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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)
Autoren: Johanna Geiges
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gemacht hatte.
    Und für diese Metze war auch noch sein übereifriger, aber dummer Neffe Gero in den Tod gegangen. Gero von Hochstaden, den der Erzbischof als den Sohn sah, den er nie gehabt hatte, war davon besessen, Anna ins Jenseits zu befördern. In seinem blindwütigen Zorn, der ihn erfasst hatte, als Anna nicht wie von seinem Onkel geplant auf dem Scheiterhaufen endete, wollte er sie eigenhändig vernichten und kam dabei elendiglich ums Leben. Wenn das nicht ein deutliches Zeichen dafür war, dass sie Hexenkräfte besaß und den Fluchzauber ausüben konnte! Jetzt, im Moment der größten Verzweiflung und tiefsten Seelenpein, wünschte sich Konrad von Hochstaden, er wäre auch dazu in der Lage. Dann hätte er seine ketzerische Nichte dahin gewünscht, wo sie hingehörte: in die ewige Verdammnis!
    Es dauerte zwölf qualvolle Tage und Nächte, bis er endlich von seiner inneren Zerrissenheit und Selbstzerfleischung erlöst wurde und die lang ersehnte Vision kam, die Eingebung des Herrn.
    In seiner Verzweiflung hatte der Erzbischof schon befürchtet, dass der Herr ihn für immer mit Nichtachtung strafen wollte. Doch dann setzte die göttliche Offenbarung auf einmal und völlig unerwartet mit so einer Wucht ein, dass Konrad von Hochstaden glaubte, er würde von den himmlischen Heerscharen emporgetragen, um sich selbst auf dem nackten Steinfußboden zu sehen, wie er da lag, die Arme von sich gestreckt in seinem Büßerhemd, ein armseliges Geschöpf Gottes, einzig und allein Seiner Gnade überantwortet, die nun nicht länger auf sich warten ließ. Ihm fielen plötzlich die Worte aus dem Evangelium des Johannes ein, Kapitel  9 , Vers  25 , die auf den Torbogen der Hauptpforte des Klosters in Stein gemeißelt waren: »Eines weiß ich wohl: dass ich blind war und bin nun sehend.«
    Schlagartig wurde dem Erzbischof dabei bewusst, dass Gott ihn in Seiner unendlichen Weisheit nur auf die Probe gestellt und seinen Glauben geprüft hatte! Warum hatte er sich nicht an Hiob aus dem Alten Testament erinnert, der auf Betreiben des Satans unmenschlich harte Prüfungen durch den Herrn bestehen musste und daran fast zerbrochen wäre? Aber war Hiob nicht am Ende doppelt von Gott für seine Standhaftigkeit belohnt worden?
    Konrad von Hochstaden begriff auf einmal nicht mehr, wie er auch nur im Geringsten daran zweifeln konnte, dass der Herr ihn dazu berufen hatte, ein Werkzeug Seines göttlichen Willens zu sein!
    Schließlich war nur er, der von Gott und der Kirche eingesetzte Erzbischof, dazu imstande, kraft seines Einflusses, seines Standes und seines Amtes endlich die größte Kathedrale der gesamten Christenheit zur höheren Ehre des Herrn in Köln errichten zu lassen!
    Nur er, Konrad von Hochstaden, war dazu in der Lage, dem Heiligen Römischen Reich seinen früheren Glanz und seine ihm zustehende Glorie unter der Führung der Heiligen Mutter Kirche zurückzugeben, indem er die Dynastie der Staufer mit dem ketzerischen Kaiser Friedrich II . und dessen Sohn Konrad IV . an deren Spitze zertrat wie eine lästige Schabe.
    Und nur er, Konrad von Hochstaden, war dazu ausersehen, die Hexe Anna, die Medica, zu vernichten.
    Er wusste auch schon wie.
    Es war so einfach.
    Schließlich hatte der Herr ihm in einer Vision gezeigt, was er tun musste.
    Er würde noch heute damit anfangen, Gottes Eingebung in die Tat umzusetzen.
    Langsam erhob er sich, spirituell so gestärkt an Geist und Seele, dass er halbwegs Herr über seine leibliche Schwäche war, die nach Tagen und Wochen des Fastens und Kasteiens nicht ausblieb. Er zitterte am ganzen Körper, und kalter Schweiß quoll ihm aus allen Poren.
    Aber dem Zustand konnte schließlich abgeholfen werden.
    Konrad von Hochstaden riss die Tür auf und schrie in den Gang hinaus, so dass der Novize, der auf Geheiß des Abtes ständig auf einem Schemel sitzend vor der Tür auf Befehle des Erzbischofs warten musste, zusammenzuckte und von seiner kauernden Haltung auffuhr, als stünde er dem Leibhaftigen gegenüber.
    »Cellerar«, rief Konrad von Hochstaden, »Cellerar!«
    Und wahrlich, mit seinem härenen Büßerhemd, das zerfetzt und blutbesudelt war, seinem ausgezehrten, unrasierten Antlitz, den Pockennarben und den fiebrig glänzenden, rotunterlaufenen Augen, die tief in ihren Höhlen lagen und aus denen das Feuer des Fanatismus blitzte, wirkte der Erzbischof wie eine fleischgewordene Erscheinung Luzifers.
    Der Novize wich instinktiv zwei Schritte zurück, dabei starrte er seinen obersten Dienstherrn
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