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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)
Autoren: Johanna Geiges
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war.
    Unter Pater Severin, der sich nicht mehr bewegte, breitete sich eine Blutlache aus, die immer größer wurde.
    Von Ritter Baldur von Veldern hörte man nie wieder etwas.
    Die einen sagten, er habe sich in die Lombardei abgesetzt. Aber es gab andere, die Stein und Bein schworen, dass sie gesehen hätten, wie sich vor Ritter Baldur die Erde aufgetan habe und er direkt in den Höllenschlund eingefahren sei. Und dabei habe er laut gelacht …

XII
    D er erste warme und strahlend schöne Frühlingstag im Monat Wonnemond im Jahre des Herrn 1243 war angebrochen. Der Winter war hart und streng gewesen, dann hatte es wochenlang geregnet, und alles war grün geworden. Die Natur war wieder zum Leben erwacht, die Bäume schlugen aus, das Gras auf den Weiden spross, die Blumen auf den Wiesen blühten und wetteiferten um die Gunst der Insekten. Es duftete nach Milch und Honig, wie nur der Frühling duften konnte, und Eis und Schnee waren endlich Vergangenheit.
    Ambros lag in der Sonne, kaute gedankenverloren an einem Grashalm, sah seinen Schafen und Ziegen beim Grasen zu und streichelte seinem Hund über das warme Fell, der an seiner Seite hechelte und es sich wohlig gefallen ließ, obwohl er nebenher wachsam ein Auge auf seine Herde hatte. Wie sehr Ambros es genoss, wieder ein Hütejunge zu sein, nur den weiten Himmel über und Wolf neben sich, das konnte er niemandem sagen. Außer dem König, er hätte es verstanden und ihn darum beneidet, das wusste er ganz sicher. Ambros seufzte – wie sehr hatte er sich in manchen Momenten auf Burg Landskron nach diesem friedlichen Platz und dieser Ruhe gesehnt. Aber jetzt – jetzt dachte er nur noch an Adelheid, die blonde Schönheit, die ihm den Kopf verdreht und sein Herz mit einer bittersüßen Sehnsucht erfüllt hatte, die ihn ständig seufzen ließ, was ihm stets einen misstrauischen Blick von Wolf einbrachte. Seine reine, unbefleckte Seele – alles war mit einem Schlag dahin, seit er diesem Fräulein zu tief in die goldbraunen Augen gesehen und sie diesen Blick mit einem Augenaufschlag erwidert hatte, der jetzt noch in der Erinnerung sein Blut in Wallung geraten ließ. Er hatte keinerlei Erfahrung mit Mädchen, aber irgendwie hatte ihn dieser Blick bis ins Mark getroffen. Erneut seufzte er und putzte sein Geschenk zum wiederholten Mal mit einem Tuch ab, das er extra zu diesem Zweck bei Berbelin erbettelt hatte. Er hatte das Geschenk des Königs gern bei sich, wenn er allein war, weil er sonst deswegen gehänselt worden wäre. Es war immer in einem von Berbelin genähten Beutel an seiner Seite, seit er es, nachdem alles vorbei war, aus den Händen von Anna und Chassim mit allem Respekt überreicht bekommen hatte, dem es gebührte.
    Er fand, dass sie nun genug glänzte, und setzte sie auf, die schlichte Krone des Königs. Konrad IV . hatte Anna und Chassim gesagt, Ambros hätte sie sich redlich verdient. Wolf bellte, als er ihn so sah. Er mochte es nicht, wenn Ambros die Krone aufhatte. Ambros lachte, strubbelte Wolf den Kopf und nahm sie wieder ab. Er fand nicht, dass sie wie für ihn gemacht war. Es war reiner Zufall, dass sie ihm passte. Er steckte sie wieder in den Beutel zurück, legte seinen Kopf ins Gras und träumte lieber von Adelheid und seinen Abenteuern auf Burg Landskron.
    Anna und Chassim genossen den Frieden, der nun, nach dem Sieg über die Plackerer, in der Grafschaft herrschte. Die Medica und Bruder Thomas hatten nach der Schlacht eine Menge zu tun, um die zahlreichen Wunden und Verletzungen zu behandeln. Aber sie ruhten nicht eher, bis auch das letzte Wehwehchen bei Lisa, der Gänsemagd, versorgt war, die sich beim Wegrennen vor dem Feuer das Knie aufgeschlagen hatte. Der Überfall war, alles in allem, glimpflich abgelaufen, und es gab, welch ein Wunder, nur wenige Opfer bei den Burginsassen zu beklagen. Einer der königlichen Soldaten war an einem Schwertstreich gestorben und wurde ehrenvoll unter der Anteilnahme aller Beteiligter auf dem kleinen Friedhof der Burg zu Grabe getragen. Auch die Plackerer sollten ein christliches Begräbnis bekommen, darauf bestand der Burgherr, Graf Claus. Er selbst hatte ein Armbrustgeschoss in der Schulter stecken, das den Harnisch durchschlagen hatte. Im Eifer des Gefechts war es zunächst niemandem aufgefallen, bis der alte Graf, nachdem der letzte Plackerer überwältigt worden war, plötzlich in die Knie ging und Berbelin in die Arme fiel, die aus dem Herrenhaus angerannt kam, wo sie mit den Frauen und Kindern vor den
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