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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein
Autoren: Faye Kellerman
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verdammter Klugscheißer, und es ist besser, daß es so endet. Warte mal eben. Bin gleich wieder da.«
    Sie hörte das Rascheln trockener Blätter. Gleich darauf wurde der Kofferraum geöffnet. Dann kam Tropper zurück und hielt etwas hoch. Ein Vorschlaghammer!
    Wenn es einen passenden Moment gegeben hätte, in Panik zu geraten ... zu weinen, zu betteln, zu flehen und falsche Versprechungen zu machen, dann wäre es dieser gewesen. Aber Dickköpfigkeit und ein merkwürdiges, unangemessenes Gefühl von Würde hielt sie zurück. Sie bot keinen Widerstand, spürte, wie eine seltsame Ruhe über sie kam.
    Tropper wartete, rechnete damit, daß sie etwas tat, etwas sagte. Als nichts kam, sagte er: »Weil du eine Kollegin bist ... werde ich dich nicht leiden lassen.«
    Cindy bedankte sich ruhig, schloß die Augen und wartete ... und wartete ... und wartete. Sie öffnete die Augen. Er starrte sie an. Was wollte er von ihr? Was wollte er?
    Langsam hob Tropper den Hammer, senkte ihn nach unendlich langen Sekunden wieder.
    »Ich hab nicht genug Platz«, knurrte er. »Wenn ich das hier mache, kriegt das Auto was ab. Ganz zu schweigen davon, daß du leiden mußt. Ich wollte, daß du nach dem ersten Schlag hin bist.« Er verlagerte das Gewicht. »Ich sag dir was. Wenn du versprichst, nicht wegzulaufen, hol ich dich aus dem Auto raus. Ich bring dich zu einer hübschen Stelle. Da kannst du diese Welt mit Blick auf den herrlichen sternenübersäten Himmel verlassen.«
    Cindy biß sich auf die zitternden Lippen. »Das klingt gut.«
    »Ich schwör dir, Decker«, fuhr Tropper fort, »wenn du wegläufst, krieg ich dich. Und dann wirst du leiden.«
    »Verstanden, Sergeant.«
    Wieder wartete er. »Du bist wirklich sehr ruhig für jemanden, der gleich sterben wird.«
    »Innerlich bin ich ziemlich nervös, Sir.«
    »Tja, das verbirgsr du gut.« Tropper beugte sich vor und band ihre Beine los. Mit einer raschen Bewegung zog er sie aus dem Auto und richtete sie auf, hielt sie an dem Strick fest, mit dem ihre Arme auf dem Rücken gefesselt waren. Cindys Knie gaben nach, aber er packte den Strick nur noch fester. »Ich hab dir gerade ein Kompliment gemacht, Decker. Du wirst doch jetzt nicht schlappmachen, oder?«
    »Zumindest nicht absichtlich, Sir.«
    »Stell dich hin!«
    Sie richtete sich so gerade auf, wie sie konnte. »Ich bin bereit, Sir.«
    »Mir gefällt dein Stil, Decker.«
    »Danke. Sind Sie sicher, daß es keine andere Lösung gibt?«
    »Ich bin sicher.« Tropper griff nach ihren gebundenen Händen und schob sie vorwärts. »Los, suchen wir uns einen hübschen Platz.«
    Sein Griff war nicht allzu fest. Sie dachte kurz daran wegzulaufen. Aber wie schnell konnte sie mit ihrem schmerzenden Körper laufen? Wie weit würde sie kommen? Er würde sie einholen und sehr wütend auf sie sein. Cindy wollte wirklich nicht verstümmelt und gefoltert werden. Sie ging ihm wohl zu langsam, denn er schubste sie an. Diesmal war er grob. Trockene Blätter und Zweige knackten unter ihren Schuhen. Das Geräusch hatte sie so abgelenkt, daß sie das andere erst nach einigen Sekunden wahrnahm — das deutliche wack, wack, wack ferner Rotorenblätter. Beide sahen gleichzeitig hoch. Drei oder vier Hubschrauber, die auf sie zukamen. Woher wußten die, daß sie hier waren?
    Die Scheinwerfer! fiel Cindy ein. Tropper war nicht nur mit eingeschalteten Scheinwerfern gefahren, er hatte sie auch nach dem Halten angelassen. Cindy sah sie in der Ferne wie einen Heiligenschein. »Scheiße!« brüllte Tropper.
    Cindy ergriff die Gelegenheit. Instinktiv rannte sie los. Tropper schoß hinter ihr her, hatte sie mit seinen langen Schritten in Sekundenschnelle eingeholt. Er setzte zum Sprung an, packte sie an den Händen, verlor das Gleichgewicht. Beide krachten zu Boden. Rasch rappelte er sich auf, hob den Vorschlaghammer und schlug zu. Cindy rollte sich zur Seite, entging dem Schlag nur um Haaresbreite. Der Schwung des schweren Hammers hatte ihn erneut aus dem Gleichgewicht gebracht, was ihr gerade genug Zeit ließ, aufzuspringen und loszurennen. Wieder holte er sie ein, riß sie so scharf am Kragen zurück, daß sie fast erstickte. Aber jetzt hatten die Hubschrauber sie eingekreist, richteten ihre Suchscheinwerfer auf den Boden, erhellten das Gelände wie bei Nachtaufnahmen zu einem Film.
    Cindy erlaubte sich ein mattes Lächeln, während Tropper hochsah und Flüche ausstieß. Wäre der Sergeant klug gewesen, hätte er sie losgelassen, seine eigene Haut gerettet und wäre zum
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