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Die Rache des Marquis

Die Rache des Marquis

Titel: Die Rache des Marquis
Autoren: Julie Garwood
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Meine Kutsche wartet zwei Häuserblocks weiter vom. Sie müssen endlich ins Bett. Gute Nacht, Monk.«
    »Auf bald, Caine«, verabschiedete sich der Wirt.
    Abrupt blieb sie stehen. »In wessen Bett?«
    Er seufzte laut genug, um die Betrunkenen zu wecken, die am Straßenrand lagen. »In Ihrem eigenen Interesse. Für Ihre Tugend besteht keine Gefahr. Ich gehe nie mit Jungfrauen ins Bett, und mit Ihnen schon gar nicht.«
    Caine glaubte, dieses Versprechen würde sie beschwichtigen. Natürlich war es eine halbe Lüge. Er wollte sie küssen – wenn auch nur, um für ein paar Minuten segensreiches Schweigen zu erwirken.
    »Gehört das zu Ihren kleinen Regeln?« fragte sie. »Niemals mit einer Jungfrau zu schlafen?«
    Beleidigt starrte sie ihn an, und er wußte nicht, was er davon halten sollte. »Genau. Ebensowenig gehe ich mit dummen Frauen ins Bett, die ich nicht sonderlich mag. Also sind Sie in meiner Obhut völlig sicher.« Zu allem Überfluß grinste er.
    »Ich glaube, allmählich beginne ich Sie zu hassen«, murmelte sie. »Bei mir sind Sie auch sicher, Caine. Niemals würde ich Ihnen gestatten, mich anzufassen.«
    »Gut.«
    »Ja, sehr gut«, bestätigte sie, um das letzte Wort zu haben. »Und wenn Sie nicht aufhören, mich mit sich zu zerren, schreie ich Ihren Namen laut in die Welt hinaus, Pagan – bis die Polizei Sie schnappt!«
    »Ich bin nicht Pagan.«
    »Was?«
    Sie stolperte, stürzte beinahe, und er hielt sie fest. »Ich sagte – ich bin nicht Pagan.«
    »Wer zum Teufel sind Sie denn dann?«
    Sie hatten die Kutsche erreicht. Aber Jade weigerte sich einzusteigen, ehe er nicht die Frage beantwortet hatte, und schlug seine hilfreichen Hände beiseite. Schließlich gab er nach, warf ihren Ranzen dem Fahrer zu und verkündete: »Ich heiße wirklich Caine, und ich bin der Marquis von Cainewood. Würden Sie sich jetzt in den Wagen begeben? Dies ist weder die richtige Zeit noch der passende Ort für eine längere Diskussion. Unterwegs werde ich Ihnen alles erklären.«
    »Versprechen Sie’s?«
    »Ja!« fauchte er.
    Offenbar glaubte sie ihm nicht. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Schande über Sie, Caine! Wie konnten Sie so tun, als wären Sie dieser edle Pirat!«
    »Der Bastard mag alles mögliche sein, Jade, aber er ist ganz gewiß nicht edel.«
    »Wieso sagen Sie das? Wahrscheinlich kennen Sie ihn gar nicht. Ist Ihr eigenes Leben so unglücklich, daß Sie vorgeben müssen …«
    Er unterbrach sie, indem er unsanft ihren Arm umklammerte. Mit der anderen Hand riß er die Blume von seinem Revers und schleuderte sie zu Boden. Dann hob er Jade hoch und stieß sie in die Kutsche.
    Sobald sich das Fahrzeug in Bewegung setzte, wurde es im Innern dunkel, und Jade konnte Caines gerunzelte Stirn nicht mehr sehen, was sie als höchst angenehm empfand. Und er sah ihr Lächeln ebensowenig.
    Eine Zeitlang schwiegen sie, und Jade nutzte diese Atempause, um sich zu fassen, während Caine seine Nerven beruhigte. Schließlich fragte sie: »Warum spielen Sie den Piraten?«
    »Um ihn aus seinem Versteck zu locken und dann zur Strecke zu bringen.«
    »Wieso?«
    »Das erzähle ich Ihnen später.« Er glaubte, sein schroffer Tonfall würde sie von weiteren Fragen abhalten. Aber er irrte sich.
    »Sie sind mir böse, weil ich Sie bei dieser Jagd gestört habe, nicht wahr?«
    Caine seufzte ungeduldig. »Sie haben mich nicht gestört. Bis jetzt war ich erfolglos. Aber wenn Ihr Problem gelöst ist, will ich meine Jagd fortsetzen. Keine Sorge, Jade. Letzten Endes werde ich mein Ziel erreichen.«
    Sie machte sich keine Sorgen, aber das konnte sie ihm natürlich nicht sagen. Caine hatte gar nicht versagt. Er war in die Taverne gegangen, um Pagan aus der Reserve zu locken. Und genau das hatte er getan.
    Erfreut über ihre Leistung, lehnte sie sich zurück. Auch ihr Bruder würde sich hochzufrieden zeigen.

3
     
    Die Tränen waren eine hübsche Zugabe gewesen. Der spontane Gefühlsausbruch hatte Jade selbst genauso überrascht wie Caine. Eigentlich hatte sie nicht geplant, typisch weibliche Schwäche zu mimen, um ihn aus der Kneipe zu lotsen. Aber als sie sah, wie sehr es ihn bestürzte, eine Frau in diesem beklagenswerten Zustand zu sehen, weinte sie natürlich um so heftiger, woraufhin Caine völlig hilflos wirkte. Sie hatte gar nicht gewußt, daß sie so wundervolle schauspielerische Talente besaß. Es erforderte eine gewisse Konzentration, auf Befehl zu weinen, aber dieses Problem hatte sie bravourös gelöst. Wenn sie sich
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