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Die Rache des glücklichen Mannes

Titel: Die Rache des glücklichen Mannes
Autoren: Arto Paasilinna
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eine
    dicke, lederne Aktentasche, ihre Schnallen glänzten in der Sonne. Jemand nahm ihm diensteifrig das Fahrrad ab und lehnte es an eine Birke. Jaatinen schritt durch die Gasse, die die Leute für ihn bildeten, zum Auktion­ sort. Er gab Jäminki die Hand. Der sagte zu ihm:
    »Jetzt bist du also gekommen, um mich auszuplün­ dern.«
    »Ja, das bin ich.«
    Kavonkulma verlas mit eintöniger Stimme die offizielle Bekanntmachung. Das Publikum lauschte reglos, ein paarmal muhten die Kühe auf der Weide, eine Schar Krähen flog kreischend über den Hof und ließ sich am Ende der Allee in den Bäumen nieder, um das Ereignis zu verfolgen.
    Kavonkulma verkündete, dass zuerst der Bauernhof verkauft werde, dann das landwirtschaftliche Inventar, und wenn das Geld noch nicht reiche, auch das Inven­ tar des Haupthauses.
    Mit dem Boden wurde also begonnen. Zweihundert Hektar Land, sechzig davon bebaut, der Wald in gutem Zustand. Kavonkulma breitete die Flurkarten auf dem Tisch aus, einige Leute beugten sich interessiert vor.
    »Zweihunderttausend«, rief ein Mann in Stiefelhosen. Jaatinen wurde munter. »Dreihunderttausend«, rief
    er.
    »Dreihundertfünfzig«, sagte der andere Mann. »Vierhunderttausend.«
    »Vierhundertzehntausend.«
    Jaatinen stellte sich auf die Haustreppe und ließ den Blick über Jäminkis Felder schweifen, Kavonkulma zählte schon den zweiten Hammerschlag; schließlich rief Jaatinen:
    »Fünfhunderttausend.«
    Niemand erhöhte mehr. Kavonkulma schlug dreimal mit dem Hammer auf den Tisch, durch das Publikum ging ein Raunen. Jäminkis Gesicht blieb unbewegt, doch seine Hand klopfte rhythmisch gegen das Bein des Schaukelstuhls. Jaatinen schrieb einen Scheck aus, setzte seinen Namen unter einige Papiere, Kavonkulma überreichte ihm ein Bündel Unterlagen, sie verschwan­ den in seiner Aktentasche. Die Schnallen klickten hart, als Jaatinen die Tasche schloss.
    Da der Verkaufserlös des Hofes nicht alle Schulden abdeckte, musste auch noch das landwirtschaftliche Inventar versteigert werden. Kavonkulma verlagerte seinen Tisch vor den Kuhstall. Jaatinen blieb auf der Treppe sitzen, er war nicht interessiert an Ackergerüm­ pel. Jäminki saß nach wie vor in seinem Schaukelstuhl, auch er schien sich nicht dafür zu interessieren, zu welchem Preis die Geräte verkauft wurden.
    Auch das Inventar des Haupthauses wurde noch ver­ kauft. Jaatinen ersteigerte sich das Service, Baumeister Kainulainen erwarb einige alte Stoßbutterfässer, Rum­ mukainen bekam Jäminkis Soldatengewehr. Auch Propst Roivas ließ sich hinreißen, die Käuferstimme zu erheben, er rettete aus dem Nachlass zwei Backbretter.
    Gegen Mittag war die Auktion beendet. Die hundert­ köpfige Menge strömte durch die Birkenallee in Rich-tung Kirchdorf, die Krähen flogen aus den Bäumen auf. Jäminki blieb allein in seinem Schaukelstuhl auf dem Hof zurück. Jaatinen saß auf der Treppe, doch als die letzten Gäste den Hof verlassen hatten, trat er zu Jä­ minki.
    »Wie wäre es, wenn wir noch ein weiteres Geschäft machten«, sagte er.
    »Es gibt nichts mehr zu verkaufen.« »Lass uns das Land tauschen. Weißt du nicht mehr,
    dass du auch den Hof von Kääriäinen besitzt? Du kriegst als Gegenwert von mir zehn Hektar deines ehe­ maligen Landes hier um das Haus, und du kriegst auch dein Haus zurück, wenn du es noch haben willst… Und um ehrlich zu sein, du kriegst auch die Grundstücke am Seeufer wieder. Man könnte dir für das Urlauberdorf eine Sondergenehmigung verschaffen, du kämst wieder auf die Beine, recht so?«
    »Du musst verrückt sein, dass du für die Klitsche einen halben Hof eintauschst. In dem Falle stünde ich ja gar nicht vor dem Nichts.«
    »Ich bin nicht verrückt, und ich verliere nicht. Züge müssen nämlich fahren, und ich will, dass sie über meine eigenen Schienen rollen.«
    Jäminki erhob sich mit Tränen in den Augen aus sei­ nem Schaukelstuhl. Er räusperte sich, fuhr sich durch das ergraute Haar und reichte dem Ingenieur die Hand.
    »Wie sehr ich dich auch hasse, aber jetzt rettest du mich, und besonders die Bäuerin. Ich bitte nicht um Verzeihung und verzeihe auch selbst nicht, aber du bist ein Teufelskerl, tauschen wir also die Klitsche zurück. Ich ziehe allerdings in die Stadt, mache aus diesem Hof eine Sommervilla.«
    Fräulein Koponen und Kommissar Kavonkulma traten wie zufällig hinter dem Kuhstall hervor, sie hielten die notwendigen Unterlagen bereit, und umgehend wurde das neue Geschäft abgeschlossen und
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