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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller.
Autoren: John Katzenbach
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Wagentür. Sie war groß, wirkte recht robust und trug einen großen schwarzen Schlapphut.
    Leuchtend rotes langes Haar wallte unter der Krempe hervor, und ihr Gesicht war von einer großen, dunklen Brille halb verborgen. Pearson war ihr Anblick unangenehm. Ob die Frau überhaupt sehen konnte? Er ging langsamer und sah nun die Frau mit energischem Schritt auf sie zukommen.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?« fragte der Richter.
    Die Frau knöpfte ihren braunen Regenmantel auf und faßte in die Innentasche. Sie lächelte.
    »Richter Pearson, guten Tag!« sagte sie. Sie warf einen Blick auf den Jungen. »Das muß Tommy sein. Du siehst aber Vater und Mutter ähnlich! Wie aus dem Gesicht geschnitten!«
    »Entschuldigen Sie«, sagte Pearson. »Kennen wir uns?«
    »Aber natürlich! Sie waren bei der Strafkammer, nicht wahr?« sagte die Frau, und wieder lächelte sie.
    »Nun ja, aber …«
    »Und das viele Jahre lang!«
    »Aber was hat das …«
    »Dann werden Sie sicher mit diesem Gegenstand vertraut sein.«
    Langsam zog sie die Hand aus ihrem Mantel und zog einen Revolver hervor, den sie auf seine Brust richtete.
    Verständnislos starrte der Richter auf die Waffe.
    »Eine Dreihundertsiebenundfünfzig Magnum«, fuhr die Frau fort. Der Richter merkte, daß ihre Stimme eine Festigkeit besaß, die nur von Zorn herrühren konnte.
    »Die würde ein großes Loch in Sie reißen und ein Riesenloch in den kleinen Tommy. Und er käme zuerst dran, damit Sie vor Ihrem letzten Atemzug erkennen, daß Sie an seinem Tod schuld sind. Und wenn Sie wollen, daß nicht alles zu Ende ist, bevor es überhaupt anfing, dann steigen Sie schleunigst hinten in den Wagen.«
    »Sie können mich mitnehmen, aber nicht …«, begann der Richter. In fliegendem Tempo ging er alle Entscheidungen und Urteile durch, an denen er beteiligt gewesen war.
    Fieberhaft ließ er alle Fälle Revue passieren, die er verhandelt hatte. Welcher der Verurteilten hatte seine Drohung wahr gemacht, wer von ihnen hatte ihn ausfindig gemacht, um Rache zu üben? Er sah die Gesichter von hundert aufgebrachten Männern vor sich, Männer, in deren Augen Verbrechen und die Jahre ihre Spuren hinterlassen hatten. An eine Frau jedoch konnte er sich nicht erinnern. Und am wenigsten an die, welche gerade den Lauf ihres Revolvers gegen seine Rippen hielt.
    »O nein«, sagte die Frau jetzt. »Er ist sehr wichtig, er ist der Schlüssel zu allem.«
    Sie fuchtelte mit dem Revolver herum. »Ganz brav jetzt und schön langsam. Beruhigen Sie sich. Bedenken Sie, wie dumm es wäre, wenn Sie beide hier sterben müßten.
    Was Sie damit Ihrem Enkel wegnehmen. Sein Leben, Herr Richter! So viele Lebensjahre! Aber Ihnen ist das ja wohlvertraut. Wie oft haben Sie anderen Jahre ihres Lebens gestohlen, Sie Schwein! Aber jetzt ist das vorbei!«
    Die Wagentür war von innen aufgestoßen worden. Also war noch jemand dabei. Tausend Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Weglaufen. Schreien. Um Hilfe rufen.
    Um sich schlagen. Aber er tat nichts dergleichen.
    »Tu, was sie sagt, Tommy«, sagte er schließlich. »Und hab keine Angst, ich bin ja bei dir.«
    In diesem Moment wurde er von zwei kräftigen Armen gepackt und auf den Boden des Wagens gestoßen. Es roch nach Leder und Schweiß. Er sah Bluejeans und Stiefel, dann wurde ihm ein schwarzer Stoffsack über den Kopf gezogen, der ihm den Atem nahm.
    Er fühlte sich an den Sack erinnert, den ein Henker seinem Opfer überstülpt, und versuchte, sich zu wehren.
    Aber da waren wieder zwei Hände, die ihn gewaltsam niederdrückten. Er fühlte, wie Tommys leichter Körper auf ihn fiel, und stöhnte. Er versuchte, ihm gut zuzureden.
    »Hab keine Angst, ich bin ja da«, aber es klang durch den Sack wie ein Grunzen. Er hörte eine Männerstimme ruhig, aber in bitterem Ton sagen:
    »Willkommen bei der Revolution. Und jetzt gute Nacht, Alter!«
    Ein schwerer Gegenstand schlug gegen seinen Kopf, es war wie eine Explosion, dann wurde es dunkel um ihn, und er verlor das Bewußtsein.
     
    Die Sekretärin klopfte leise an die Glastür, dann steckte sie den Kopf hinein und sagte: »Mr. Richards, wollen Sie heute abend auch so lange arbeiten? Ich bleibe natürlich gerne länger, aber ich hatte meiner Freundin versprochen, heute einkaufen zu gehen. Ich kann sie aber anrufen.«
    Duncan Richards blickte von den Akten auf, die vor ihm lagen, und lächelte. »Nur noch ein wenig, Doris. Aber Sie können schon gehen. Ich will nur den Auftrag der Harris Company noch
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