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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)
Autoren: Johanna Geiges
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aufgestiegen war. Und jetzt war so eine bedrohliche Rauchsäule auch über Burg Greifenklau zu sehen. Chassim wandte sich an seine Männer. »Burg Greifenklau steht in Flammen. Vorwärts – und haltet eure Waffen bereit!«, brüllte er und trieb sein Pferd an. Eine wilde Jagd begann, sie holten alles aus ihren Pferden heraus, und Burg Greifenklau kam schnell näher. In breiter Formation galoppierten sie auf die Anhöhe zu, dass der pulvrige Schnee nur so stob.
    Als die Burg noch eine halbe Meile entfernt war, ließ Chassim wieder anhalten. Sie waren gerade aus einem Wald gekommen, der letzte Rest des Weges war freies, baumloses Gelände, ab hier konnten sie gesehen werden. Jetzt war genauer zu erkennen, woher die Rauchsäule kam. Sie stieg von der Wehrmauer aus Holzpfählen auf, anscheinend hatten Angreifer dort an einer Stelle ein großes Feuer entfacht, die Flammen schlugen hoch, doch allem Anschein nach war es ihnen noch nicht gelungen, in die Burganlage einzudringen. Vereinzelte Brandpfeile, die von Männern außerhalb der Wehrmauer abgeschossen wurden, flogen in hohem Bogen in den Hof. Auf der Wehrmauer sah man Bogenschützen, die mit Pfeilen auf die Angreifer zurückschossen, die sich mit Schilden schützten. Geschrei wehte bis zum Reitertrupp herüber. »Die Plackerer sind zurückgekehrt«, stellte Chassim bestürzt fest.
    Dann zögerte er nicht länger und zog sein Schwert. »Mit einem Angriff in ihrem Rücken rechnen sie nicht. Sie haben nichts zu verlieren und werden um ihr Leben kämpfen. Wir greifen sie an, je später sie uns bemerken, desto besser. Sobald uns die Burgbesatzung sieht, werden sie einen Ausfall machen, zusammen können wir sie schlagen. Anna, du bleibst mit Bruder Thomas und Ambros zurück. Ihr anderen – folgt mir!«
    Er gab seinem Pferd die Sporen und preschte mit gezücktem Schwert voraus. Die Soldaten des Königs folgten. Bruder Thomas hielt sofort Annas Pferd am Zügel fest, weil die Medica Anstalten machte, Chassims Befehl zu ignorieren und ebenfalls loszureiten. »Du bleibst gefälligst hier, Anna!«, sagte er. »Oder willst du diese Mordbrenner mit bloßen Händen angreifen?« Auch Ambros zögerte zunächst, aber dann zog er seine Steinschleuder, die er an seinem Sattel hängen hatte, und ritt den anderen nach.
    »Meinst du vielleicht, ich sehe tatenlos zu?«, schrie Anna Bruder Thomas an. »Lass mein Pferd los!« Bruder Thomas sah ihr wild entschlossenes Gesicht und gab nach. Auch ihn hatte – nach den langen und aufreibenden Tagen und Wochen der höfischen Intrigen und steifen Zeremonien – urplötzlich eine unbändige Kampfeslust gepackt. Anna hatte vollkommen recht. Sie konnten nicht stehen bleiben und einfach nur zusehen, wie die anderen auf Leben und Tod kämpften. Anna rief Bruder Thomas zu: »Wir kümmern uns darum, dass sie nicht an ihre Pferde kommen. Los!« Und schon ritt sie vorneweg, Bruder Thomas, der schlechteste Reiter von allen, hatte große Mühe, ihr zu folgen.
    Auf Burg Greifenklau war trotz des Überfalls und der an einer Stelle lichterloh brennenden Palisadenwehrmauer nicht die helle Panik ausgebrochen. Zwar fluchte Graf Claus wie ein Fuhrknecht, dass er wegen seiner schlechten Augen nicht selbst befehligen oder eingreifen konnte, aber er stand hinter dem Burghauptmann auf dem Nordostturm, der das ganze Geschehen überragte, und strahlte trotz der angespannten Lage eine erstaunliche Ruhe und Gelassenheit aus. Der Burghauptmann musste die Übersicht behalten, Befehle zur Wehrmauer und in den Burghof hinunter schreien und gleichzeitig dem alten Grafen das Augenlicht ersetzen und ihn ständig auf dem Laufenden halten. Alle konnten sehen, dass ihr Graf den Angreifern und Plünderern die Stirn bot, was dem Verteidigungseifer der Burginsassen, von denen jeder seinen Platz eingenommen hatte, nur zugutekam. Auch die Angreifer sahen ihn, einige schossen mit Pfeilen und Armbrusten auf ihn, aber das war dem Grafen gleichgültig, er stand unbeirrbar da wie eine alte Eiche, die allen Stürmen trotzte, seinen angerosteten Helm auf dem Schädel und den alten Harnisch am Körper. Er schrie dem Burghauptmann ins Ohr: »Sagt mir, können unsere Leute die Feuer löschen, die von den Brandpfeilen verursacht werden?«
    »Ja, Herr«, antwortete der Burghauptmann. »Bis jetzt schon.« Er sah hinunter auf den Hof, wo die Frauen Eimer mit Wasser heranschafften und an Männer weiterreichten, die auf dem Strohdach der großen Scheune standen und sofort löschten, wenn ein Pfeil
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