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Die Rache des glücklichen Mannes

Titel: Die Rache des glücklichen Mannes
Autoren: Arto Paasilinna
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konnte man in dieser Situation nicht als Geld bezeichnen. Die Käufer der Ferienhäuser wand-ten sich mit ihren Forderungen an den Gerichtsvollzie­ her. Jäminki ging in seiner Not zur Bank und bat um weiteren Kredit, damit er die Pfändung verhindern konn­ te.
    Doch die Bank verweigerte ihm weitere Darlehen. Er konnte froh sein, dass die früheren Kredite aufrechter­ halten wurden. Jäminki verfluchte seine Familie, die arm war. Jetzt hätte er reiche Verwandte gebraucht, die den Erbhof aus dem Wellental holen und zu neuer Blüte bringen könnten. Auch seine Frau, eine frühere Magd, besaß nichts. Warum musste er ausgerechnet eine Magd heiraten, jetzt wäre das Erbe eines reichen Bauern vonnöten. Und was hatte er überhaupt vor vierzig Jah­ ren an seiner Alten gefunden? Wenn er jetzt diese aus armen Verhältnissen stammende Frau ansah, wurde ihm schwer ums Herz, außerdem war sie inzwischen rund wie ein Fass. Das Leben und der Zufall konnten wirklich grausam sein.
    Es schien im ganzen Land kein Geld mehr zu geben. Das Geld war verschwunden, und nur Schulden beherrschten die Welt. Die hohen Zinsen von Jäminkis saftigen Krediten fielen mit unerbittlicher Pünktlichkeit zur Zahlung an, und die Abzahlungspläne waren über den Haufen geworfen. In jenen Wochen wütete Jäminki mehr als je zuvor in seinem Leben, doch es half ihm nichts. Das Geld hatte ihn verstoßen, es kam nicht zu ihm.
    In seiner Verzweiflung versuchte Jäminki, die Hälfte seines Hofes zu verkaufen, aber es gab keine Abnehmer. Er bot hundert Hektar so billig an, dass es ihm ins Herz schnitt, doch auf die Schnelle fand sich weder ein finanzkräftiger Investor noch ein Bauer, der den Wunsch gehabt hätte, Land zu kaufen. Und die wenigen, die Interesse gehabt hätten, waren nicht imstande, bar zu zahlen, und für Jäminki gab es nur den Barverkauf.
    »Ich kann den Hof nicht halb umsonst auf Kredit verkaufen, das wäre ja schon eine Schenkung. Egal, dann kommt eben der ganze Hof unter den Hammer.«
    Es wurde Sommer. Jäminkis Karussell drehte sich immer schneller. In jenen Wochen fluchte dieser große Bauer viel, er fluchte, dass er sich auf Geschäfte einge­ lassen hatte, verfluchte den Gesamtverbürgungsvertrag, den er im Gefühl seiner Macht zur Deckung seiner Kredite abgeschlossen hatte. Die Mahnungen, die ihm täglich in den Briefkasten flatterten, riss er in tausend Stücke. Er erfuhr, dass die Gläubiger die Zwangsvoll­ streckung beantragt hatten. Ende Juni fand auch schon der Schuldforderungsprozess statt, und als Urteil kam der Zahlungsbeschluss. Und weil Jäminki ein für alle Mal kein Geld flüssig hatte, mit dem er den Zusammen­ bruch abwenden konnte, kamen die Gerichtsvollzieher und pfändeten seinen gesamten Hof in Höhe der sechs­ hunderttausend Mark Schulden und Kredite. Jetzt war nämlich außer den Ferienhauskäufern auch Jäminkis Bank aufgewacht und versuchte, ihre Interessen zu wahren; sie hatten ihrem Kunden den Kredit gekündigt und sich in die schreiende Schlange der Gläubiger ein­ gereiht. Die vernickelten Schlösser schwarzer Aktenkof­ fer knackten mit bösem Geräusch im Zimmer des gro­ ßen Bauern, und Jäminki raufte sich sein ergrautes Haar.
    Alles ging den Bach hinunter. Die Knechte und Mägde waren bereits im Frühjahr entlassen worden, es war keine Aussaat erfolgt, auf dem Hof stand unter einer Plane der neue Mähdrescher, und niemand hatte dafür gesorgt, dass er im Maschinenschuppen vor dem Regen in Sicherheit gebracht oder gar gegen Rost eingeölt wurde. Wenn ein großer Bauernhof zu stürzen beginnt, ist das Krachen weithin zu hören und dröhnt in den Ohren. Der Besitz verschwindet durch sein eigenes schweres Gewicht, das ist selbst für Hartgesottene schlimm zu beobachten.
    Nach der Pfändung setzte Kommissar Kavonkulma schließlich die Anzeige in die Zeitung, dass Jäminkis Hof, Reg. Nr. 116, zwangsversteigert würde.
    Als die alte Bäuerin diese Ankündigung in der Zeitung las, konnte sie das ganze Elend nicht länger ertragen, sie humpelte in die Schlafkammer und beweinte die Vernichtung des Familienbesitzes.
    Jaatinen schnitt sich die Annonce aus der Zeitung aus und tat sie in seine Brieftasche.
    »Der Jäminki hat eine Menge unternommen, aber so ist es nun gekommen, weil ich dafür gesorgt habe.«
    33
    Jaatinen schob den Wagen mit seinen Zwillingsmädchen durch den Kiefernwald hinter dem Flugplatz. Es war Sommer, ein heißer und schöner Tag, und der Ingenieur machte Urlaub. Im Wald waren auch noch
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