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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller.
Autoren: John Katzenbach
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Großvater werfen, aber er hatte Angst, daß er den alten Mann dann irgendwie noch mehr verletzen könnte. Einen Augenblick lang stand er unentschlossen neben der regungslosen Gestalt. Dann ließ sich der Junge vorsichtig neben seinem Großvater auf die Knie nieder. Er hatte Angst, ihn zu berühren, Angst, es nicht zu tun. Die Augenlider des Richters flatterten, als er seinen Enkel neben sich spürte.
    »Großvater?«
    »Ich bin hier, Tommy.«
    Tommy holte tief Luft, um seine Angst zu beherrschen.
    »Bitte, stirb nicht. Mom hat Hilfe angerufen, und sie sind bald hier. Du schaffst es.«
    Richter Pearson antwortete zuerst nicht, aber als er es tat, schien seine Stimme weit entfernt. »Ja«, sagte der alte Mann, »wir haben es geschafft, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Sie alle -«
    »Dad ist verletzt, aber er kann gehen. Mom ist okay.
    Karen und Lauren sind auch hier, und sie sind okay.«
    »Und?«
    Tommy antwortete nicht.
    »Gut«, sagte der alte Mann. »Deine Mom hat den da erwischt, sonst hätte der mich bestimmt umgelegt.«
    Tommy folgte dem Blick des Richters und entdeckte Bill Lewis’ verrenkten Körper in einer Ecke. Der Junge wandte sich schnell von ihm ab. »Ist gut so«, sagte der Richter. »Ließ sich nicht vermeiden.« Nach einer Sekunde fügte er hinzu: »Nun, wir haben’s geschafft. Ich habe dir gesagt, daß wir es schaffen würden, und das haben wir.«
    Diesmal wirkte die Stimme des alten Mannes fester, und Tommy platzte eilig heraus:
    »Du wirst nicht sterben, Großvater?«
    Richter Pearson antwortete nicht. Tommy konnte sehen, wie die Augen des alten Mannes sich wieder schlossen. 
    »Bitte mach deine Augen auf, Großvater«, sagte er. Er wußte, daß ihm die Tränen aus den eigenen Augen flossen, und erwischte sie weg, ohne darüber nachzudenken. Er redete ein bißchen lauter und sagte im Befehlston:
    »Mach die Augen auf. Bitte.«
    Der alte Mann blinzelte und sah seinen Enkel an.
    »Ich wollte mich gerade ausruhen«, sagte er. »Bitte. Rede einfach weiter mit mir. Ich bin ein harter Kerl«, sagte er, als redete er mit Geistern. »Viel härter, als sie gedacht haben.«
    Tommy lächelte.
    »Ich lasse dich nicht sterben, Großvater. Erinnerst du dich an das Rätsel mit den drei Beinen? Erinnerst du dich?
    Du hast gesagt, ich sollte daran denken, wenn ich Angst hätte, und es würde uns helfen wie ein Glücksbringer. Ich tue das jetzt. Vier Beine, zwei Beine, drei Beine, Großvater. Ich lasse dich nicht sterben.«
    Der alte Mann schloß wieder die Augen, und Tommy beugte sich vor und sagte: »Großvater! Antworte auf das Rätsel. Wer ist das?«
    Richter Pearson schien zu erwachen. Er räusperte sich, lächelte etwas und antwortete: »Der Mensch.«
    Tommy streckte den Arm aus und nahm die Hand des Richters. Für nur einen Augenblick spürte der alte Mann, wie die ganze Jugend und Zukunft des Kindes durch seine eigenen Adern floß, als sögen all seine Wunden Kraft aus der unerschöpflichen Vitalität des Jungen. Sie lief durch ihn hindurch, und er empfand eine große innere Befriedigung.
    »Ich lasse dich nicht!« wiederholte der Junge wütend.
    »Ich weiß«, erwiderte der alte Mann.
    »Wirklich. Ich sage das nicht nur so. Ich lasse dich nicht.«
    »Ich weiß.«
    Sie waren einen Augenblick still.
    »Ich bin müde«, sagte der Richter. »Ich bin sehr, sehr müde. Drei Beine.« Tommy drückte seine Hand, und er beantwortete den Druck mit einem Gegendruck.
    Dann warteten sie Hand in Hand zusammen, so wie sie die ganze Woche hindurch gewartet hatten, auf das, was nun geschehen würde.
    »Wirklich. Ich sage das nicht nur so. Ich lasse dich nicht.«
    »Ich weiß.«
    Sie waren einen Augenblick still.
    »Ich bin müde«, sagte der Richter. »Ich bin sehr, sehr müde. Drei Beine.« Tommy drückte seine Hand, und er beantwortete den Druck mit einem Gegendruck.
    Dann warteten sie Hand in Hand zusammen, so wie sie die ganze Woche hindurch gewartet hatten, auf das, was nun geschehen würde. 
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