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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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Langeweile böse Spiele gebiert. Nur die Menschen können in Liebe und Frieden leben.«
    »Was soll dann werden?«, fragte Brunhilde.
    »Ich dachte erst daran, nicht zu ruhen, bis ich die Nibelungen vernichtet habe.«
    »Die Nibelungen kann man nicht vernichten, denn kein Leben wohnt in ihnen.«
    »Und ich war bereit zu suchen, bis ich einen Weg finde, das zu ändern«, fuhr Siegfried fort. »Ich malte mir den Genuss aus, ihre kreischenden Stimmen um Vergebung flehen zu hören. Wie sie mir mehr und mehr Reichtum bieten würden als Preis für ihre armselige Existenz. Und wie, wenn sie dann alle ausgerottet sind, ich die Welt vielleicht nicht als gerechter König, aber als Siegfried, der Nibelungentöter, verlassen kann.«
    »Welch brutales, einsames Leben«, flüsterte Brunhilde, die in der Gegenwart Siegfrieds immer mehr Mensch geworden war und nun kaum noch an die Walküre erinnerte, die einst seine Träume gesucht hatte.
    »Ein Leben, aufgezwungen zwischen dem Zorn der Götter und der List der Nibelungen«, bestätigte Siegfried. »Und genau darum wird es nicht mein Leben sein. Wer dieses Spiel gewinnen will, muss dem Spiel selber sich verweigern. Nicht Odin bestimmt mein Schicksal, nicht der Geist vom Walde – hier und heute tue ich es selbst.«
    »Wenn dir das gelänge«, sagte Brunhilde, »wärst du ein größerer Mann als alle vor dir. Größer als dein Vater, als Gunther, als Gernot.«
    »Ich strebe nicht mehr nach Größe«, widersprach Siegfried.
    »Und darin mag der Schlüssel liegen«, versicherte Brunhilde, und ihre Hand fand seine Schulter. »Ein weiser Gedanke, Siegfried.«
    »Nenn mich Sigurd.«

    Mit wenig außer Nothung und etwas getrocknetem Fleisch in einem Beutel war Sigurd gen Norden gezogen, und es erinnerte Brunhilde an Gernot und Elsa, wie sie einst versucht hatten, sich dem Griff der Götter zu entziehen. Doch war sie zuversichtlich, dass Sigurd gelang, was den Generationen vor ihm versagt geblieben war.
    Sie verbrachte noch einige Tage in der Burg Xanten. Das tote, ausgebrannte Gemäuer entsprach ihren trüben Gedanken, und so schritt sie durch die verfallenen Gänge wie die Königin, die sie einst hatte sein wollen. Einmal lachte sie, als ihr zum ersten Mal seit Jahren einfiel, dass sie sogar Königin von Xanten geworden wäre, wenn Siegfried damals ihre Hand zur Ehe nicht ausgeschlagen hätte. Es hatte so viel Leid gebracht und war rückblickend doch so unwichtig gewesen.
    Der Wolf hatte Sigurd nicht begleitet. Er genoss die Einsamkeit des Hofes Xanten und die Gesellschaft der Walküre. So manchen Abend sahen sie die Sonne gemeinsam untergehen. Brunhilde streichelte sein Fell, und der Wolf leckte ihre Hand.
    »Er hat dir Ehre gemacht«, sagte sie dann. »Vielleicht ist er nicht König geworden, wie der Ruf seines Blutes verlangte, aber keinen Mann von größerer Weisheit habe ich je gesehen.«
    Der Wolf knurrte, und Brunhilde hielt ihm die Schnauze fest. »Du hättest mich in größerer Weisheit erwählt, und nicht das blonde Prinzesschen. Also schweig still.«
    Und der Wolf schwieg.
    Irgendwann, als die fränkischen Truppen Xanten nahmen, gingen Brunhilde und der Wolf zum Tor hinaus und geradewegs zur Regenbogenbrücke. Sie hatten sich ein Festmahl verdient, und in allen zwölf Palästen Walhalls würde man ihre Geschichte noch lange hören wollen.

    Es ging Sigurd auf, dass es kaum ein Jahr her war, seit er das erste Mal Fjällhaven gesehen – und das erste Mal seinen Namen verleugnet hatte. Nun ging ein weiterer Sommer zu Ende, und er sah die Stadt mit den Augen eines Mannes, der keinen Hunger mehr auf Abenteuer hatte, sondern den die Heimat rief. Wie viel der Lauf der Jahreszeiten doch zu ändern vermochte.
    Mit dem wenigen, was er vom Gold der Nibelungen in seine Taschen gesteckt hatte, war die Reise vom Rhein nach Dänemark kurz und kaum beschwerlich gewesen. Er verschwendete keinen Gedanken mehr daran, ob es die Geistwesen zürnte, dass er noch mit ihrem Schatz die Rechnungen beglich. Er hatte nachts manchmal ihre Stimmen gehört, beleidigt und herrisch. Sie wollten neuen Zwist, die nächste Runde im ewigen Spiel. Manchmal gelang es ihnen, sich in seine Träume zu schleichen, doch selbst dort war er ihnen nun überlegen und ließ ihren Hass an seinem Gleichmut abprallen. Irgendwann blieben sie dann still.
    Ein Schiff zu finden, das ihn zur Felsenburg brachte, würde nicht schwer sein. Seit die Isländer die Besatzer überwältigt hatten, galt das kleine Reich als mutig und wieder
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