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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller.
Autoren: John Katzenbach
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herumgekrochen, und jeder Zentimeter, den er zurücklegte, erfüllte ihn mit einem brennenden Schmerz. Er fühlte sich wie ein von einem Auto verletzter Hund, der zu erschreckt und zu dumm ist, um zu begreifen, daß seine Beine zerschmettert sind, der dem Schmerz davonzulaufen versucht und jaulend sein Leben aushaucht.
    Er war schon zweimal fast ohnmächtig geworden und hatte jedesmal den verführerischen Drang bekämpft, in irgendwelchen Träumen zu versinken.
    Als er Tommy auf dem Dach erblickte, wollte er ihm etwas zurufen, aber seine Stimme war so leise, daß man ihn nicht hören konnte. Er schleppte sich weiter, und schließlich gelang es ihm zu schreien: »Tommy! Ich bin hier!« Seine Stimme klang kräftig und zuversichtlich, und das wunderte ihn. Er spürte einen neuen Ansporn, eine frische Kraft trieb ihn vorwärts, schwankend, aber unbeirrbar.
    Und dann hatte auch er Olivia entdeckt.
    Er erstarrte, als er sie erblickte, denn gerade hob sie ihre Waffe, und er wußte, was geschehen würde. Er schrie los:
    »Nein! Nein!« und hob gleichzeitig sein Gewehr. Er feuerte in seiner Panik dorthin, wo sie stand, er feuerte und schrie, und seine Augen waren fast geschlossen vor Schmerz und Entsetzen.
    Gerade als Olivia auf den Abzug drücken wollte, pfiff die erste von Duncans schlechtgezielten Kugeln über ihren Kopf hinweg, und die zweite jaulte nur Zentimeter an ihrer Nase vorbei.
    Einen Augenblick dachte sie, sie wäre getroffen, und stolperte nach hinten, fing sich aber gerade noch, bevor sie am Boden landete. Ungewollt löste sich dabei eine Salve, die sinnlos in den Himmel hoch jagte. Sie brüllte los vor Angst und Wut, wirbelte herum und wandte sich ihm zu.
    Sie sah ihn ausgestreckt am Boden liegen, auf dem Bauch, zum Teil noch hinter der Hausecke verborgen, ein schlechtes Ziel. Sie konnte die Mündung seines Gewehrs aufblitzen sehen. Noch ein wilder Schuß zerriß die Luft direkt über ihrem Kopf.
    Olivia feuerte auf Duncan und sprühte Kugeln dorthin, wo er sich befand, bis die Maschinenpistole leer klickte.
    Sie warf sie beiseite und griff wütend in ihren roten Ranzen. Sie riß ihn auf und griff nach der Pistole, die auf den Geldscheinen lag. Sie sah, daß die meisten Schüsse, die sie auf Duncan abgefeuert hatte, in die Hauswand über seinem Kopf gefahren waren, und fluchte vor Verzweiflung. Dann drehte sie sich zurück, suchte das Dach ab und sah, daß Megan Tommys Hand ergriffen hatte. Einen Augenblick lang, während sie zögerte, schienen die beiden sich im Zeitlupentempo zu bewegen. Dann, als sie zielen und feuern wollte, begannen sie sich plötzlich blitzschnell ins Haus zurückzuziehen, und bevor sie handeln konnte, hatte Megan das Kind vom Dach durchs Fenster gezogen, und sie sah nur noch einen Augenblick lang seine Füße in der Luft strampeln wie bei einem Schwimmer, der gerade in ein Becken hinabtaucht und dann ganz verschwindet.
    Sie fühlte eine jähe Leere in sich und drehte sich wieder zu Duncan um.
    Er muß wohl tot sein, dachte sie. Sie duckte sich und machte einen Schritt auf ihn zu. Aber dann sah sie die Gewehrmündung wieder hochgehen und sie direkt anstarren. Sie ließ sich fallen, und ein weiterer Schuß krachte an ihr vorbei.
    Megan zog Tommy mit ihrer allerletzten Kraft zu sich herüber und stöhnte laut vor Anstrengung, dann fielen die beiden zurück ins Haus und landeten auf dem Fußboden.
    Megan rollte herum, um seinen Körper zu bedecken und ihn vor irgendwelchen letzten Schüssen zu beschützen. Sie hörte ihn ächzen, und nach ein paar Sekunden stieß er sie von sich hinunter. Sie setzten sich auf, und sie zog ihn an sich. Sie merkte, daß sie schluchzend seinen Namen sagte, und sie umarmte ihn und drückte ihn an sich, während Wellen der Freude und Erleichterung sie durchdrangen.
    Einen Augenblick später spürte sie seine Tränen auf ihrem Gesicht, aber er schob sie etwas von sich. Sie nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände und wußte nicht, was sie sagen sollte, so sehr zitterten ihre Lippen vor Glück.
    Er wischte sich die Tränen aus den Augen, mit einemmal ein tapferer kleiner Krieger. »Komm, Mom, es ist schon alles gut.« Sie nickte dankbar.
    Duncan hatte Tommy durchs Fenster in die Arme seiner Mutter fallen sehen und fühlte, wie ein wildes, großes Glücksgefühl alle Schmerzen, die in ihm waren, beiseite schob. Wir haben es geschafft, dachte er. Oh, mein Gott, es ist vollbracht.
    Dann sah er Olivia dastehen. Er bemerkte, daß sie die eine Waffe weggeworfen hatte und
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