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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)
Autoren: Johanna Geiges
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Gesicht. »Nein, das kann nicht sein … Nein …«, stammelte er bei Annas Anblick, und seine Augen weiteten sich vor Schreck. »Wer bist du?«, brachte er schließlich heraus.
    »Ich bin eine Medica. Ihr werdet überleben, aber ich weiß nicht, ob das ein Trost für Euch ist. Der Vogt wird Euch und Eure Männer vor Gericht stellen.«
    »Sag mir deinen Namen.«
    »Anna von Hochstaden.«
    »Anna von Hochstaden. Danke. Dann weiß ich wenigstens, wie meine Todesbotin heißt. Du bist das Mädchen mit den verschiedenfarbigen Augen, das mir den Tod bringen wird.« Er lachte ein müdes Lachen. »Na, ich habe ihn allemal verdient. Anna, du kannst mir einen Gefallen tun …«
    Er flüsterte nur noch, so dass Anna ihr Gesicht nahe an das seinige bringen musste, um ihn zu verstehen. »In meinem Gürtel steckt ein Dolch. Wenn du eine Medica bist, weißt du, wo du ihn ansetzen musst, damit es schnell geht. Tu es jetzt, dann haben wir’s hinter uns.«
    Anna stand auf. »Ich bin nicht Euer Richter. Und Euer Henker schon gleich gar nicht.«
    »Aber du bist eine Hexe.«
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr redet. Ihr schweigt jetzt besser, sonst kann ich Euch nicht verbinden.«
    Der Vogt kam mit einem Leintuch zurück, das Anna geschickt in Streifen zerriss. Sie kniete sich wieder hin und hob den Kopf des Plackerers hoch, während der Vogt zusah. Keiner sagte ein Wort. Ritter Baldur hatte wieder die Augen geschlossen, während Anna seine blutende Kopfwunde straff mit einem Leinenstreifen verband. Dann stand sie wieder auf und sah den Vogt an. »Mehr kann ich hier nicht tun. Aber er wird die Fahrt wohl überleben.«
    »Das reicht vollkommen. Ich danke Euch.«
    Anna sprang vom Wagen, als sich Ritter Baldur, so gut es ging mit seinen gefesselten Händen und Beinen, aufrichtete und brüllte: »Lebt wohl, Medica. Wenn wir uns das nächste Mal über den Weg laufen, sind wir entweder schon direkt in der Hölle oder auf dem Weg dorthin!« Dann lachte er ein hässliches Lachen.
    »Kennt er Euch, oder hat er seinen Verstand verloren?«, fragte der Vogt erstaunt.
    »Weder noch, ich fürchte, das ist wohl seine Natur«, antwortete die Medica und ging zu ihrem Wagen zurück. Sie stieg zu Caspar auf den Kutschbock. »Was war mit diesem Ritter? Was hat er von dir gewollt?«, begehrte Chassim zu wissen.
    »Nichts von Bedeutung. Fahren wir jetzt endlich zur Burg?«
    »Ja«, sagte Chassim. »Hier haben wir nichts mehr verloren.«
    Caspar trieb die Zugpferde mit den Zügeln und einem Zungenschnalzen an, und sie ließen das Schlachtfeld hinter sich.
    Der Vogt sah ihnen nach. Das war also die Medica. Er hatte sie sich ganz anders vorgestellt. Viel größer und eindrucksvoller. Dabei war sie nur eine kleine, schmächtige junge Frau. Fast noch ein Mädchen.

II
    E s war am Ende des Monats Scheiding im Jahre des Herrn 1242 , als Konrad von Hochstaden, der mächtige Erzbischof von Köln, nach Wochen des selbst auferlegten strengen Fastens und Betens wieder dank Gottes Hilfe in sein normales Leben zurückfand.
    Seit er sich nach seiner gescheiterten Mission in Oppenheim in die Abgeschiedenheit seines Klosters Heisterbach im Tal des heiligen Petrus zurückgezogen hatte, kapselte er sich im Wohnbereich des Abtes hermetisch von der Außenwelt ab und hatte zu keiner Menschenseele mehr gesprochen. Niemand hatte Zutritt zu ihm, nicht einmal der Abt des Klosters, Pater Sixtus, dem strengstens jegliche Störung, gleich welcher Art und Wichtigkeit, untersagt wurde. Und wer war Pater Sixtus, dass er sich einer so eindeutigen Anordnung seines Herrn widersetzt hätte? Im Gegenteil, er ging sogar darüber hinaus und befahl, dass von nun an im Umkreis des äbtlichen Aedificiums für alle Mönche und Laienbrüder absolute Schweigepflicht galt. Bei Tag und bei Nacht. Und wenn doch einmal ein Novize im jugendlichen Überschwang eine der schweren Türen im Querhaus zu laut ins Schloss fallen ließ, war eine drakonische Strafe fällig, sollte er dabei erwischt werden.
    Der Innenhof des Klosters, dessen Geviert von den Kreuzgängen umschlossen war und in dem der Brunnen friedlich vor sich hin plätscherte, war zur verbotenen Zone erklärt worden, falls Seine Eminenz, der Erzbischof, geruhte, sich dort zur Kontemplation aufzuhalten – was er nicht tat.
    Pater Anselm, der Cellerar, brachte auf Befehl seines Abtes einmal am Tag nach der Complet Essen aus dem Refektorium herüber und stellte es im Gang vor der Tür zu den Abtgemächern ab. Dinkelbrei, Kichererbsensuppe,
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