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Die Rache des glücklichen Mannes

Titel: Die Rache des glücklichen Mannes
Autoren: Arto Paasilinna
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welchen Vergehens er sich schuldig gemacht hatte. Ollonen sah zum nebligen Himmel auf, als suche er dort mildernde Umstände, doch der Himmel war unzugänglich grau, und hilflos senkte der böse Konstabler seinen Blick ins Moos.
    »Könnte man diese Sache nicht irgendwie beilegen«, schlug der Feuerwehrchef bescheiden vor.
    »Gut, kommt morgen zu mir, dann reden wir über die Angelegenheit«, sagte Jaatinen. »Aber jetzt dürfte es höchste Zeit sein, diesen Sport zu beenden, ich denke, wir gehen nach Hause.«
    Am folgenden Tag erschienen Ollonen und Jokikokko in Jaatinens Haus, um mit ihm über das Vorgefallene zu sprechen. Frau Rummukainen servierte einen großen Fleischtopf vom Birkhuhn mit Brot und Preiselbeergelee, dazu goss sie Schnaps ein. Als sie das Zimmer verlassen hatte, sagte Jaatinen:
    »Bevor wir mit dem Essen beginnen, spreche ich über einige offiziellere Dinge. Ihr würdet beide mehrere Jahre Gefängnis für die gestrige Schießerei bekommen. Aber als Knastinsassen hättet ihr weder für mich noch für andere Leute irgendeinen Nutzen, und so gedenke ich diesen Fall folgendermaßen zu lösen: Zunächst einmal wirst du, Ollonen, sofort deine Entlassung aus dem Polizeidienst beantragen und bei mir in der Fabrik im Zweischichtsystem an der Betonmaschine arbeiten. Du, Jokikokko, beantragst ebenfalls deine Entlassung aus dem Amt des Wehrleiters und des Brandinspektors und gründest in meiner Fabrik eine Feuerwehr; außerdem schlägst du dir die Gemeindesekretärin Koponen ein für alle Mal aus dem Kopf. Und jetzt, meine Herren, setzen wir uns zu Tisch.«
    Unter tiefem Schweigen genoss man den Fleischtopf, zwischendurch erhob man das Glas, und als sich alle satt gegessen hatten, gingen die Gäste still hinaus, um ihre Entlassungsgesuche zu schreiben.
    32
    Bauer Jäminki hatte eine Menge Geld verloren, als er das Land hinter dem Flugplatz von Kääriäinen gekauft hatte. Doch seine Bankschulden wollte er nicht lange behalten. Und so kam ihm ein vortrefflicher Gedanke: Er würde auf dem Gelände am See, das ihm gehörte, zehn Sommerwohnungen für Stadturlauber bauen. In den letzten Jahren waren immer wieder entsprechende Anfragen an ihn gekommen. Jäminki rechnete sich aus, dass er für ein Feriendorf viele hunderttausend Mark bekäme. Und Geld brauchte er, außer zum Abzahlen seiner Schulden auch für den neuen Mähdrescher, den er sich bereits bestellt hatte, da er ihn zum stark ermä­ ßigten Winterpreis bekommen konnte.
    Jäminki beschloss, die Häuser und Saunas selbst zu bauen, um einen möglichst hohen Gewinn aus den Grundstücken zu erzielen. Er ging erneut zur Bank, nahm dreihunderttausend Mark Kredit auf seinen Hof auf und tätigte ein Bombengeschäft: Er kaufte zum Winterpreis in einer Fabrik zehn Halbfertighäuser und lachte sich ins Fäustchen, da er wieder eine tüchtige Ermäßigung bekam. Barkäufe haben etwas für sich, sagte er in der großen Wohnstube zu seiner Familie. Im Februar wurden die Einzelteile der Häuser von der Fabrik abgeholt und auf Jäminkis Grundstück am See gefahren. Dort wurden sie mit Planen abgedeckt, damit sie durch Schneefall keinen Schaden nahmen. Jäminki wartete feixend auf den Frühling.
    »Ich scheffle anständig Geld, und gleichzeitig stoppe ich Jaatinens Eisenbahn. Einen Schlagbaum über die Schienen, und fertig. Da, wo dumme Polizisten und Wehrleiter kuschen, da zeigt der gute alte Jäminki solchen Zugereisten, was Sache ist.«
    Jaatinen verfolgte Jäminkis umfangreiche Geschäfts­ operationen wachsam. Er mischte sich nicht ein, war aber über jede Entscheidung des Bauern informiert, die Kanäle des Vereinslebens funktionierten.
    Jäminkis Kredite waren in jenem Winter ungewöhn­ lich hoch: Es waren zweihunderttausend Mark auf das Land von Kääriäinen, dreihunderttausend für den Bau des Urlauberdorfes und noch einhunderttausend für den neuen Mähdrescher. Aber er würde ja Geld herein­ bekommen, egal also, auch wenn die hohen Zinsausga­ ben seinen großen Hof belasteten.
    Es kam der April. Der Schnee verschwand, der gefro­ rene Boden taute auf. Jäminki stellte ein paar Zimmer­ leute ein, die das Urlauberdorf hochziehen sollten, er selbst ging mit einem Stapel Typenzeichnungen ins kommunale Baubüro. Dort erklärte man ihm, dass man ihm leider keine Baugenehmigung geben könne.
    »Was, keine Baugenehmigung?«, ächzte Jäminki. »Nein, die Uferzone, die Ihnen gehört, ist im Winter als
    Erholungsgebiet verplant worden. Die Gemeinde kauft sie
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