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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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Siegfried zu verwirren. Doch welchen Winkel sie auch probierten, welche ungeschützte Stelle sie erspähten – immer war die Klinge schneller, und keine Kreatur bekam die Zeit, ihren Fehler zu bereuen. Was an seine Arme sich klammerte, das streifte Siegfried wie lästige Fliegen ab, und mancher Bestie zerdrückte er mit bloßer Hand den Hals, damit sie tot auf die Erde fiel. Als er eine volle Runde mit ausgestrecktem Nothung sich drehte, tropfte nachher das Blut von gleich vier Dämonen von der Klinge. Wenn er einen Schopf Haare zu fassen bekam, rammte er den anhängenden Schädel auf einen Felsen am Boden. Als ein Vieh sich in seine Faust verbiss, brach er ihm das Kreuz über seinem Knie und ließ es wimmernd liegen. Die Horde starb nicht nur für Xandria, sie starb für alles, was Siegfried in kaum einem Jahr durchgemacht hatte. Sie starb für die Rache der Nibelungen, sie starb für Gernot und Elsa, für Nazreh und für die Leiden Xantens.
    Stunde um Stunde dauerte das Massaker, und manchmal meinte Siegfried, sich nicht mehr von der Stelle rühren zu können, so sehr stapelten sich die Leiber um ihn herum. Die Horden-Dämonen, in ihrer Torheit furchtlos, ließen nicht ab, suchten ihr Heil nicht in der Flucht. Odin hatte ihnen befohlen, Siegfried aufzuhalten, und kein Quäntchen Verstand riet ihnen davon ab.
    Der Prinz warf einen weiteren Dämon zu Boden, stellte den Fuß auf dessen linke Hand und zerrte an der anderen so stark, dass es den Arm aus der Schulter riss.
    Nothung bewies nicht nur, dass es das Schwert der Sieger war – es kündete auch von Siegfrieds Schmiedekunst, die es schneller und tödlicher gemacht hatte, als es jemals zuvor gewesen war. Wenn ein Dämon sich zu seinem Körper vorgedrängt hatte und die lange Klinge ihn nicht treffen konnte, rammte Siegfried dem Gegner ein ums andere Mal den Knauf am Heft so heftig ins Maul, dass mit den Zähnen auch die Schädeldecke brach.
    Auf Midgard wäre die Nacht angebrochen, als die Kadaver der Dämonen in die Hunderte gingen, doch Siegfried spürte keine Müdigkeit und empfing jeden neuen Angriff mit der Wucht seiner Wut. Das Wenige, was die Horde an Taktik besaß, verbrauchte sich schnell, und wo eine massive Attacke nicht fruchtete, da verloren sie rasch die Geduld und bald darauf das Leben.
    Irgendwann, Siegfried zählte weder Stunden noch Leichen, ebbte die Gewalt des Kampfes ab, doch nicht weil Siegfried oder die Horde es an Entschlossenheit fehlen ließen. Es ging der Horde nur die Zahl der Leiber aus, die sich dem Prinzen stellen konnten. Mittlerweile waren sie aus allen Höhlen gekrochen gekommen, die Jungen wie die Alten, und hatten geopfert, was es zu opfern gab.
    Und dann war es vorbei.
    Ein letzter Schrei, ein letztes Gurgeln mit Blut.
    Hektisch drehte sich Siegfried im Kreis, in jeder Sekunde weitere Gegner erwartend.
    Doch nichts geschah.
    Er machte ein paar Schritte, spähte in das Zwielicht Utgards, auf der Suche nach verdächtigen Bewegungen, nach gelben Augen mit neidischem Blick.
    Aber da war nichts mehr.
    Siegfried hatte ... gewonnen? Er steckte Nothung in die Scheide, und beim Anblick der gemetzelten Horde gönnte er sich grimmigen Hohn. »Ich bin Siegfried, Sohn von Siegfried – und nun kennt ihr mein Schwert.«
    Er glaubte kaum, dass er alle Dämonen der Horde vernichtet hatte – sicher gab es in den Weiten von Utgard mehr. Die Menge, die Xanten überfallen hatte, musste ungleich größer gewesen sein. Aber was es hier und jetzt an Kreaturen gab, das hatte er gerichtet, und nun war es Zeit, sich wieder seiner eigentlichen Aufgabe zu widmen.
    Und was er suchte, fand er auch, mit groben Ketten an eine Felswand vor den Höhlen gekettet.
    »Xandria?«

    Siegfried stand vor Xandria, und was eitel Freude über das Wiedersehen hätte sein sollen, war blankes Entsetzen.
    Die Königin, ein Bündel nur noch aus Fleisch, Haaren und Dreck, sah ihn an, und doch an ihm vorbei. Die grünen Augen, matt nun und nicht mehr leuchtend, irrten hin und her, suchten etwas, das nicht mehr zu finden war. Das einstmals rote Haar hatte allen Glanz verloren, und graue Strähnen deuteten wie Falten in der geschundenen Haut darauf, dass die Tage bis zu Siegfrieds Rettung in Utgard Jahre gewesen waren. Vieles, was Siegfried erst für getrockneten Schmutz gehalten hatte, entpuppte sich als dunkel verkrustetes Blut, das mühsam sich an ihren Leib krallte, um die vielen Wunden zu schließen, die von fettig gelben Klauen gekratzt worden waren. Böse stachen die
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