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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller.
Autoren: John Katzenbach
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Golf. Mit zitternden Händen zahlte ich zum erstenmal Geld aus, und immer wenn die Eingangstür aufschwang, erwartete ich, daß gleich alles vorbei wäre. Mürrisch dreinblickende Männer in unauffälligen Anzügen würden mich schließlich doch holen.
    Wann habe ich diese Angst verloren, fragte er sich. Nach einer Woche, einem Monat, einem Jahr?
    Warum denke ich überhaupt daran? Es ist doch vorbei.
    Achtzehn Jahre her und vorbei.
    Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal an seinen Start in der Bankwelt gedacht hatte. Wohl jahrelang nicht. Warum überkam es ihn jetzt wieder? Er wälzte seine Zunge im Mund, als wolle er einen bitteren Geschmack vertreiben. Ich will mich nie wieder daran erinnern, nahm er sich vor. Alles hat sich verändert.
    Er nahm die Planungsunterlagen auf und starrte auf die Zahlen. Zustimmung unter Vorbehalt, dachte er. Laß es durch die Behörden laufen und warte ab, was sie meinen.
    Baufirmen gehen jetzt nicht so leicht pleite wie in den frühen achtziger Jahren. Aber der Zentralbankrat hat den Vorzugszins am Morgen um einen halben Punkt erhöht, vielleicht sollten sie in der nächsten Vorstandssitzung ausführlich darüber reden. Er machte sich eine Notiz in seinen Kalender.
    Das Telefon auf seinem Schreibtisch summte, und die Wechselsprechverbindung wurde aktiviert. Es war seine Sekretärin.
    »Mr. Richards, Ihre Frau möchte Sie sprechen.«
    »Danke.« Er nahm den Hörer auf. »Hör mal, Meg, heute komm’ ich nicht spät nach Hause. Ich mache gerade Schluß …«
    »Duncan, hat Papa dir nicht gesagt, daß er Tommy abholen will? Sie sind noch nicht da, und ich frage mich, ob er vielleicht mit dir gesprochen hat.«
    Duncan Richards sah auf seine Uhr. Beinahe eine Stunde Verspätung. Er spürte eine leichte Unruhe in der Stimme seiner Frau.
    »Nein. Hast du in der Schule angerufen?«
    »Ja, Papa war pünktlich da wie immer. Er hat eine Weile gewartet, weil Tommy noch etwas fertigmachen mußte, dann sind sie weggegangen.«
    »Ich glaube nicht, daß man sich zu große Sorgen machen muß. Er hat ihn wahrscheinlich mit ins Zentrum genommen und macht mit ihm Videospiele.«
    »Aber ich habe ihn doch gebeten, das nicht mehr zu tun, es regt Tommy zu sehr auf.«
    »Beruhige dich doch. Sie kommen so gut miteinander aus. Und übrigens ist es mehr dein Vater, der diese Spiele liebt.«
    In ihrer Stimme klang Erleichterung. »Aber ich habe ein besonderes Abendessen gemacht, und er füttert Tommy bestimmt mit diesen gräßlichen Hamburgern ab.«
    »Du kannst ja mit deinem Vater reden, aber ich glaube nicht, daß das helfen wird. Er liebt eben Fast food. Eigentlich müßte er es nach einundsiebzig Jahren besser wissen.«
    Sie lachte. »Du wirst vermutlich recht behalten.«
    Er legte den Hörer auf, griff nach einem Schreibblock und brachte ein paar Gedanken darüber zu Papier, wie das Projekt dem Vorstand präsentiert werden sollte. Er hörte ein Klopfen an der gläsernen Trennwand, seine Sekretärin winkte ihm zu. Sie trug schon ihren Mantel. Er winkte zurück und sagte sich, mach morgen weiter!
    Das Telefon summte wieder, er nahm ab und erwartete die Stimme seiner Frau.
    »Hallo! Hör mal - ich bin schon so gut wie weg«, sagte er ohne Einleitung. »Ich komme.«
    »Ach, tatsächlich?« antwortete die Person am anderen Ende. »Kann ich mir aber nicht vorstellen, daß du noch irgendwo hinkommen wirst. Jetzt nicht mehr!«
    Diese wenigen Worte, diese Stimme, ihr Tonfall rissen ihn mit schrecklicher Gewißheit in die Vergangenheit, erschütterten seine Existenz und bliesen sie wie in einem Sturm hinweg. Er ergriff die Kanten des Schreibtisches, um sich festzuhalten. Schwindel erfaßte ihn, weil er wußte, daß alles verloren war. Alles.
     
    Megan Richards legte den Hörer auf, sie war eher verwirrt als besorgt. Duncan findet immer so verdammt einleuchtende Argumente. Er ist so vernünftig, ich könnte manchmal verzweifeln. Sie ging ins Wohnzimmer und zog die Vorhänge zurück, um die Straße besser im Blick zu haben, die jedoch dunkel und leer blieb. Eine Weile stand sie da, sah hinaus, bis sie Verzweiflung ergriff. Sie zog die Vorhänge heftig zu und lief in die Küche zurück.
    In Gedanken sagte sie sich: Halt das Essen auf jeden Fall warm. Vielleicht haben sie doch noch nichts gegessen. Sie sah kopfschüttelnd auf die Uhr. Tommy hatte nach der Schule immer einen Heißhunger. Ein paar Minuten lang beschäftigte sie sich mit Töpfen und Pfannen und kontrollierte die Temperatur des Herdes. Dann
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