermieden, sich anzublicken. Das Gesicht des Beamten war nun, nachdem ihm einen Augenblick lang das Blut in den Kopf geschossen war, leichenblass. Es ist an mir, Euch um Vergebung zu bitten, sagte der König, und ich tue es ohne äußeren Zwang, außer dem meines eigenes Gewissens, Mein Gebieter, stammelte Pêro de Alcáçova, wer bin ich, Euch irgendetwas zu vergeben, Ihr seid mein Sekretär, den ich gerade respektlos behandelt habe, Ich bitte Euch, mein Gebieter. Der König gemahnte ihn mit einer Handbewegung zur Ruhe und sagte, Salomon, denn so soll er weiterhin heißen, solange er hier ist, hat keine Ahnung von den Wirrnissen, die er seit jenem Tag, an dem ich beschlossen habe, ihn dem Erzherzog zu schenken, bei uns ausgelöst hat, ich glaube, im Grunde möchte keiner von uns, dass er geht, und das ist seltsam, denn er ist keine Katze, die sich an unseren Beinen reibt, und auch kein Hund, der uns ansieht, als wären wir sein Schöpfer, und doch sind wir alle betrübt, fast verzweifelt, als würde man uns etwas entreißen, Niemand hätte dies besser ausdrücken können als Eure Königliche Majestät, sagte der Sekretär, Kommen wir zurück zu unserem Anliegen, wo waren wir in dieser Angelegenheit des Verschickens von Salomon nach Valladolid stehengeblieben, fragte der König, Der Erzherzog schreibt, es wäre gut, wenn er nicht allzu lange auf sich warten ließe, damit er sich an die neuen Menschen und die neue Umgebung gewöhnen kann, das in dem Schreiben verwendete lateinische Wort hat zwar eine etwas andere Nuance, aber die Entsprechung fällt mir gerade nicht ein, Es genügt uns, wir verstehen schon, sagte der König. Und nach einer Minute des Nachdenkens fügte er hinzu, Der Herr Oberstallmeister wird die Verantwortung übernehmen und eine Expedition zusammenstellen, wir brauchen zwei Männer, die dem Mahut zur Seite stehen, ein paar weitere, die sich um die Versorgung des Elefanten mit Wasserund Futter kümmern, einen Ochsenkarren für alles Nötige, den Transport des Wasserbottichs zum Beispiel, obgleich natürlich hier in Portugal kein Mangel an Flüssen und Bächen herrscht, aus denen Salomon trinken oder in denen er sich suhlen kann, schlimm wird es erst in diesem vermaledeiten Kastilien werden, das trocken und dürr ist wie ein der Sonne ausgesetzter Knochen, und zum Abschluss der Kolonne brauchen wir noch einen Reitertrupp für den unwahrscheinlichen Fall, dass jemand beabsichtigt, unseren kleinen Salomon zu stehlen, der Herr Oberstallmeister wird den Herrn Staatssekretär über den weiteren Verlauf der Sache informieren, wobei ich mich bei Letzterem entschuldige, dass ich ihn mit solchen Nichtigkeiten belaste, Das sind keine Nichtigkeiten, mein Gebieter, diese Angelegenheit betrifft mich als Staatssekretär unmittelbar, denn was wir hier planen, ist nichts anderes als die Veräußerung eines Staatsgutes, Salomon hat sich bestimmt nie als Staatsgut betrachtet, sagte der König mit dem Anflug eines Lächelns, Es reicht, wenn er gemerkt hat, dass Wasser und Futter nicht vom Himmel fielen, mein Gebieter, Was mich betrifft, mischte die Königin sich ein, so verbiete ich hiermit einem jeden, mich mit der Nachricht über Salomons Aufbruch zu behelligen, ich werde mich zu gegebener Zeit danach erkundigen, und dann wird man mir antworten. Das letzte Wort war kaum noch zu verstehen, hatte doch ein jähes Weinen den königlichen Hals zugeschnürt. Eine weinende Königin ist ein Schauspiel,
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