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Die Rasse der Flügelmenschen

Die Rasse der Flügelmenschen

Titel: Die Rasse der Flügelmenschen
Autoren: Poul Anderson
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ideologischen Kurzschlüssen entstehen die schlimmsten Kriege«, schloß van Rijn. »Aber mit Ideologie habe ich jetzt wohl aufgeräumt, und wir können uns nun damit begnügen, uns freundschaftlich und vernünftig gegenseitig zu beschwindeln.«
    Er hatte natürlich seine Hypothese nicht so detailliert erklärt. Lannachs Philosophen hatten einige Ahnung von der Entwicklungslehre und waren in der Astronomie ziemlich schwach, bei Drak’hos Wissenschaft war es umgekehrt. Van Rijn hatte sich damit begnügt, mit einfachen Worten die einzig vernünftige Erklärung der Unterschiede in den beiden Fortpflanzungssystemen darzulegen.
    Er rieb die Hände und meinte nun in dem verblüfften Schweigen: »So! Ich habe kein Blatt vor den Mund genommen. Ihr werdet noch lange Zeit voneinander glauben, daß das, was der andere tut, ekelhaft ist. Aber ihr wißt wenigstens, daß ihr Angehörige der gleichen Rasse seid.«
    Er verschränkte die Arme und wartete, dick wie er war, und mit abgerissenen Kleidern, an denen der Schmutz von Wochen hing. Auf den ächzenden Planken im Licht der roten Sonne schauderten die geflügelten Krieger und Kapitäne, als sie über das soeben Gehörte nachdachten.
    Schließlich sagte Delp so langsam und so leise, daß er das angespannte Schweigen damit nicht brechen konnte: »Ja. Das glaube ich, das hat Sinn.«
    Und nach einer weiteren Minute beugte er den Kopf vor T’heonax, der wie eine Statue dastand. »Mylord, das sollte doch die Situation ändern, denke ich. Es ist nicht so viel, wie wir erhofft haben, aber besser, als was ich befürchtete. Ich glaube, wir können uns einigen: Sie sollen das ganze Land und wir das ganze Achanmeer haben. Jetzt, da ich weiß, daß sie keine Tiere sind, denke ich, daß man mit den normalen Garantien, wie Geiseln, Eiden und so weiter den Vertrag genug untermauern kann.«
    Tolk hatte Trolwen etwas ins Ohr geflüstert. Der Kommandeur von Lannach nickte. »Das habe ich mir auch gedacht«, sagte er.
    »Können wir den Rat und die Clans überzeugen, Herdenhäuptling?« murmelte Tolk.
    »Herold, wenn wir einen ehrenhaften Frieden mitbringen, wird man unsere Geister zu Göttern erheben, wenn wir einmal tot sind.«
    Tolks Blick wanderte zu T’heonax, der regungslos unter seinen Höflingen lag. Und der graue Pelz sträubte sich am Rücken des Herolds.
    »Zuerst aber wollen wir lebend zum Rat zurückkehren, Herdenhäuptling«, sagte er.
    T’heonax erhob sich. Seine Schwingen klatschten donnernd zusammen wie eine Axt, die in einen Baum schlägt. Seine Schnauze sah wie die Maske eines Löwen aus, und seine langen Zähne glänzten feucht. Er brüllte. »Nein! Jetzt reicht es mir aber. Diese Farce ist jetzt zu Ende!«
    Trolwen und die übrigen Lannachska brauchten keinen Dolmetscher. Sie packten ihre Waffen und schlossen sich zu einem Kreis zusammen. Ihre Kiefer klappten zusammen.
    »Mylord!« Delp sprang auf.
    »Ruhe!« kreischte T’heonax. »Sie haben schon zuviel gesagt.«
    Sein Kopf blickte von einem zum anderen. »Kapitäne der Flotte, Sie haben gehört, wie Delp hyr Orikan für einen Frieden mit Kreaturen plädiert, die noch unter den Tieren stehen. Merken Sie es sich gut!«
    »Aber, Mylord –« ein älterer Offizier stand auf und hob die Hände im Protest – »Mylord, Herr Admiral, man hat uns doch gerade bewiesen, daß es keine Tiere sind … nur eine andere –«
    »Vorausgesetzt, daß der Erd’ho die Wahrheit gesprochen hat, was nicht unbedingt feststeht, was ist dann?« T’heonax sah van Rijn höhnisch an. »Das macht die Sache nur noch schlimmer. Tiere können nichts dafür, daß sie Tiere sind. Aber diese Lannach’honai sind aus eigener Wahl so schmutzig. Und Sie wollen sie am Leben lassen? Mit ihnen Handel treiben, ihre Städte betreten. – Nein!«
    Die Kapitäne sahen sich an. Nur Delp schien den Mut zu haben, noch einmal zu sprechen.
    »Herr Admiral, ich bitte Sie untertänig, zu überlegen, daß wir gar keine Wahl haben. Wenn wir bis zum Ende kämpfen, kann das leicht unser eigenes Ende werden.«
    »Lächerlich!« keuchte T’heonax. »Entweder haben Sie Angst, oder sie haben Sie bestochen.«
    Und das, dachte Wace, ist das Ende der Welt. Ich werde also unter den Steinen der Ballista sterben müssen, und Sandra wird im Gletscherland verschmachten. Nun – wir haben alles versucht.
    Seine Muskeln spannten sich. Vielleicht würde der Admiral der Gesandtschaft den freien Abzug verweigern.
    Delp sah sich um. »Kapitäne der Flotte«, rief er. »Ich bitte um Ihre
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