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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden
Autoren: William R. Forstchen
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vierzig Galeeren und zwei Kanonenboote zum Schutz mitgegeben. Sie hatten sogar ein Regiment suzdalische Infanterie dabei; die Soldaten arbeiteten als Ruderer, führten aber auch ihre Musketen mit und hatten Vierpfundgeschütze auf Drehzapfen montiert, um sie gegen die Wolkenflieger einzusetzen. Hätte Andrew ihm ein solches Arrangement schon für die erste Fahrt angeboten, hätte Hamilcar darin eine Vorkehrung gesehen, dass er auch wirklich zurückkehrte; jetzt erblickte er darin das Angebot, als das es gemeint war: bewaffneter Schutz, um ihm zu helfen, die Familien einiger seiner Männer aus Cartha herauszuholen.
    Auf dem ganzen Herweg hatten sie keinen Wolkenflieger zu sehen bekommen – die kalten Herbstwinde hielten die Dinger wahrscheinlich in den Schuppen fest-, und er konnte nur beten, dass seine Leute diesmal unversehrt davonkamen.
    Zwei Laternen leuchteten an der Küste auf und markierten die Stelle, wo die Galeeren sicher landen konnten. Hamilcars Hände waren nass geschwitzt. Die Muskete fühlte sich in seinem Griff immer noch ungewohnt an, der Holzschaft hart und unnachgiebig, verglichen mit dem lederumwickelten Griff seines Schwertes. Aber mit einer Muskete konnte man einen Merki auf hundert Schritte Entfernung töten, mit einem Schwert nicht.
    »Zwölf Fuß.«
    Hamilcar blickte zum Handloter hinüber und wartete.
    »Zehn Fuß, acht Fuß.«
    Der Strand wurde endlich erkennbar an der dünnen Linie aus weißem Schaum auf den Wellen, die ihn hinaufspülten.
    »Ruder hoch!«
    Die Galeere stieg auf einer Welle leicht an, während sie über das Kiesufer scharrte.
    Hamilcar sprang über Bord und hielt die Muskete über den Kopf, während er an Land watete; mit erhobenen Waffen stürmten ihm seine Männer voraus. Noch immer war möglich, dass sie hier in eine Falle tappten. Dazu reichte ein einzelner Mensch, der davon erfahren und die Information gegen Verschonung an die Merki verkauft hatte.
    Ein leiser Ruf drang den Strand herunter, und Hamilcar spannte sich an. Eine Frau tauchte auf, ein Kind unter jedem Arm, und lief ins Wasser. Immer mehr Leute kamen herbei, und innerhalb von Sekunden zerrissen wilde Freudenschreie die Nachtluft, als Hunderte zu dem einsamen Schiff stürmten.
    »Hamilcar?«
    Die Stimme trieb vom Strand herunter.
    »Hier drüben!«
    Eine Schattengestalt zeichnete sich in der Dunkelheit ab. Eine Lampe wurde aufgeklappt, leuchtete Hamilcar in die Augen und blendete ihn.
    »Baalk sei Dank!«, schrie der andere Mann und kniete ehrerbietig in der Brandung nieder.
    Hamilcar lächelte, als er Elazar, seinen ältesten Jugendfreund, wieder auf die Beine zog. Elazar war von Säuglingsbeinen an neben ihm großgezogen worden – war sogar am selben Tag geboren. Und mit seiner Hilfe hatte Hamilcar Disziplin gelernt, denn für jedes Vergehen aus Kindertagen erhielt Elazar die Schläge – war es doch verboten, jemanden von königlichem Geblüt zu schlagen. Und recht bald lernte Hamilcar Geduld und träumte aus Angst um seinen Freund nicht mehr davon, bestimmte Dinge zu tun, die er riskiert hätte, wäre die Strafe dafür ihm selbst zuteil geworden.
    »Elazar, was im Namen Baalks und aller Götter geht hier eigentlich vor?«, brüllte Hamilcar und betrachtete verblüfft die konfuse Menschenmenge, die aus dem Dorf hervor in die Brandung stürmte.
    »Es ist außer Kontrolle geraten!«, schrie der Freund, zerrte an seinem ergrauenden Bart und rollte ängstlich mit den Augen. »Die Nachricht von deiner Rückkehr hat sich in der Stadt verbreitet; Tausende Menschen strömen seitdem aufs Land. Es scheint, dass die Merki inzwischen fast alle in die Gruben schleppen. Zehntausende weitere werden gezwungen, noch mehr Kriegswaffen herzustellen. Es heißt, die Merki wollten im Frühjahr ins Land der Rus einfallen, und sie bereiten sich vor.«
    »Zur Hölle mit all dem!«, knurrte Hamilcar. Diesmal war es wirklich außer Kontrolle. Fast zwölftausend seiner Männer waren im Krieg gegen die Rus und Roum in Gefangenschaft geraten, und fast alle waren sie auf Keanes Angebot einer sicheren Zuflucht eingegangen. Keane hatte versprochen, so viele ihrer Angehörigen wie möglich aus dem Herrschaftsbereich der Merki zu retten. Mehrere Hundert Männer meldeten sich daraufhin freiwillig, um sich ins Territorium von Cartha einzuschleichen, Leute zusammenzutrommeln und zur Küste zu führen. In der Folge verwandelte sich das Binnenmeer in ein Schlachtfeld. Immer wieder fuhren einzelne Schiffe aus, legten bei Nacht an und kehrten am
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