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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)
Autoren: Johanna Geiges
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konnten.
    »Das ist mein Sohn Karrak«, erklärte die Alte und deutete mit dem Daumen auf den Riesen. »Er tut nur, was ich ihm sage. Also benehmt euch, dann benimmt er sich auch. Wärmt euch am Feuer, und nehmt euch Suppe aus dem Kessel. Es gibt genug für alle, greift nur zu!«
    Sie sahen sich an, und als Baldur zustimmend nickte, zögerten sie nicht, nach den Holzschüsseln und Löffeln zu greifen, die die Alte ihnen reichte. Nicht nur, weil sie durchgefroren und ausgehungert waren, sondern weil irgendetwas im Blick der Alten war, das sie gefügig werden ließ. Selbst Baldur konnte sich nicht dagegen wehren. Mit ihrer Schöpfkelle füllte die Alte großzügig die Schüsseln und wartete, bis sie erst vorsichtig probiert hatten und dann gierig die heiße Suppe mit den Gemüse- und Fleischstücken hinunterschlangen.
    Zu Baldurs Überraschung fing der sonst so schweigsame Jobst plötzlich zu sprechen an. »Seid Ihr die, von der man sagt, dass sie seit Jahr und Tag im Wald haust und Zauberkräfte hat? Die Alte vom Wald?«, fragte er.
    »Ja, die bin ich wohl. Walburga nennt man mich. Und ihr seid Jobst, Endres und Baldur von Veldern.«
    Baldur wunderte sich, dass sie ihre Namen kannte, aber die heiße Suppe, die seinen klammen Leib allmählich mit wohltuender Wärme erfüllte, ließ ihn angenehm müde werden und seine Gedanken schwerfällig. Er konnte auf einmal nur noch mit Mühe die Augen offen halten und bemerkte, dass es seinen Gefährten genauso ging. Er hörte wie von weit her, dass Jobst wieder sprach. »Man erzählt sich, dass Ihr in die Zukunft sehen könnt.«
    »Ja, das vermag ich. Aber ich mache das nicht für Gottes Lohn.«
    »Daran soll es nicht scheitern«, hörte Baldur sich sagen. »Was verlangt Ihr? Unsere Seelen?« Als er diese spöttischen Worte ausgesprochen hatte, erschrak er über sich selbst. Die Alte lachte meckernd. Der Riese an ihrer Seite stimmte in das Lachen mit ein. In was für eine Hexenküche waren sie da nur geraten? Baldur spürte, wie seine Kräfte schwanden. Es fühlte sich an, als wäre er stark betrunken. So sehr er sich auch bemühte, aufzustehen – es ging nicht. Seine Gliedmaßen gehorchten ihm nicht mehr.
    »Was wollt Ihr dann?«, hörte er sich sagen.
    »Zehn Silberstücke. Das ist der Preis für deine Zukunft, Baldur. Oder ist dir das zu viel?«
    »Nein, nein«, entgegnete Baldur, und es gelang ihm tatsächlich mit größter Mühe, seinen Geldbeutel herauszuziehen und die zehn Silberstücke in die gierig ausgestreckte Hand der Alten zu zählen, die sie sofort an ihren Sohn weitergab, der sie in sein Wams schob. Dann schlug die Alte ein schäbiges Stück Tuch auf. Darin lagen verschiedene Knochenstücke, die sie mit beiden Händen zwei Atemzüge lang mit geschlossenen Augen hochhielt, unverständliche Beschwörungsformeln murmelte und sie anschließend auf das Tuch fallen ließ. Sorgfältig studierte sie Lage und Ausrichtung der bleichen Knochen und sah dann mit bohrendem Blick in Baldurs erwartungsvolle Augen, dem es wie eine kleine Ewigkeit vorkam, bis die Alte endlich anfing zu sprechen.
    »Baldur von Veldern, du nimmst dir mit Gewalt, was du willst. Und weil man mit Gewalt fast alles erreichen kann, wirst du so weitermachen.«
    Sie lehnte sich zurück und sah ihn durchdringend an. Baldur war nicht sonderlich beeindruckt. Das war nichts Neues. Das hatte er alles schon selbst gewusst. Und dafür hatte die alte Hexe zehn Silberstücke eingesackt? Am liebsten hätte er sich seine Münzen mit dem Schwert wiedergeholt. Doch da war dieser Karrak und die seltsame Schwäche, die er in diesem Moment verspürte. Er hätte der alten Vettel schon gezeigt, was man mit Gewalt alles ausrichten konnte. Aber er war zu keiner Bewegung fähig, es schien ihm, als flösse Blei statt Blut in seinen Adern. Verflucht, sie hatte ihn hereingelegt. Endlich wandte Walburga den bannenden Blick von ihm ab, der ihn zu lähmen schien, und sah noch einmal auf die Knochen auf dem Tuch. Er hörte sich sprechen. »Du siehst noch etwas, habe ich recht?«
    Sie zögerte, dann antwortete sie ihm. »Ja. Ja, ich sehe noch etwas. Dein Leben ist in Gefahr. Dein Weg führt dich direkt ins Verderben.«
    Jetzt wurde Baldur wütend. Was sagte sie da? Wollte sie ihm etwa Angst einjagen? Ihm, Baldur von Veldern? Aber statt sie zu bedrohen oder sie an ihrem schmutzigen Kragen zu packen, was er eigentlich wollte, brachte er nur ein schwaches »Was soll ich also tun?« heraus.
    »Nimm dich vor einer Person in Acht, die dir
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