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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden
Autoren: William R. Forstchen
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an einen panisch blickenden Mann, der an der Schiffsflanke hing, an Schwertkämpfer, die vor inneren Qualen schrien, während sie ihre eigenen Leute niederhackten, an wilde Panikschreie, eine abgetrennte Hand, die sich noch an die Reling klammerte, und dann den langsamen Rückzug des Schiffes, das schlingernd tief im Wasser lag.
    Und die Nargas schmetterten weiter. Als Hamilcar sich endlich auf die Knie erheben konnte, spürte er, wie Elazar ihn fest umklammert hielt, damit er nicht ganz aufstand. Mehrere Schiffe lagen am Strand fest, eines davon auf der Seite; das Öl einer Lampe war ausgelaufen, und der brennende Bug der Galeere beleuchtete den Albtraum. Der Strand schien eine wogende, sich windende Masse zu sein, geradezu eine einzelne lebendige Kreatur, die sich in Agonie wälzte.
    Der sich schließende Ring der Merki war erkennbar, undeutliche Schattengestalten, die riesig auf den Straßen des Dorfes aufragten. Hamilcar konnte sich ihre Schadenfreude vorstellen. Schließlich ernteten sie hier ihr Vieh, flüchtendes Vieh, das komplett zu den Schlachtgruben verdammt war. Wer heute Abend gestorben war, würde morgen früh schon auf ihren Tischen landen.
    Drisila …
    Bebend vor Wut sah er Elazar an, der nichts sagte, ihn aber mit Bärenarmen weiter an Deck festhielt.
    Die Ruderer mühten sich mit den Riemen ab, wobei die vorn am Bug machtlos waren, weil sich verzweifelte Menschen an den Rudern dort festklammerten. Die Schreie der Tausende, die zurückblieben, rollten wie die klagenden Albtraumstimmen der Verdammten über die Wellen. Ein tieferes Donnern hallte übers Wasser, das Donnern der Panzerschiffgeschütze. Es war eine machtlose Geste.
    Hunderte Brandpfeile zogen ihre Bahnen durch die Luft, und ihr Licht gesellte sich zum ganzen Irrsinn hinzu. Merkikanonen, die beiderseits des Dorfes herangefahren worden waren, jagten ihre Geschosse in die aufschäumenden Wogen. In den Schatten erblickte Hamilcar eine tief im Wasser liegende Galeere, die sich dann ganz langsam auf die Seite legte und über den Bug sank. Suzdalische Ruderer und Flüchtlinge, die schon an Bord gelangt waren, sprangen in die Brandung.
    Eine weitere Galeere tauchte aus der Dunkelheit auf und schwenkte an Hamilcars Schiff heran. Vielleicht ist Drisila auf einem anderen Schiff, überlegte er, obwohl ihm eine kalte innere Stimme zuschrie, er solle nicht träumen. Nur wenige der Schiffe hatten überhaupt angelegt, denn ihre Kapitäne hatten sich vor dem Ansturm retten wollen. Soweit Hamilcar feststellen konnte, war seine Galeere die einzige, die es wieder hinaus schaffte.
    »Hamilcar?«, drang der fragende Ruf vom näher kommenden Schiff herüber.
    »Er ist in Sicherheit!«, schrie Githra. »Wir fahren nach Suzdal zurück!«
    Hamilcar hätte am liebsten protestiert, aber er wusste, dass ihm vor lauter Tränen die Stimme versagt hätte, also schwieg er lieber ganz.
    Azreul lief wimmernd zu ihm, und er nahm das Kind in die Arme und drückte es sich fest an die Brust, als könnte er damit die Erinnerung auslöschen, die dem Verstand des jetzt Fünfjährigen für immer erhalten bleiben würde.
    »Wo ist Mama?«
    »Sie kommt später wieder zu uns«, brachte Hamilcar mühsam hervor und blickte zu Elazar hinüber, als könnte der alte Freund irgendwie ein Wunder wirken.
    »Sie ist ein kluges Mädchen, jung und stark«, flüsterte Elazar. »Ich kenne sie; sie wäre auf keinen Fall mit dem Mob gelaufen. Sie ist bestimmt hinausgeschwommen und kehrt später ans Ufer zurück, wenn es wieder ungefährdet möglich ist.«
    Die Schreie am Ufer rückten schon in die Ferne. Wohl wissend, welchen Befehl er jetzt erteilen musste, blickte Hamilcar zu Githra auf.
    »Wir sind spät dran«, sagte Githra leise. »Wir müssen auf schnellstem Weg flüchten – ihre Flugmaschinen werden noch vor der Morgendämmerung aufsteigen, und am heutigen Vormittag wird kein Wind wehen. Falls wir irgendwelche Schiffe wieder zum Ufer schicken, werden sie von den Leuten im Wasser überrannt und die Merkikanonen werden sie in Stücke schießen.«
    Benommen nickte Hamilcar, unfähig, die Befehle laut auszusprechen.
    Falls ein Friedensschluss zwischen den Merki und Bantag bevorstand, musste er Keane darüber informieren, denn dadurch neigte sich die Waagschale der Kräfte noch weiter gegen die Menschen. Er sah Juri mitten auf dem Deck sitzen, die Augen geschlossen, wie in gelassenen Gedanken versunken. Hamilcar fühlte sich versucht, den Mistkerl mit dem Schwert zu durchbohren, also wandte er
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