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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)
Autoren: Johanna Geiges
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mir nicht aus.«
    Chassim lächelte zuvorkommend. »Das kann ich Euch nicht verdenken. Aber wir sind seit Tagen bei diesem scheußlichen Wetter unterwegs. Bringt uns zum Vogt. Er kennt mich.«
    Der bärtige Soldat umrundete auf seinem Pferd argwöhnisch den Wagen und musterte jeden Einzelnen von ihnen. »Folgt mir!«, rief er ihnen zu, ehe er sein Pferd wendete und mit seinen Männern wieder zur Lichtung hinunterritt.
    Am Ende der Wagenkolonne erwartete sie der Vogt, ein stämmiger, glatzköpfiger Mann mit Habichtsblick, schon auf seinem unruhigen Pferd. Er erkannte Chassim und begrüßte ihn mit einer angemessenen Verneigung des Kopfes. »Graf Chassim.«
    Anna war zu ihrem Freund auf die Ladefläche geklettert und hatte ihm aufgeholfen, damit er dem Vogt einigermaßen würdevoll gegenübertreten konnte. »Gott zum Gruß, Vogt. Sagt, was ist hier geschehen?«
    Der Vogt wies mit dem Kinn auf die gefesselten Männer auf den Planwagen. Sie sahen wie vagabundierende Räuber aus: wild, verwegen und schmutzig. Aber Chassim und seine Reisebegleiter machten auch keinen besseren Eindruck, nass wie sie waren.
    »Das sind Plackerer, wir sind ihnen schon eine Weile auf den Fersen. Sie sind uns immer wieder entwischt, aber jetzt haben wir ihnen eine Falle gestellt. Das hier …«, er wies auf die Männer, die wie wohlhabende Kaufleute gekleidet waren und beim Aufladen der getöteten Männer halfen, »… sind alles kampferprobte Männer, keine Kaufleute. Wir haben durchsickern lassen, dass wir mit einer besonders wertvollen Fracht unterwegs sind, und die Wegelagerer sind darauf hereingefallen. Wir haben Glück gehabt – ihren Anführer Baldur von Veldern haben wir auch erwischt.«
    Chassim war erstaunt. »Baldur von Veldern war ihr Anführer? Er war mit meinem Vater auf dem letzten Kreuzzug. Vor weit über zehn Jahren.«
    Der Vogt nickte. »Ihr habt richtig gehört. Baldur von Veldern ist ein geächteter Ritter. Er ist seit langer Zeit in Acht und Bann. Aber das hier war sein letzter Überfall.«
    Anna schob ihre Kapuze in den Nacken, so dass erkennbar wurde, dass sie nicht etwa Chassims Knappe war, und fragte: »Was geschieht mit den Männern?«
    Der Vogt runzelte die Stirn und blaffte sie an: »Wer seid Ihr?«
    »Mein Name ist Anna von Hochstaden.«
    Der Vogt sah Anna skeptisch an, aber dann ließ er sich von Haltung und Gestus überzeugen, bevor Einsicht und Erkenntnis sein Antlitz überzogen.
    »Verzeiht mir, Euer Gnaden, das wusste ich nicht. Ihr seid die Medica?«
    »Ja. So ist es.«
    »Ich habe schon von Euch gehört. Ihr sollt wahre Wunderdinge vollbracht haben.«
    »Die Leute erzählen viel. Ich tue nur, was in meiner Macht steht.«
    Der Vogt nickte. »Baldur von Veldern und seine Männer werden in Köln vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt. Man wird sie ausnahmslos aufknüpfen. Aber es trifft sich gut, dass Ihr hier seid. Es heißt, Ihr versteht Euch auf alle Arten von Krankheiten und Verletzungen. Könnt Ihr mir den Gefallen tun und einmal nach Ritter Baldur sehen? Er wurde ziemlich übel erwischt und gibt keinen Ton mehr von sich. Ich möchte nicht, dass er sich im letzten Moment noch der irdischen Gerechtigkeit entzieht, indem er auf der Fahrt nach Köln sein erbärmliches Leben aushaucht. Darf ich Euch bitten?«
    Er hielt ihr die Hand hin, aber Anna sprang einfach vom Wagen und gab ihm zu verstehen, dass sie ihm folgen würde. Der Vogt nickte und ritt voraus zum vorletzten Wagen, wo ein Mann mit langen Haaren und Kettenhemd auf der Ladefläche gefesselt lag. Er blutete aus mehreren Wunden, besonders am Kopf, und sah aus, als habe die Seele seinen Leib schon verlassen. Der Vogt sprang vom Pferd und wollte Anna Hilfestellung geben, aber die Medica kletterte schon gewandt wie eine Katze auf den Wagen und kniete sich vor den Plackerer. Sie drehte ihn auf den Rücken und untersuchte ihn so, wie sie das von ihrem Lehrer, dem Medicus Aaron, gelernt hatte. Schnell stellte sie fest, dass sein Herz noch schlug und er atmete. Anna tastete seinen Kopf ab, der Schädel schien nicht gebrochen zu sein, dann wandte sie sich dem Vogt zu. »Er lebt. Und bis auf seine Kopfwunde kann ich keine Verletzung feststellen, die lebensbedrohlich wäre. Besorgt mir ein paar trockene Tücher, dann werde ich ihn verbinden, damit er nicht verblutet.«
    Der Vogt stieg auf sein Pferd und ritt zur Spitze der Wagenkolonne. In diesem Augenblick, als Anna mit Baldur von Veldern allein war, schlug dieser die Augen auf und starrte ihr ins
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