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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden
Autoren: William R. Forstchen
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Rat.
    »Es fallt dem neuen Qar Qarth zu, das Trauerbanner zu verbrennen«, flüsterte der Schildträger.
    Jubadi erübrigte einen kurzen Blick auf Vuka, der die Flagge mit einer seltsamen Mischung aus Furcht und Verlangen betrachtete, als markierte sie bereits die eigene Thronbesteigung.
    »Ich muss es selbst tun«, verkündete Jubadi.
    Hulagar nickte.
    Jubadi holte tief Luft und spornte das Pferd zu einem leichten Handgalopp an.
    Er warf einen Blick nach links. Als die letzten Bäume, die den Pass säumten, zurückfielen, folgte Hulagar diesem Blick und erlebte erneut diese vage Empfindung. Unbehaglich rückte er den Bronzeschild zurecht.
    Jubadi setzte den Weg den flachen Hang hinab fort, um den mehrere hundert Meter entfernten Fluss zu erreichen. Ein von den niedrigen Uferbänken weitgehend getarntes Yankee-Panzerschiff war ansatzweise zu erkennen, markiert von einer einzelnen Rauchfahne und dem Banner der Rus an einer Meistspitze.
    »Sollen die ruhig sehen, wie wir in ihre Stadt eindringen«, schniefte Jubadi, und seine Begleiter lachten leise.
    Die Zungenlosen fächerten rings um ihn aus und bildeten einen Ring; sie hielten wachsam Ausschau, und nichts entging ihren Blicken. Neben der Straße lagen mehrere Pferdekadaver, die Reiter neben ihnen ausgestreckt, die verstümmelten Gestalten mit Umhängen abgedeckt.
    »Zu töten, indem man Granaten in der Straße vergräbt – das ist feige!«, knurrte Jubadi.
    »Trotzdem ist es tödlich«, sagte Muzta.
    Muzta blickte an ihm vorbei zu den Hügeln östlich der Stadt, wo die Tugarengräber golden in der späten Nachmittagssonne lagen.
    »Dort ist meine Ehre begraben«, sagte er leise.
    Jubadi nickte, sagte aber nichts.
    Er lehnte sich müde und enttäuscht im Sattel zurück, und doch bot ihm dieser Augenblick auch Freude. Sie hatten den Fluss überschritten und das Zentrum von Rus erreicht. Die Verluste waren nicht zu hoch, wenn man bedachte, womit sie konfrontiert gewesen waren. Die Yankees hingegen hatten in weniger als einem Doppelmond zwei Niederlagen eingesteckt, und sicher ging ihre Moral derzeit zum Teufel.
    Er spürte, dass sein Pferd müde wurde – es war ein langer Ritt von der Furt bis hierher gewesen. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, dem Tier einen Namen zu geben. Das war sinnlos, wenn man bedachte, wie schnell sie starben. Vieh war Vieh, nur das Pferd war ein Gefährte fürs Leben, so hieß es, aber hätte sich Jubadi Mitgefühl für all die Pferde gestattet, die er verloren hatte, wäre sein Herz schon vor langer Zeit leer geworden.
    Er sah Hulagar an, der wie stets zu seiner Rechten ritt, den Schild am Arm. Jubadi dachte daran zurück, wie sein angehender Schildträger über den Verlust seines ersten Pferdes geweint hatte, als er sich allein glaubte. Er lächelte.
    »Ein warmer Tag, nicht wahr?«, fragte Jubadi und blickte dabei zum tiefblauen Himmel hinauf.
    »Ich dachte schon, der Regen würde niemals aufhören«, sagte Hulagar.
    »Das Wetter musste sich irgendwann ändern«, entgegnete Jubadi gedankenverloren.
    Am Fuß des Hangs blickte er nach links. Hinter der Biegung des Flusstals erblickte er die gewaltigen Bauwerke der Yankees mehrere Kilometer flussaufwärts. Sogar aus dieser Entfernung wirkten sie riesig. Bei dem Anblick fühlte er sich unbehaglich. Er hatte gehofft, sie zu erbeuten, solange sie die Geheimnisse des Feindes noch in ihrem Innern bargen. Jetzt waren es nur noch leere Hülsen, wie Leichen, die von innen heraus verwest waren, bis nur noch die nutzlose Haut und die Knochen zurückblieben.
    Die Eisenwegbrücke war intakt geblieben, auch sie ein beunruhigender Anblick. Wie man so etwas baute, ging über Jubadis Begriffe. Ihm wurde bewusst, dass dies alles über seine Begriffe ging. Der Eisenweg, die Dampfschnaufer, die darauf fuhren, die Geschütze, die Wolkenflieger, die Eisenschiffe, die trotzdem auf dem Wasser schwammen. All das war ein Geheimnis.
    Er drehte sich kurz zu Tamuka um, der hinter ihm und links von Vuka ritt, den Schild ebenfalls am Arm.
    Hatte der junge Schildträger letztlich doch Recht? Sollte man jetzt lieber alles Vieh auf der Welt erschlagen?
    Wie würde uns das verändern?, fragte sich der Qar Qarth. Wer soll dann unsere Nahrung sein? Wer würde all die übrige Nahrung anbauen, die wir mit solchem Genuss verzehren? Wer soll unsere Bögen herstellen, unsere Sättel, unsere Jurten, die Eisenhufe unserer Pferde, die Rüstungen, die wir tragen, die Pfeile, den Schmuck, der uns erfreut?
    Jubadi blickte zur Stadt
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