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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)
Autoren: Johanna Geiges
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kurzer Zeit entschieden.
    Zwei Plackerer suchten ihr Heil in der Flucht und rannten auf ihre Pferde zu, die außer Schussweite angepflockt waren. Aber da sahen sie sich einem Jungen und einem Mönch gegenüber, die schon auf sie gewartet hatten und mit Steinen bewaffnet waren, welche sie in einem wahren Hagel auf sie schleuderten. Einer wurde am Kopf getroffen und fiel um, der andere wollte umdrehen, aber er lief genau in die Arme von zwei wütenden Männern aus der Burg, die kurzen Prozess mit ihm machten.
    Die Schlacht war endgültig geschlagen, die Plackerer bis auf den letzten Mann niedergemacht. Jedenfalls beinahe.
    Denn einer war entkommen, was im Kampfgetümmel, den qualmenden Rauchschwaden und der allgemeinen Aufregung niemand bemerkt hatte. Baldur von Veldern, der Mann mit dem eingebrannten Kreuzesmal auf der Stirn. Er hatte sein Pferd an einer nicht einsehbaren Stelle versteckt, weil er wusste, dass dieser Angriff von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Aber er hatte ihn wider besseres Wissen trotzdem angeführt und bis zum Ende durchgezogen. Vielleicht gehörten das Scheitern und der Tod seiner Männer aber auch zu seinem Plan. Denn seine eigentliche Aufgabe war eine andere. Dazu brauchte er seine Männer nicht, im Gegenteil, sie waren ihm dabei nur ein Klotz am Bein.
    Er machte den Zügel seines Pferdes von einem Busch los und wollte gerade aufsitzen, als er etwas Spitzes an seiner Kehle spürte und eine weibliche Stimme in seinem Rücken entschlossen sagen hörte: »Keine Bewegung, Baldur von Veldern. Oder Ihr seid des Todes!«
    Er erstarrte, weil er die Stimme erkannte. Die Frau, zu der sie gehörte, war sein Verhängnis. Langsam hob er die Hände, drehte sich um und sah sich dem Augenpaar gegenüber, das er erwartet hatte. Das eine Auge war grün, das andere braun. Es war die Medica, wie es ihm diese Hexe Walburga geweissagt hatte.
    »Nun denn – stoß zu!«, sagte er und lächelte, schließlich hatte er seit geraumer Zeit mit so etwas gerechnet. Dann schloss er die Augen, weil er gewillt war, sein Schicksal anzunehmen. »Tu, was du tun musst«, sagte er einfach und reckte seinen Kopf nach oben.
    Anna zitterte. Ihr spitzer Dolch, den sie immer mit sich führte, hatte die Kehle des Ritters leicht angeritzt, sie sah seinen pochenden Hals und einen Blutstropfen und wusste, wenn sie nicht augenblicklich zustieß, würde sie der Plackerer ohne mit der Wimper zu zucken seinerseits töten, wenn es sein musste, mit den bloßen Händen, er war ihr körperlich haushoch überlegen.
    »Was ist? Ich warte«, sagte Baldur, und sein Adamsapfel zuckte, als er schlucken musste.
    Aber Anna konnte es nicht. Sie wich zwei Schritte zurück und ließ den Dolch sinken.
    Baldur von Veldern schlug die Augen wieder auf, und sie sahen sich für einen langen Moment an. Anna kam es vor wie damals, als sie durch Zufall im Morgennebel dem Reh gegenübergestanden hatte, irgendetwas Übernatürliches, Magisches war zwischen ihnen.
    Zwei weiße Atemwölkchen lang starrten sie sich bewegungslos so an. Die kleine, schmächtige Frau mit dem Dolch in der Hand und der löwenmähnige, bärtige Plackerer mit dem eingebrannten Kreuzesmal auf der Stirn.
    »Danke, Anna. Leb wohl.«
    Damit schwang Baldur sich auf sein Pferd und sprengte davon. Anna blickte ihm nach, wie er mit wehendem Mantel auf den Horizont zugaloppierte, als würde er geradewegs in den Schlund der Hölle reiten. Schließlich wurde er von Nebelschwaden verschluckt und war aus Annas Sicht und ihrem Leben verschwunden.

XI
    P ater Severin betete allein auf den Knien vor dem Altar der Domkirche in Köln im ewigen Dämmerlicht von Hunderten wabernden Kerzen, die aber nur Licht spendeten, keinen Trost. Es war kurz nach Mitternacht.
    Zum ersten Mal nach langer, langer Zeit betete Pater Severin mit einer heftigen und tief empfundenen Inbrunst, die er nicht mehr für möglich gehalten hätte. Aber diesmal war es auch nötig, Gott um Beistand anzuflehen. Was hatte Pater Severin in den Augen seines gestrengen Dienstherrn, des Erzbischofs, für kapitale Fehler begangen! Alles, aber auch alles, was schiefgehen konnte, war schiefgegangen. Die Medica und Bruder Thomas hatten den Giftanschlag überlebt. Statt den König zu vergiften und ganz auszuschalten, war dieser wie Phönix aus der Asche wieder auferstanden von den Toten, und das auch noch im falschen Augenblick. Was hatte diese Hexe Anna nur für Mittel eingesetzt? Das hätte er für sein Leben gern in Erfahrung
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