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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden
Autoren: William R. Forstchen
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zurück, streckte nicht mal die Hand aus, um die Leiche seines Vaters anzufassen. Sie brachten ihn fort.
    »Wir haben keine Zeit für die Trauer«, sagte Tamuka und blickte Hulagar offen an.
    »Der Mond der Trauer wird eingehalten!«, schrie Hulagar. »Ich herrsche, bis der Erbe eingesetzt wurde, und das Gesetz wird beachtet! Die Horde zieht bis dahin nicht weiter.«
    »Genau darum haben sie das getan!«, schrie Tamuka und konnte sich durch die heftigen Klagerufe ringsherum kaum vernehmbar machen.
    »Sobald die Trauerzeit beendet ist, wird dein Qar Qarth Rache nehmen, aber nicht eher. Lass mich jetzt in Ruhe.«
    Tamuka zögerte.
    »Es tut mir Leid, mein alter Freund«, flüsterte er. Er streckte die Hand aus, fasste Hulagar an die Schulter.
    »Um mich oder um die Merki?«
    »Um dich«, antwortete Tamuka.
    Hulagar blickte ihm in die Augen und erlebte einen Moment des Zweifels. Im Herzen wusste er schon, wer es getan hatte. Aber was war mit Tamuka?
    Der Schildträger des neuen Qar Qarth wandte sich ab und ging weg, nahm dabei kaum Notiz von Muzta dem Tugaren, der daneben stand und schwieg.
    Hulagar hob die Leiche seines Qarth an und hielt sie in den Armen, während er verfolgte, wie das Feuer die letzten Fetzen des Banners verzehrte und der Rauch zum immer währenden Himmel aufstieg.
    Der Krieger zog das Segeltuch weg. Die kleine Höhle stank nach Pulver und auch nach Tod. »Wir haben es gefunden!«
    Er griff hinein, packte Juris Leiche an den Händen und zog sie heraus.
    Er spürte einen leichten Schmerz, als hätte er sich an einem Dorn gestochen.
    Das Stück Vieh blickte aus leblosen Augen zu ihm empor, das Gesicht in einem seltsamen Lächeln erstarrt. Der Krieger fühlte sich auf einmal matt und benommen. Er setzte sich und betrachtete die Leiche erneut.
    Juri trug einen Ring am Finger, und eine dünne Nadel ragte daraus hervor.
    Der Merki fing an zu schreien, denn er wusste sehr gut, was er sich gerade selbst zugefügt hatte.
    Das Geschrei dauerte nicht lange.
    »Hisse die Signalflagge«, befahl Bullfinch und blickte dabei den Jungen an, der neben ihm im Ruderhaus des Panzerschiffs Fredericksburg hockte.
    Dann wandte er sich wieder den versiegelten Befehlen zu, die er gerade befehlsgemäß geöffnet hatte, als das irre Geheul am Ufer begonnen hatte, bei dem einem schier das Blut in den Adern gerann.
    »Mr. Turgejew.«
    »Aye, Sir.«
    Bullfinch blickte durch die Luke zum Geschützdeck hinunter und lächelte.
    »Geben Sie die Nachricht an die Besatzung weiter: der Herrscher der Merki ist tot. Jagen wir ihnen jetzt ein paar Granaten in ihre jaulenden Felle!«
    Er blickte nach draußen und sah die drei roten Wimpel auf der Nowrod hochsteigen, die mehrere Kilometer unterhalb von Suzdal ankerte. Die Nachricht wanderte so in Windeseile flussabwärts, bis der Signalturm oberhalb der Minen sie aufgreifen konnte.
    Der Himmel wurde dunkel, und die rote Sonne verwandelte die spärlichen Wolken in scharlachrote Lichtbüschel.
    Nichts war zu hören außer dem leisen Schnaufen der Lokomotive vorn, die etwas Dampf abließ. Er spürte die Anspannung in allen, die Frage, warum sie hier fünfzig Kilometer hinter Nowrod warteten.
    Er hörte, wie der Telegraf losklapperte, und spürte, wie ihm eng ums Herz wurde. Er wartete.
    Der Tür der Telegrafenkabine ging auf, und er hörte, wie der Junge dem Waggon folgte und dann die Tür hinter Andrew aufging. Der Junge reichte ihm einen Zettel.
    Er faltete ihn auseinander.
    Er blickte lange auf die Meldung und faltete sie wieder zusammen. Er kehrte ins Wageninnere zurück.
    Alle hatten sie geduldig gewartet, wiewohl keiner wusste, warum er den Zug hier hatte stoppen lassen.
    »Ich habe gerade ein Signal von Bullfinchs Schiffen auf dem Neiper erhalten«, berichtete er leise.
    Er blickte erneut auf den Zettel.
    »Drei rote Flaggen wurden auf der Fredericksburg gehisst.«
    Er blickte auf und sah ihre fragenden Mienen.
    »Jubadi, Qar Qarth der Merki, wurde vor den Toren Suzdals von einem Scharfschützen getötet.«
    Die anderen rührten sich unruhig.
    »Das bedeutet«, fuhr Andrew mit einer scharfen Stimme voll kalter Kraft fort, »dass alle Angriffsoperationen der Merki für die nächsten dreißig Tage eingestellt werden, bis zum Ende ihrer Trauerzeit. Wir erhalten also die nötige Zeit, um die Verteidigungslinie bei Kew vorzubereiten.«
    »Glory hallelujah!«, seufzte Kai.
    Andrew nickte, konnte nichts mehr sagen.
    Casmar stand auf.
    »Hat Juri es getan?«
    »Es war Juri.«
    »Und?«
    »Er ist
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