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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring
Autoren: Jay Lake
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hat, junger Hethor.«
    »William«, sagte Hethor. Er entspannte sich in einer sitzenden Haltung auf den Stufen. Dies war kein Kampf, den er mit körperlicher Kraft oder gar der Magie der Schöpfung gewinnen konnte. William of Ghent war größer und stärker, erfahrener und mächtiger als er, auch wenn der jetzige William nichts mehr mit seinem früheren Ich, seinem hohen Rang und seiner körperlichen Anmut zu tun hatte.
    Hethor konzentrierte sich darauf, die schlafende Arellya von seinem Rücken gleiten zu lassen und sie zu drehen, damit er sie im Schoß halten konnte. Da sie nicht größer war als ein Kind, schaffte er dies leicht. Wenn er hier, tief unter der Erde, durch Williams Hand sterben sollte, wollte er als Letztes ihr Gesicht sehen.
    »Ein Gentleman bis zuletzt«, spottete William. »Wenn deine Vernunft doch nur mit deinen Taten hätte mithalten können.«
    »An meinen Gedanken ist nichts verkehrt.«
    »Hethor ...« William hörte sich betrübt an, genau wie Meister Bodean hätte klingen können. »Wenn du mir zugehört und die vorliegenden Beweise genau bedacht hättest, würden wir jetzt vermutlich an einem ganz anderen Ort stehen.«
    »Ich habe getan, was ich konnte.« Hethor spürte, wie sein Atem in seiner Brust rasselte. Forderten die endlosen Stufen seines Weges nun ihr Opfer?
    »Aber du hast nicht getan, was du tun solltest.« Mit offensichtlicher Mühe kniete William nieder, um sich auf Augenhöhe mit Hethor zu bringen. Sie blickten sich an. »Du hast einer Geschichte geglaubt, die ein Verrückter dir erzählt hat, einer der Ausgestoßenen des Himmels. Dein kostbarer Gabriel war nicht mehr als ein geflügelter Wilder, der zufälligerweise sprechen konnte. Ein Genie seiner Spezies. Aber dennoch war er bloß ein minderwertiger Engel.«
    »Nein.« Hethor weigerte sich, William zu glauben, und wehrte sich gegen eine solche Vorstellung. Er war zu weit gekommen, hatte zu viel gesehen, um einen Fehler gemacht zu haben. »Das Uhrwerk der Erde läuft ab. Es wird für uns alle den Untergang bedeuten. Die Erdbeben haben schon zu viele getötet.«
    »Natürlich läuft das Uhrwerk der Erde ab«, sagte William gelassen. »Gott hat seine Schöpfung – wenn es jemals seine gewesen ist – von Anfang an aufgegeben. Die Uhrmacher sind unter uns, Hethor. Sie werden unser Leid sehen und das Uhrwerk der Welt auf Null zurückstellen. Dann wird der Mensch endlich die Ketten des Himmels abwerfen und in einen Naturzustand versetzt, damit wir alle unseren eigenen Weg finden können.«
    »Das haben Sie schon einmal behauptet. Ihre Argumente hören sich noch immer nicht überzeugend an.« Hethor wedelte mit der Hand. »Verschwinden Sie.«
    »Ich habe recht. Du liegst falsch. Ich habe Beweise. Du hast gar nichts.«
    »Das Herz Gottes ist das Herz der Welt«, sagte Hethor. »Solange der Mensch lebt, lebt Gott. Solange Gott lebt, lebt die Welt. Gott hat uns nicht verlassen. Er ist überall.«
    »Überall und nirgends«, flüsterte William. »Und das bedeutet, dass er abwesend ist. Wir müssen einen eigenen Weg finden, der frei ist von der Unterdrückung durch die Schöpfung und eines unveränderlichen Schicksals. Du und ich, wir hätten gemeinsam die Welt retten können. Wir hätten ihr einen neuen Weg zeigen können.« William stand auf, und seine Stimme wurde lauter. »Stattdessen versuchst du die Antriebsfeder neu aufzuziehen und wiederholst damit nur das, was dieser Narr von Messing-Christus vor zweitausend Jahren getan hat. Lass sie ablaufen! Lass die Welt enden, damit die Uhrmacher zurückkehren!«
    »Wir brauchen die Uhrmacher nicht.« Hethor war müde, schrecklich müde. »Wir brauchen eine Welt, die funktioniert. Wenn wir Gottes Wegen folgen, kann der Mensch seinen eigenen Weg bestimmen.«
    In Hethors Schoß öffnete Arellya die Augen und unterdrückte ein Stöhnen.
    »Du bist ein hoffnungsloser, bestechlicher Narr«, sagte William. »Ich weiß wirklich nicht, warum ich jemals an dich herangetreten bin. Der Himmel ist eine Täuschung, und du bist ein Schwindler.«
    Hethor umarmte Arellya und starrte den Hexenmeister an. »Ich weiß nicht, was eine Täuschung ist und was nicht. Ich weiß nur, was ich tun muss. Bitte, lassen Sie mich vorbei. Wenn Sie recht haben und Gott tatsächlich seine Schöpfung aufgegeben hat, werde ich mich nur zum Narren machen. Wenn Sie falsch liegen, werden Sie froh sein, dass ich die Sache in Ordnung gebracht habe.«
    »Ein hübscher Plan. Und so kluge Worte.« William schüttelte betrübt
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