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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring
Autoren: Jay Lake
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spürte das vertraute, seidige Gefühl. Alle Nächte, die sie miteinander verbracht hatten, kamen ihm wieder in den Sinn. Ihre Hilfe auf der Reise. Wie sie den Kriegstrupp des vergessenen Volkes anführte, selbst als die Gruppe sich um sie herum auflöste. Ihre Geduld und ihre kompromisslose Zielstrebigkeit.
    »Ich hoffe, deine Seele findet Frieden an diesem Ort«, flüsterte er. »Bestimmt ist noch nie eine vergessene Person so weit gereist, um ihrem Ende zu begegnen.«
    Die Feder zog sich auseinander. Hethor hätte sich einfach nach vorn in die metallische Spalte fallen lassen können, um dort mit Arellya zu sterben, aber irgendetwas hielt ihn zurück.
    Das Ganze musste doch irgendeinen Sinn haben! Gabriel hatte ihn nicht einfach in New Haven besucht, um ihn nun hier sterben zu lassen. Er hatte die Meere und den Himmel und eiskalte Nächte und grausame Schicksalsschläge überstanden. Er hatte unerwartete Freunde gefunden und unerwartete Feinde und hatte trotzdem die Reise bis hierher zu Ende gebracht.
    Wenn Hethor sich hätte hinlegen und sterben wollen, hätte er es auf dem Eis tun können, oder zwischen den Mohnblumen, oder auf der Treppe. Selbst in der Gosse New Havens.
    Warum hatte er es nicht getan?
    Gabriel hatte gesagt, er könne die Antriebsfeder der Welt aufziehen. Hethor hatte die Kraft dazu. Was immer diese Kraft sein sollte.
    Außerdem hatte er die Wahl.
    Er stützte Arellya mit dem linken Arm ab und öffnete die rechte Hand, um die schlüsselförmige Narbe zu betrachten, die wieder deutlich zu sehen war. Er hatte den Schlüssel der Ewigen Bedrohung nie gefunden, nicht beim Abt des Jade-Tempels, und nicht in den Dschungeln der Südlichen Welt. Der Messing-Christus oder die weisen Männer, die nach ihm gekommen waren, hatten ihn zu gut versteckt.
    War er jemals zu finden gewesen?
    Über ihm brüllte das William-Ding weiter und sprach von freier Wahl und Freiheit und Verrat.
    Hethor wurde klar, dass er den Schlüssel der Ewigen Bedrohung immer besessen hatte. Auf seiner Reise sollte er nicht den Schlüssel finden. Er sollte verstehen, wie er zu verwenden war. Alles andere – Gabriels Mission, die Nachrichten auf den goldenen Tafeln, sein ganzer Kummer – war seine Ausbildung gewesen. Eine härtere Ausbildung, als selbst Rektor Brownlee sich hätte vorstellen können.
    Vielleicht hatte er tatsächlich etwas gelernt.
    »Das Herz Gottes ist das Herz der Welt«, sagte Hethor leise zu seiner Geliebten. »Solange der Mensch lebt, lebt Gott. Solange Gott lebt, lebt die Welt. Ich entscheide mich zu leben, wie ich es will.«
    Er schloss die Augen, versetzte sich in seinen heiligen Blick, um das Uhrwerk und das Zahnradgetriebe der Schöpfung zu sehen. Der Raum um ihn herum veränderte sich nicht sehr. Die große Feder, auf der er kauerte, war hier genauso real, aber Arellya war nur ein Gewirr aus zerbrochenen, stillstehenden Mechanismen.
    Hethor griff nach den funktionierenden Mechanismen in sich selbst und versuchte, deren Rhythmus und Kraft an Arellya weiterzugeben. Sein Körper zuckte mit den Federn, als würde die Hebelkraft, die die Welt antrieb, durch seine Gelenke und Sehnen konzentriert. Flammen züngelten über seine Haut.
    Hethor ignorierte den Schmerz und fuhr fort, den Körper seiner Geliebten in Ordnung zu bringen. Es war die anstrengendste Arbeit, die er je geleistet hatte. Weder seine Studien noch die beschwerlichen Reisen hatten ihn so sehr beansprucht. Es war eine Reise, die länger und gefährlicher war als sein Abstieg zum Zentrum der Erde, aber sie dauerte nur wenige Sekunden. Sein eigenes Herz verlangsamte sich und setzte mehrere Schläge aus, während er versuchte, Arellya wiederzubeleben.
    Alle Zahnräder der Schöpfung ratterten. Hethors Kopf füllte sich mit einem Licht, einem Erblühen friedlicher Energie, die seine Schmerzen ausblendete, seine eigenen Versuche mit heiliger Magie, alles. Er war für einen Augenblick das einzige Ziel der gütigen Beachtung Gottes. Er war aus Silber und Gold gemacht, und seine Seele bestand aus Kristall.
    Er streckte die Hand aus und brachte sein größtes Opfer dar, indem er das kostbare Geschenk von Gottes Beachtung an Arellya und William weitergab.
    Arellya erwachte hustend wieder zum Leben, als die Antriebsfeder sich mit einem Schnappen zu schließen begann. Die Bewegung ließ Hethor ausrutschen, sodass er in die sich schließende Spalte fiel. Seine Beine waren oberhalb der Knie gefangen und wurden unerbittlich zerquetscht.
    Selbst die Schmerzen waren
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