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Die Rasse der Flügelmenschen

Die Rasse der Flügelmenschen

Titel: Die Rasse der Flügelmenschen
Autoren: Poul Anderson
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Planeten war einmal ein kleiner Kontinent oder eine große Insel mit dichtem Baumbestand. Die Äquatorialgegenden kennen die langen Tage und Nächte der südlicheren und nördlicheren Breiten nicht: Dort ist beim Äquinoktium die Sonne sechs Stunden am Himmel und sechs Stunden untergegangen. Bei der Sonnenwende herrscht Zwielicht, und die Sonne ist entweder gerade unter oder gerade über dem Horizont. Nach diomedanischen Begriffen sind das ideale Lebensbedingungen, unter denen eine reiche Flora und Fauna existieren können. Unter den Gattungen dieser fernen Epoche war auch ein keiner fleischfressender Baumbewohner mit hellen Augen. Wie das Flughörnchen auf der Erde hatte auch er eine Membrane entwickelt, mit deren Hilfe er von Ast zu Ast fliegen konnte.
    Aber die Struktur eines Planeten mit geringer Dichte ist nicht besonders fest. Die Kontinente heben und senken sich mit größerer Geschwindigkeit, nämlich innerhalb lächerlicher hunderttausend Jahre. Entsprechend werden die Strömungen des Meeres und der Luft abgelenkt, und diese Strömungen führen wegen der großen Achsneigung und der weit umfangreicheren flüssigen Massen, mehr Wärme oder Kälte mit sich, als dies auf der Erde der Fall ist. So gab es auch am Äquator ganz radikale klimatische Verschiebungen.
    Eine Trockenheit ließ aus den alten Wäldern kleine, verstreute Baumbestände werden, die durch eine große Pampas voneinander getrennt waren. Das Flugwesen entwickelte echte Flügel, um von einem Gehölz zum anderen zu fliegen. Und da es ein sehr anpassungsfähiges Wesen war, machte es auch die Grasfresser der Ebene zu seiner Beute. Um mit diesen großen Huftieren fertig zu werden, mußte es wachsen. Als es dann aber mehr Nahrung brauchte, um den größeren Körper mit Energie zu versorgen, mußte es sich einer Reihe von Umgebungen anpassen und besiedelte so die Küste, Berge und Sümpfe; da es aber sehr beweglich war, blieb es immer eine Gattung, anstatt sich in neue Untergruppen aufzuspalten. So kam es vor, daß ein Individuum im Laufe seines Lebens viele Arten von Umgebungen kennenlernte und so eine gewisse Intelligenz entwickeln mußte.
    In diesem Stadium wurde die Gattung, oder vielmehr ein Teil davon, nämlich der Teil, der später wichtig werden sollte, aus ihrer Heimat vertrieben. Vielleicht zerbrach der Ursprüngliche Kontinent in mehrere kleine Inseln, die eine so große Bevölkerung nicht mehr am Leben erhalten konnte, oder vielleicht schritt auch der Austrocknungsvorgang weiter vor. Was auch der Grund dafür gewesen sein mochte, die Familien zogen nach Norden.
    Dort fanden sie neue Territorien und ausgezeichnete Jagdmöglichkeiten, aber einen Winter, den sie nicht überleben konnten. Wenn die lange Dunkelheit kam, mußten sie gezwungenermaßen in die Tropen zurückkehren, um dort den Frühling abzuwarten. Es handelte sich hier nicht um die angeborene automatische Reaktion der terrestrischen Vögel. Dieses Tier war nämlich schon viel zu klug, um sich allein von seinen Instinkten leiten zu lassen, seine Gewohnheiten waren vielmehr angelernt. Die brutale natürliche Auswahl der jährlichen Flüge förderte seine Intelligenz noch mehr.
    Nun ist der Preis der Intelligenz eine im Verhältnis zur gesamten Lebensspanne sehr lange Kindheit. Da die verschiedenen Reaktionen der Intelligenz nicht wie rein körperliche Attribute auf genetischem Wege übertragen werden, muß jede Generation alles neu lernen, was natürlich einige Zeit dauert. Folglich kann keine Gattung wirklich intelligent werden, wenn nicht sie oder ihre Umgebung ein Mittel findet, durch das die Eltern so lange beisammengehalten, werden, bis das Kind ihres Schutzes nicht mehr bedarf. Die Mutterliebe allein genügt nicht, die Mutter hat schon genug damit zu tun, die neugierigen Kleinen zu beaufsichtigen, damit ihnen kein Unglück zustößt, und kann sich nicht auch noch um das Nahrungssammeln kümmern. Der Vater muß mithelfen. Aber wodurch kann man den Vater dazu bewegen, bei seinen Kindern zu bleiben, wenn sein Geschlechtstrieb einmal befriedigt ist?
    Eine Möglichkeit wäre der Instinkt. So besorgen zum Beispiel bei manchen Vogelrassen beide Eltern die Aufzucht der Kleinen. Aber so weitgehende, instinktive Reaktionen lassen sich mit ihrer Intelligenz nicht vereinbaren. Der Vater muß einen guten Grund dazu haben, zu bleiben, wenn er klug genug ist, Gründe zu haben.
    Bei den Diomedanern gab es die Wanderungen. Jede Herde mußte jedes Jahr eine lange und mühselige Reise hinter sich
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