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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante
Autoren: Stephan Puchner
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zu schneidern, einen für die Arbeit, wenn er auf dem Elefanten sitzt, und den anderen für die repräsentativen Anlässe, damit er sich am österreichischen Hofe nicht blamiert, keine Luxusanzüge, doch des Landes würdig, das ihn dorthin schickt. Euer Wille wird geschehen, mein Gebieter, Und überhaupt, wie heißt er eigentlich. Ein Page wurde eilends losgeschickt, dies in Erfahrung zu bringen, und die vom Sekretär übermittelte Antwort lautete ungefähr so, Subhro. Subro, antwortete der König, was für ein teuflischer Name, Mit h, mein Gebieter, das hat er zumindest gesagt, berichtigte der Sekretär, Wir hätten ihn gleich Joaquim nennen sollen, als er nach Portugal kam, brummte der König.

D rei Tage später traf am Nachmittag in weit weniger glanzvoller Erscheinung, eine Tatsache, die auf die schmutzigen Wege und den zwangsläufig übelriechenden Schweiß von Mensch und Tier zurückzuführen ist, der Oberstallmeister, gefolgt von seiner Eskorte, am Palasttor ein, schüttelte den Staub ab, stieg die Stufen empor und betrat das Vorgemach, in das der Lakai ihn eilfertig gebeten hatte, wobei wir zugegebenermaßen gar nicht wissen, ob dieser Titel damals wirklich gebräuchlich war, doch erscheint er uns angesichts der spiralförmig von diesem Menschen ausgehenden Aura, einer Mischung aus Dünkel und falscher Bescheidenheit, angebracht. Begierig, die Antwort des Erzherzogs zu erfahren, empfing der König den Neuankömmling unverzüglich. Königin Katharina befand sich ebenfalls im Prunksaal, was angesichts der Bedeutung des Augenblicks nicht weiter verwunderlich war, zumal man auch wusste, dass sie auf Geheiß des Königs, ihres Gemahls, regelmäßig an Staatsversammlungen teilnahm und sich dort niemals wie eine passive Zuhörerin verhielt. Es gab einen weiteren Grund, weshalb die Königin dem Verlesen des Briefes gleich nach dessen Erhalt beiwohnen wollte, hegte sie doch die leise, wenngleich eher unberechtigte Hoffnung, das Schreiben Erzherzog Maximilians könnte auf Deutschverfasst sein, und in diesem Falle wäre die geeignetste Übersetzerin gleich zur Hand, sozusagen einsatzbereit. Unterdessen hatte der Oberstallmeister dem König die Rolle überreicht, welche dieser, nachdem er die mit den Wappen des Erzherzogs versiegelten Bänder gelöst hatte, eigenhändig entrollte, wobei ihm ein kurzer Blick genügte, um zu erkennen, dass sie in lateinischer Sprache geschrieben war. König Johann, der Dritte dieses Namens in Portugal, war sich, obgleich in Sachen Latein keineswegs ein Ignorant, da er sich in seiner Jugend damit beschäftigt hatte, sofort darüber im Klaren, dass er den Anwesenden ob der unweigerlich auftauchenden Zweifel, der allzu langen Pausen und der nur zu wahrscheinlichen Interpretationsfehler ein elendes und letztlich unwürdiges Bild seiner königlichen Persönlichkeit vermitteln würde, wenn er sie vorläse. Mit der uns bereits bekannten Geistesgegenwart und der daraus resultierenden Reaktionsschnelligkeit hatte der Sekretär zwei diskrete Schritte nach vorn getan und wartete nun ab. In völlig selbstverständlichem Ton, als wäre der Ablauf dieser Szene vorher geprobt worden, sagte der König, Der Herr Staatssekretär wird die Lektüre vornehmen und das Schreiben, in dem der geliebte Vetter Maximilian auf das Geschenk des Elefanten Salomon Bezug nehmen wird, ins Portugiesische übersetzen, wobei es meines Erachtens entbehrlich ist, den ganzen Brief zu übersetzen, genügt es uns doch vorerst, seinen wesentlichen Inhalt zu erfahren, Euer Wunsch sei mir Befehl, mein Gebieter. Der Sekretär überflog die ausschweifenden, überflüssigen Höflichkeitsfloskeln, die der Briefstil der damaligen Zeit hervorsprießen ließ wie Pilze nach einem Regen, suchte weiter unten und wurde schließlich fündig. Er übersetzte nicht, sondern verkündete, Erzherzog Maximilian vonÖsterreich nimmt das Geschenk des Königs von Portugal dankend an. Auf dem königlichen Antlitz zeichnete sich zwischen der haarigen Masse von Bart und Schnäuzer ein zufriedenes Lächeln ab. Die Königin lächelte ebenfalls, während sie gleichzeitig ihre Hände zu einer Geste der Dankbarkeit faltete, welche zunächst dem Erzherzog von Österreich galt, letztlich jedoch an Gott, den Allmächtigen, gerichtet war. Die Widersprüche des Seins, die im Inneren der Königin ihre Kämpfe ausgefochten hatten, waren zu einer Einigung gelangt, zur banalsten aller Zeiten, dass nämlich niemand seinem Schicksal entrinnen konnte. Der Sekretär ergriff
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