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Die Rasse der Flügelmenschen

Die Rasse der Flügelmenschen

Titel: Die Rasse der Flügelmenschen
Autoren: Poul Anderson
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Fleisch angesetzt und strich nun ungeduldig, wenn auch geschwächt, in seinem Zimmer umher.
    »Zigarette, Sir?« fragte der junge Benegal. Er war auf Außendienst gewesen, als die Rettungstruppe ankam, und hatte erst jetzt erfahren, was vorgefallen war. Er bot mit respektvoller Miene Zigaretten an.
    Wace blieb stehen, der Bademantel schlotterte ihm um die Knie. Er griff nach dem Etui, zögerte, grinste dann und sagte: »In dieser ganzen Zeit ohne Tabak habe ich mir das Rauchen, glaube ich, ganz abgewöhnt. Die Frage ist nun, ob ich mir die Mühe und die Kosten machen sollte, es mir wieder anzugewöhnen?«
    »Nun, Sir, ich denke nicht –«
    »Her damit!« Wace ließ sich auf sein Bett nieder und zog vorsichtig. »Ich werde mir ganz bestimmt alle meine Laster wieder zulegen und vielleicht noch ein paar neue dazu.«
    »Sie – äh – wollten mir erzählen, Sir, wie die Station hier davon informiert wurde –«
    »Ah, richtig. Das war kindisch einfach. Ich bin in zehn Minuten darauf gekommen, sobald wir einmal Zeit hatten, um Atem zu holen. Wir schickten eine ausreichend große diomedanische Gruppe mit einer schriftlichen Botschaft, und natürlich einen von Tolks Berufsdolmetschern, damit sie sich bis hier durchfragen konnten. Dazu ein großes Rettungsfloß, einfach ein Gestell von leichten Stangen, die man ineinanderschieben konnte. Jeder Diomedaner trug ein einzelnes Stück davon in der Luft, bei Bedarf bauten sie es jedesmal im Fliegen zusammen und ruhten dann darauf. Sie fischten übrigens auch vom Floß aus, deshalb haben wir ein paar Fachleute der Flotte mitgeschickt. Es war auch genug Regen, um in Eimern Trinkwasser zu sammeln. Daß das der Fall sein mußte, wußte ich ganz bestimmt, denn die Drak’honai bleiben unendlich lange auf dem Meer, und schließlich ist das ja an und für sich ein recht regnerischer Planet.
    Übrigens mußten aus Gründen, die Ihnen jetzt sicherlich einleuchten, auch ein paar Frauen von Lannach mit von der Partie sein. Also mußten die Boten beider Nationen eine ganze Anzahl ihrer Vorurteile aufgeben. Auf lange Sicht gesehen wird das ihre Geschichte in stärkerem Maße verändern als die Kunststückchen, mit denen wir Terrestier sie beeindruckt haben, indem wir sie zum Beispiel in einem Tag wieder zurückflogen. Von jetzt an werden die Personen, die an dieser Expedition teilgenommen haben, subversive Elemente in beiden Kulturen sein; aus ihnen wird eines Tages ein diomedanischer Internationalismus hervorgehen. Aber darüber soll sich meinetwegen die Liga freuen, mich geht das nichts an.«
    Wace zuckte die Schultern. »Und nachdem wir sie weggeschickt hatten, konnten wir nur in unsere Betten kriechen und warten. Nach den ersten paar Tagen war es nicht so schlimm. Der Appetit verschwindet mit der Zeit.«
    Er drückte seine Zigarette mit einer Grimasse aus. Sie machte ihn schwindelig.
    »Wann kann ich die anderen sehen?« fragte er. »Ich bin jetzt stark genug, mich zu langweilen. Ich möchte Gesellschaft haben.«
    »Ja«, meinte Benegal, »ich glaube, Freier van Rijn sagte etwas« – ein donnerndes »Hölle und Schwefel!« ließ den Korridor erschallen –, »er wolle Sie heute besuchen, Sir.«
    »Dann verdrücken Sie sich«, sagte Wace. »Sie sind zu jung, um das zu hören. Wir sind Blutsbrüder, die dem Tod zusammen ins Auge geblickt haben, verschworene Kameraden und so weiter und so fort, und wir werden jetzt Wiedersehen feiern.«
    Er stand auf, als der junge Mann zur Hintertür hinausging. Van Rijn rollte zum Vordereingang herein.
    »Sie sind also wieder auf! Guter Bursche! Die einzige Methode, um gesund zu werden, ist, keine Spülwassersuppe zu trinken und sich doch aufzuregen und diesem Pferdearzt nicht zu folgen. Sehen Sie mich an.« Er lief vor Empörung rot an. »Kapiert der Junge denn mit seinem verkalkten Gehirn überhaupt, was mich jede Stunde kostet, die ich hier warte? Was kann ich für einen Coup landen, wenn ich heimkomme, bevor diese Esel von der Konkurrenz wissen, daß Nicholas van Rijn noch am, Leben ist! Ich habe gerade den Ingenieur der Station halb erschlagen und ihm gesagt, daß mein Schiff bis morgen Mittag fertig zu sein hat. Wenn nicht, dann spanne ich ihn selbst davor und sage: hüh-hott. Sie werden mit zur Erde fliegen?«
    Wace gab nicht sofort Antwort. Sandra war in sein Zimmer gefolgt.
    »Mylady«, flüsterte er.
    »Oh, sie kommt auch mit«, sagte van Rijn und nahm sich einen Apfel aus der Fruchtschale von Waces Nachtkästchen. »Wir werden unsere
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