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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein
Autoren: Faye Kellerman
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Auto zurückgerannt. Statt dessen packte er sie fester und wollte mit ihr zum Auto zurück. Da sie kaum die Kraft besaß, Widerstand zu leisen, machte sie sich schlaff, weil ihr Gewicht ihn noch mehr behindern würde und er sie dann vielleicht fallen ließ. Aber er dachte nicht daran. Er beschimpfte sie und trat gegen ihre schlaffen Beine. »Steh auf! Steh auf! Steh auf!« Als er merkte, daß sein Gebrüll nichts nützte, schlang ihr Tropper den Arm um die Taille und zerrte sie mit zurück, ließ ihre Beine über den harten, rauhen Boden schleifen. Cindy spürte, wie ihre Kleidung zerriß und ihre Haut aufgeschürft wurde. Doch er kam nur langsam und unbeholfen voran, was den Hubschraubern Zeit ließ, sie erneut einzukreisen. Cindy hoffte, daß sich Tropper und sie so deutlich vom Boden abhoben wie Pickel auf glatter Haut.
    Die Helikopter kamen näher, schwebten über ihnen, bis Cindy den Wind der Rotoren und die Hitze der Suchscheinwerfer spürte. Sie kniff die Augen gegen das blendende Licht zusammen und konnte sogar die Gesichter der Scharfschützen erkennen. Der Krach war ohrenbetäubend, übertönte fast das Kreischen der näherkommenden Sirenen. Fast ... aber nicht ganz. Sekunden später hörte sie Worte aus einem Megaphon. Sie seien umstellt, er solle sie loslassen und sich ergeben, oder sie würden schießen — so was in der Art. Vielleicht bildete sie sich das auch nur ein, aus all den Filmen, die sie gesehen hatte. Sie konnte eigentlich nichts verstehen, weil sie vor Angst zu starr war, aber die Befehle kamen auch sehr rasch und wütend.
    Tropper achtete nicht darauf. Er hatte das Auto erreicht, riß die Fahrertür auf, schob Cindy als erste hinein, glitt hinter das Steuer. Augenblicke später hatte er den Motor auf Touren gebracht und raste tiefer in den Wald.
    Die Suchscheinwerfer der Hubschrauber folgten ihnen durch das dichte Laubdach, huschten wie Kometen über den Himmel. Ironischerweise machten sie es Tropper leichter, in der Dunkelheit zu sehen. Er trat das Gaspedal durch, und das Auto schoß mit einem Satz vorwärts. Cindy schrie auf, als sie ins Schleudern gerieten, kaum noch Kontakt mit dem weichen Waldboden hielten. Im Rückspiegel sah sie die rotierenden roten und blauen Lichter der Streifenwagen, die mehrere Autolängen zurücklagen. Tropper erhöhte die Geschwindigkeit, Bäume flogen vorbei. Eine falsche Drehung am Steuer, und sie würden vollkommen zerquetscht werden.
    »O Gott!« Cindy war voller Panik, ihr Herz raste. »O Gott, o Gott ...«
    »Halt die Klappe!« brüllte Tropper.
    Ihr Blick schoß zum Tacho. Die Nadel kletterte immer höher -sechzig, achtzig, über neunzig. Tropper hatte sich angeschnallt (komisch, wie sich manche Gewohnheiten festsetzen), aber Cindy wurde im Wagen hin und her geschleudert, konnte sich mit den gefesselten Händen nicht festhalten. Wenn es zu einem Zusammenstoß kam, hatte er den Airbag und den Sitzgurt; sie würde durch die Windschutzscheibe katapultiert werden, sich das Gesicht zerschneiden und konnte sich nicht mal mit den Hände schützen. Das Auto schoß wie eine Rakete durch den Wald, schrammte an Büschen entlang, kam ins Schleudern, wenn die Reifen auf Felsbrocken, Steine und große Baumwurzeln prallten. Am liebsten hätte sie die Augen geschlossen, aber sie konnte nicht. »Wir werden beide draufgehen!« schrie sie. »Geben Sie auf!«
    Eine Sekunde später schrie sie wieder, als der Vorderreifen gegen einen gefällten Stamm krachte und hochschnellte. Das Auto landete mit einem dumpfen Krachen auf dem Boden und raste weiter.
    »O Gott«, kreischte sie. »O Gott, o Gott ... «
    »Halt die Klappe!«
    »Halten Sie die Klappe!«
    »Sei endlich still!« Tropper riß das Steuer nach rechts, dann nach links und hatte gleich darauf wieder die Bergstraße erreicht — schmal und zweispurig, aber zumindest asphaltiert. Inzwischen wurden sie von einer ganzen Streifenwagenkarawane verfolgt. Auch die Hubschrauber waren noch da.
    Wieder glitt Cindys Blick zum Tacho. Tropper fuhr fast hundert, nahm die Kurven wie ein Rennwagen. Die Streifenwagen waren noch weiter zurückgefallen, mußten langsamer fahren, auch wenn Tropper das Tempo noch erhöhte. Aber die Hubschrauber behielten sie im Suchscheinwerfer. Bei jeder Kurve hob sich Cindys Magen. Galle stieg ihr in die Kehle. Schweiß lief ihr von der Stirn. Wenn sie vorher Angst gehabt hatte - vor Tropper und dem Vorschlaghammer - hatte jetzt schieres Entsetzen sie gepackt. Falls er so weiterfuhr, würde sie auf jeden
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