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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)
Autoren: Johanna Geiges
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schlüpfen und die Füße am Kaminfeuer der großen Halle wärmen zu können.
    Der Mann auf dem Kutschbock mit den Brandnarben im Gesicht war Caspar aus Ahrweiler, der Ziehvater von Anna, die neben ihm saß. Die blonde Frau auf der Ladefläche war ihre Magd Berbelin, die den Kopf von Bruder Thomas in ihren Schoß gebettet hatte. Und dann gehörte noch Chassim von Greifenklau dazu; er hatte sich bei einem Turnierunfall ein Bein gebrochen, und die Medica hatte es mit einem bislang vollkommen unbekannten Verfahren eingegipst, das sie von ihrem jüdischen Medicus Aaron gelernt hatte. Bruder Thomas war Annas Freund und Infirmarius, der sich bei einem Schwertstreich eine Stichwunde eingehandelt hatte, als er die Medica vor einem tödlichen Angriff schützen wollte. Aber letzten Endes waren sie alle noch einmal mit dem Leben davongekommen und jetzt unterwegs nach Burg Greifenklau, um dort bei Chassims Vater Claus Ruhe und Erholung von ihren Abenteuern zu finden und einen Neuanfang zu machen. Dies war wörtlich zu nehmen, denn Anna und Chassim liebten sich und wollten heiraten.
    Chassims Reitknechte bildeten die Vorhut und waren ein gutes Stück vorausgeritten; jetzt kamen sie mit Einhalt gebietenden Gesten zurückgaloppiert. Caspar hielt das Gespann an.
    »Was gibt es?«, fragte Anna.
    Der Bursche mit den Sommersprossen zeigte nach vorne. »Euer Gnaden … Dort unten im Tal … Es sieht nach einem Überfall aus!«
    Chassim, der es verfluchte, dass er mit seinem gebrochenen Bein zur Untätigkeit verdammt war, war kurz davor aufzuspringen, was ihm sein Zustand natürlich nicht gestattete. »Fahrt so weit vor, dass wir sehen können, was da vor sich geht!«, befahl er. »Aber achtet darauf, dass wir nicht bemerkt werden.«
    Die beiden Reitknechte stiegen von ihren Gäulen und führten die Zugpferde des Karrens am Zügel, bis sie an eine Stelle kamen, wo sich zur linken Hand eine Senke auftat. Einen Steinwurf entfernt, vielleicht dreißig Fuß unter ihnen, war eine Lichtung, über der, wie aus höherer Fügung, die dicke Wolkendecke aufriss und gleißendes Sonnenlicht auf ein erbittert geführtes Hauen und Stechen zwischen zwei Gruppen Bewaffneter warf. Die Kampfgeräusche, schepperndes Geklirr und Schreie, drangen bis zu ihnen herauf. An der Heftigkeit der Auseinandersetzungen konnte es keinen Zweifel geben, es ging um Tod und Leben. Alle starrten sie angestrengt auf das Scharmützel vor ihren Augen, um auszumachen, wer da gegen wen vorging – und wer den Kürzeren ziehen würde. Es handelte sich offensichtlich um einen Überfall auf einen Treck mit einem halben Dutzend schwer beladenen Wagen von Kaufleuten, die eine Handvoll berittene Söldner als Begleitschutz hatten. Zur Überraschung aller sprangen schwer bewaffnete Soldaten aus den mit Planen bespannten Fuhrwerken, als die Wegelagerer gerade die Oberhand zu gewinnen schienen, und entschieden das nun ungleiche Gefecht schnell zu ihren Gunsten. Ein paar der Strauchdiebe suchten ihr Heil in der Flucht und wurden verfolgt und niedergemacht; der Rest, ungefähr zehn Mann, ergab sich der Übermacht. Nur einer wehrte sich aus Leibeskräften und schlug um sich wie ein Rasender, bis auch er ins Stolpern geriet, einen Schlag auf den Kopf bekam und endgültig niedergerungen und gefesselt wurde. Das ganze Schauspiel hatte nicht länger als ein paar Minuten gedauert, und die unfreiwilligen Zuschauer auf dem Höhenweg glaubten schon, sich ungesehen zurückziehen zu können, da wurden sie vom Anführer der Soldaten entdeckt, der mit dem Schwert nach oben in ihre Richtung wies und ein paar Befehle bellte. Sofort ritten drei Männer los, um nachzusehen, ob dort auf dem Hügelkamm etwa die Reserve der Wegelagerer lauerte, aber nicht einzugreifen wagte.
    Der Pferdeknecht mit den Sommersprossen wurde unruhig und fragte den Grafen: »Herr – was sollen wir tun?«
    Chassim zuckte mit den Schultern. »Fahren wir ihnen entgegen. Es sind Männer des Vogtes, wir haben nichts zu befürchten.«
    Der Weg gabelte sich ein Stück weiter vorne, sie schlugen den nach unten führenden Passweg ein, auf dem ihnen schon die Reiter mit gezückten Waffen entgegenkamen.
    »Wer seid Ihr?«, fragte der vorderste, ein Schwarzbärtiger.
    Chassim hob seine Hand, um anzuzeigen, dass er das Gespräch führen würde. »Verzeiht, dass ich nicht aufstehen kann, aber ich habe eine Verletzung, die mich daran hindert. Mein Name ist Chassim von Greifenklau.«
    Der Bärtige blieb misstrauisch. »Wie ein Graf seht Ihr
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