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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein
Autoren: Faye Kellerman
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Bevor er ging, sagte er: »Sie ist ein bißchen überreizt.«
    »Das ist vollkommen verständlich«, erwiderte Dr. Heinz.
    Nachdem er gegangen war, fragte Decker: »Störe ich bei was Medizinischem ?«
    »Ich hab mir nur das Krankenblatt angesehen«, antwortete Dr. Heinz. »Die letzten Untersuchungen. Sieht alles gut aus, Lieutenant. Ihre Lebenszeichen sind nach wie vot sehr stark.« Cindy hob den Arm ein paar Zentimeter vom Bett und ließ den Zeigefinger kreisen. Der Arzt unterdrückte ein Kichern. »Ich hab Ihre Ansicht registriert, Officer Decker.« Er lächelte. »Machen Sie so weiter. Das ist ein gutes Zeichen, deutet auf Genesung. Es kann nur besser werden.«
    Mit geschlossenen Augen formte Cindy das Wort »Danke.« Und war verwundert, daß sie es sogar aussprechen konnte.
    »Gern geschehen! Ich sehe später noch mal nach Ihnen.«
    Decker zwang sich zu einem Lächeln, stand auf und schüttelte dem Arzt die Hand. »Vielen Dank für alles.«
    »Das ist doch selbstverständlich.« Heinz steckte das Krankenblatt in den Halter an der Tür und ging. Plötzlich war Decker allein mit seiner Tochter. Panik erfüllte ihn. Zum ersten Mal war sie bei seinem Eintreffen wach ... nicht nur wach, sondern auch klar genug, um eine ironische Geste zu machen ... und Decker wußte nicht, was er sagen sollte. Wie er seine Exfrau um ihre Wut und die Fähigkeit beneidete, sie auszudrücken. Er blickte sich im Krankenzimmer um, suchte nach einem Hinweis, wie er sich verhalten sollte. Aber er sah nur roboterhafte, piepsende Maschinen und Dutzende von Blumengebinden und Luftballons, an denen Teddybären und andere Stofftiere hingen. Cindy folgte seinem Blick. »Gib sie Hannah.« Decker drehte sich um. »Was sagst du, Liebling?«
    Cindy seufzte. Ihr Kopf war klar, aber es haperte noch mit dem Sprechen. »Die Teddybären ... Teddy-bären.«
    Decker kniff verwirrt die Augen zusammen. Cindy zeigte darauf.
    »Du willst an den Blumen riechen?« fragte Decker. Cindy schüttelte den Kopf, schloß die Augen, sagte nichts mehr.
    Decker war frustriert. Nicht mal seine eigene Tochter konnte er verstehen! Am liebsten hätte er geschrien. Etwas zertrümmert. Einen Hammer genommen und alles kurz und klein geschlagen. Statt dessen saß er da wie ein lebloser Klotz, überlegte fieberhaft, was er tun sollte. Cindy griff nach seiner Hand.
    Gott sei Dank! dachte Decker. Das konnte er. Er nahm die Hand, streichelte sie, küßte sie. Dutzende von Kratzern zogen sich kreuz und quer über den Handrücken. Auch ihr Gesicht war von Schrammen und Schnitten bedeckt. Einige heilten bereits, andere waren immer noch rot und offen. Insgesamt sah Cindy furchtbar aus, war aber noch gut davongekommen, wenn man bedachte, was sie durchgemacht hatte.
    Neben den kleinen Kratzern hatte sie mehrere tiefe Schnitte und Wunden davongetragen. Ein Z-förmiger Schnitt auf der Hand war genäht worden und immer noch rosa und geschwollen, näßte aber endlich nicht mehr.
    Trotz Jans Protest hatte Cindy wirklich Glück gehabt. Ihr Flug durch die Windschutzscheibe hatte verhindert, daß sie im Auto war, als es explodierte. Und sie hatte das Glück gehabt, in einer großen, belaubten Platane zu landen, die ihren Fall abgefangen hatte und sie in ihren Ästen festhielt. Es war nicht leicht gewesen, Cindy zu finden, und noch schwieriger, sie von dem Baum herunterzuholen. Hunderte mikroskopisch kleiner Glassplitter hatten sie zerstochen, lange, tödliche Scherben hatten ihr Schnitte zugefügt, und sie hatte stark geblutet. Sie stand kurz vor dem Schock. Aber durch die Gnade Gottes war sie am Leben und bei Bewußtsein. Nicht nur das, selbst auf der Fahrt zum Krankenhaus, als sie zitterte und bebte, stöhnte und jammerte und vor Schmerzen schrie, konnte sie alle Finger und alle Zehen bewegen. Schon nach drei Tagen war sie von der Intensivstation in ein normales Krankenzimmer verlegt worden. Die wunderbare Heilkraft der Jugend!
    Wieder versuchte Decker, leichte Konversation zu machen. »Wunderschöne Blumen, Prinzessin. Und so viele. Du mußt eine Menge Fans haben.«
    Und noch viel mehr Feinde, dachte Cindy. Trotzdem drückte sie sanft die Hand ihres Vaters. »Die gelben Rosen gefallen mir besonders gut.«
    Cindy gelang ein Nicken. Die Rosen waren von Scott. Ein paar Kollegen aus Hollywood waren aus Pflichtgefühl gekommen, aber Oliver aus echter Besorgnis. Cindy war dankbar für die Aufmerksamkeit, das Mitgefühl und die freundlichen, ermutigenden Worte. Und sie wußte, daß er entscheidend zu
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