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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante
Autoren: Stephan Puchner
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arbeiten, um nicht ständig auf lästige Umrechnungstabellen zurückgreifen zu müssen. Im Grunde ist es, als würden wir einen Film, den es natürlich in jenem sechzehnten Jahrhundert noch gar nicht gab, in unserer Sprache untertiteln, um unsere Unkenntnis oder mangelnde Kenntnis der von den Schauspielern gesprochenen Sprache auszugleichen. Wir werden in dieser Erzählung also zwei sich niemals treffende Paralleldiskurse haben, einen, nämlich diesen, dem wir problemlosfolgen können, und einen anderen, der fortan verstummen wird. Eine interessante Lösung.
    Diese ganzen Beobachtungen und Erwägungen veranlassten den Mahut, doch noch am Rüssel des Elefanten hinabzurutschen und sich eigenwilligen Schrittes zu dem Reitertrupp zu begeben. Es war leicht auszumachen, wo der Kommandant sich befand. Dort nämlich, wo eine Art Sonnendach errichtet worden war, das einen Menschen vor der unbarmherzigen Augustsonne schützen sollte, die Schlussfolgerung war also leicht zu ziehen, wenn es ein Sonnendach gab, so gab es darunter auch einen Kommandanten, gab es einen Kommandanten, so musste es auch ein Sonnendach zu seinem Schutze geben. Der Mahut hatte einen Gedanken im Kopf, nur wusste er nicht, wie er ihn in das Gespräch einbringen sollte, doch der Kommandant kam ihm, ohne sich dessen bewusst zu sein, zu Hilfe, Also diese Ochsen, kommen die nun oder nicht, fragte er, Euer Ehren mögen wissen, dass ich sie noch nicht sehe, doch müssten sie beizeiten ankommen, Das wollen wir hoffen. Der Mahut atmete tief durch und sprach mit vor Aufregung heiserer Stimme, Wenn Euer Ehren gestatten, so hatte ich einen Einfall, Wenn du ihn bereits hattest, brauchst du meine Erlaubnis doch nicht mehr, Euer Ehren haben recht, aber ich spreche schlecht Portugiesisch, Nun sag schon, was dein Einfall war, Unser Problem sind die beiden Ochsen, Ja, sie sind immer noch nicht aufgetaucht, Was ich Euer Ehren sagen möchte, ist, dass das Problem weiterbestehen wird, auch wenn sie aufgetaucht sind, Warum, Weil die Ochsen von Natur aus langsam sind, mein Herr, Das weiß ich selbst, dazu brauche ich keinen Inder, Wenn wir ein weiteres Ochsenpaar hätten und das vor das andere spannen würden, kämen wirmit Sicherheit schneller und vor allem alle gleichzeitig voran, Der Einfall erscheint mir gut, aber wo nehmen wir das Ochsengespann her, Es gibt Dörfer hier in der Nähe, mein Kommandant. Der Kommandant legte die Stirn in Falten, er konnte nicht leugnen, dass es in der Nähe Dörfer gab, also konnte man auch ein Ochsengespann kaufen. Kaufen, fragte er sich, nichts da, wir verlangen die Ochsen im Namen des Königs, und auf dem Rückweg von Valladolid bringen wir sie in hoffentlich ebenso gutem Zustand wie jetzt wieder zurück. Man hörte Geschrei, die Ochsen waren endlich aufgetaucht, die Männer klatschten Beifall, und selbst der Elefant hob seinen Rüssel und trompetete zufrieden. Wegen seiner Kurzsichtigkeit konnte er die Futterballen in der Ferne zwar nicht erkennen, doch in seiner riesigen Magenhöhle grummelte es bereits vorwurfsvoll, weil seine Essenszeit längst überschritten war. Das heißt jedoch nicht, dass Elefanten zu bestimmten Uhrzeiten Nahrung zu sich nehmen müssen, wie es für die Menschen aus gesundheitlichen Gründen sinnvoll zu sein scheint. So erstaunlich es auch klingen mag, ein Elefant braucht täglich ungefähr zweihundert Liter Wasser und zwischen hundertfünfzig und dreihundert Kilo Pflanzennahrung. Wir dürfen ihn uns also nicht mit Serviette um den Hals am Tisch sitzend seine drei täglichen Mahlzeiten einnehmend vorstellen, ein Elefant frisst, was er kann, so viel er kann und wo er dies kann, und sein Grundsatz ist, nichts übrig zu lassen, was ihm hinterher vielleicht fehlen könnte. Sie mussten noch eine knappe halbe Stunde warten, bis der Ochsenkarren eingetroffen war. In der Zwischenzeit erteilte der Kommandant den Befehl, das Lager aufzuschlagen, doch dafür mussten sie erst einen Ort finden, der weniger der Sonne ausgesetztwar, damit Militärs und Zivile sich nicht in Holzkohle verwandelten. Ungefähr fünfhundert Meter weiter erblickten sie einen kleinen Pappelhain, und dorthin begab sich die Kompanie. Der Schatten war spärlich, doch lieber dieses bisschen, als weiterzubraten unter der unbarmherzigen Scheibe des Königsgestirns. Die Männer, die für die schweren Arbeiten zuständig waren und denen man bisher kaum etwas aufgetragen hatte, um nicht zu sagen gar nichts, hatten sich ihr Essen in ihren Rucksäcken oder Beuteln
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