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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)
Autoren: Johanna Geiges
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dort einschlug. Glücklicherweise waren immer noch einige Männer in der Burg zugegen, die Chassim mitgebracht hatte. Zusammen mit den anderen Männern der Burgbesatzung waren sie schlagkräftig genug, um die Angreifer zunächst abzuwehren. Denen durfte nur nicht gelingen, eine Bresche in die Burg zu schlagen, denn in dem Fall waren sie verloren.
    Die Plackerer hatten zwar das Überraschungsmoment auf ihrer Seite gehabt, aber es war nicht von so entscheidendem Erfolg gekrönt, wie sie gehofft hatten. Der Burghauptmann hatte seine Wachen gut gedrillt, und sie waren auf ihren Posten, als der Angriff erfolgte. Gerade noch rechtzeitig waren die Tore geschlossen worden. Die einzige Möglichkeit der Plackerer, die von Baldur von Veldern angeführt wurden – der Burghauptmann hatte ihn erkannt –, war, den Palisadenzaun an einer Stelle so zu beschädigen, dass sie durch diese Lücke hineinkamen. Mit einem Rammbock ging das nicht, dazu waren sie zu wenig Männer, und der Zufahrtsweg zum Tor war zu steil und serpentinenartig, also blieb nur das Feuerlegen an einer Stelle. Versuche, es von oben zu löschen, schlugen fehl, weil die Angreifer ihre Bogenschützen dorthin konzentrierten. Natürlich konnten und wollten die Plackerer es nicht auf eine längere Belagerung ankommen lassen, sie hatten bereits schlechte Karten, weil der Überraschungsangriff gescheitert war. Umso wütender verfolgten sie nun ihr Ziel, die Palisadenwehrmauer zu zerstören. Sie waren auf einen schnellen Erfolg aus, je länger sich die Burgbesatzung hielt, desto schlechter für die Angreifer – schließlich war strenger Winter, eine tage- oder wochenlange Belagerung schied von vorneherein aus. Entweder sie schafften den Durchbruch an einem Tag, oder sie waren zum Rückzug gezwungen. Aber jetzt jubelten sie – es war nur noch eine Frage von wenigen Augenblicken, bis der Palisadenwehrgang durch den Brand so zerstört war, dass er zusammenbrechen würde. Dann war die Burgbesatzung den Plackerern ausgeliefert. Denn Gnade war in ihrer Vorgehensweise nicht vorgesehen. Rauben, Plündern, Brandschatzen und Morden – das waren ihre einzigen Methoden, und darin waren sie Meister.
    Der Burghauptmann sah es schon so weit kommen. Die brennenden Palisadenstämme sackten bereits einer nach dem anderen langsam und funkensprühend in sich zusammen. »Herr, die Palisaden halten nicht viel länger«, teilte er Graf Claus mit.
    Der alte Graf nickte grimmig und griff nach seinem Schwert. »Schnell. Hilf mir in den Hof hinunter«, sagte er fest entschlossen. »Jetzt geht es Mann gegen Mann.«
    Der Burghauptmann drehte sich noch einmal um und warf einen letzten Blick auf das freie Gelände am Fuß der Anhöhe. Zu seiner Überraschung entdeckte er etliche schwarze Punkte im Schnee, die schnell näher kamen. Reiter. Er hielt den Grafen auf und schrie ihm ins Ohr: »Herr – ich sehe Reiter von Südwesten herankommen! Ein Dutzend Reiter!«
    »Was?«, schrie Graf Claus aufgeregt zurück. »Reiter? Ist das Verstärkung für die verdammten Plackerer?«
    »Gut möglich … wartet … nein … es sieht nicht so aus. Einige führen Standarten mit sich.«
    Der alte Graf packte seinen Burghauptmann an der Schulter. »Plackerer haben keine Standarten.«
    Jetzt war der Burghauptmann, für gewöhnlich ein Mann mit stoischer Gelassenheit, auf einmal auch ganz aufgeregt. »Ich kann sie erkennen, Herr, ich kann sie erkennen. Es sind die Farben des Königs …«
    »Des Königs?«, sagte Graf Claus und schloss kurz die Augen. »Dem Himmel sei Dank! Die Farben des Königs! Das kann nur mein Sohn sein.« Mit einem Schlag war er wieder die Ruhe selbst und murmelte: »Chassim, du kommst gerade noch zur rechten Zeit.« Dann wandte er sich mit lauter Stimme an den Burghauptmann. »Macht Euch bereit für einen Ausfall.«
    Es war Chassim. Und er fuhr wie ein Berserker mit seinem Schwert zwischen die Reihen der Plackerer, die erst jetzt bemerkten, was in ihrem Rücken auf sie zukam, denn sie hatten sich alle schon an der Brandstelle versammelt und ihr Augenmerk nur darauf gerichtet, durch die Bresche in die Burg zu stürmen. Gleichzeitig schwangen die schweren Tore der Burg auf, und die Burginsassen stürzten sich brüllend und Waffen schwingend auf die Plackerer, die sich auch noch dem Wirbelsturm der heranpreschenden Reitersoldaten des Königs ausgesetzt sahen.
    Die Schlacht wurde von beiden Seiten erbarmungslos geführt – die Plackerer hatten nichts zu verlieren – und war nach
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