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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden
Autoren: William R. Forstchen
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folgenden Morgen nach Suzdal zurück, schwer beladen mit Flüchtlingen.
    Und doch erlitten sie dabei in langsamer, aber stetiger Folge eigene Verluste. Die Flugmaschinen der Merki schwebten stets in der stillen Luft der Morgendämmerung heran. Falls ein Schiff von ihnen gesichtet wurde, war es so gut wie erledigt.
    »Falls so viele Leute davon erfahren haben, müssen es die Merki auch wissen«, sagte Hamilcar und blickte nervös in die schreiende Menge, die jetzt den Strand herabströmte.
    »Wir haben Leute hier heraufgeschmuggelt, wie geplant«, berichtete Elazar. »Und heute Nachmittag ging es los – Hunderte strömten aus Cartha hervor.«
    »Und die Merki?«
    »Keine Spur von ihnen. Aber sie werden kommen.« Und er deutete mit dem Kopf auf einen Mann hinter ihm.
    Hamilcar wandte sich dem Mann zu, der gespannt hinter Elazar wartete und nach einem Rus aussah; er schien Hamilcar vage vertraut. Das einst blonde Haar war von grauen Strähnen durchzogen. Er war schmal gebaut, offenkundig an Härten gewöhnt, und doch trug er nicht die Kleidung eines Bauern, sondern eine aus teurem Tuch, der Kasack gar mit Goldfaden durchwirkt Der Schnitt erinnerte an die traditionelle Kluft der Rus, den Kasack und die kreuzförmig umschnürten Beinlinge, aber der Kasack wies an der Seite Schlitze auf, damit er beim Reiten bequemer saß.
    »Rus?«, fragte Hamilcar argwöhnisch.
    »Früher mal, aber es liegt lange zurück, eine volle Umkreisung«, antwortete der Mann in der Merkisprache, deren fremde und gutturale Worte von den Lippen eines Menschen vage obszön klangen.
    »Ein Schoßtier des Merki-Schildträgers Tamuka«, erklärte Elazar kalt. »Er tauchte kurz vor deiner Ankunft auf und sagte, die Merki wären im Anmarsch.«
    »Noch ehe Shaduka untergeht«, sagte der Rus und deutete mit dem Kopf auf den Dreiviertelmond im Westen, »werden sie hier sein.«
    »Warum erzählt Ihr mir das?«
    »Ich möchte zu meinem Volk zurückkehren. Im Gegenzug überbringe ich Euch die Warnung vor dem Anrücken der Merki und noch einige zusätzliche Informationen.«
    »Was für Informationen?«, wollte Hamilcar wissen und blickte Elazar an.
    »Er wollte es mir nicht sagen«, erklärte Elazar und musterte den Rus verächtlich.
    »Ich überlasse ihn deiner Entscheidung«, flüsterte Elazar nun auf Carthanisch. »Trau niemals einem, der sie eine Umkreisung lang als Schoßtier begleitet hat -diese Leute essen das Fleisch des eigenen Volkes, um zu überleben. Höchstwahrscheinlich hat dieser Mistkerl die Überreste der Schlachtgruben verspeist, das Fleisch seiner eigenen Lebensform. Ich habe gehört, dass die Merki sie dazu zwingen.«
    Hamilcar fasste den Rus genauer ins Auge. Der Mann erwiderte seinen Blick gelassen, die blauen Augen weit offen. Er zeigte keinerlei Furcht.
    »Also, welche Informationen überbringt Ihr?«
    Der Rus lächelte.
    »Die Qar Qarths der Merki und der Bantag treffen sich zum nächsten Mondfest, um einen Friedensschluss auszuhandeln. Ich kenne die Einzelheiten dessen, was dort angeboten wird, und weiß auch, wann sie angreifen werden, verrate das aber nur dem Mann, den man Keane nennt, sobald ich sicher nach Hause zurückgekehrt bin.«
    »Zur Hölle mit ihnen allen!«, zischte Hamilcar und musterte das Schoßtier mit kaltem Blick.
    »Nun, habt Ihr Fleisch verzehrt?«, fragte Hamilcar dann in unbeholfenem Merki.
    »Ich habe überlebt«, antwortete der Rus mit offenem Blick, als wollte er sich für nichts entschuldigen.
    Hamilcar grunzte vor Abscheu.
    »Euer Name!«
    »Juri Jaroslavitsch, Goldschmied aus Suzdal.« Diesmal sprach er Carthanisch und blickte Elazar an, wie um ihm zu zeigen, dass er zuvor jedes Wort verstanden hatte.
    Er sprach die Worte stolz und mit einer klaren Stimme, in der sich der suzdalische Akzent wieder bemerkbar machte.
    »Geht an Bord«, wies ihn Hamilcar an und kräuselte vor Ekel die Lippen. »Ich bringe Euch zu Eurem Volk zurück, damit sie über Euch urteilen.«
    Der Mann verneigte sich leicht und ging ins Wasser hinab.
    »Er ist zu ölig«, sagte Elazar laut genug, damit Juri es hörte. Juri ignorierte diese Worte und stieg weiter in die Brandung. »Warum sollte er eine sichere Stellung als Schoßtier aufgeben und sich zu uns ins Boot setzen?«
    »Patriotismus«, knurrte Hamilcar zynisch.
    »Unwahrscheinlich. Schneide ihm den Hals durch und wirf ihn ins Meer! Kannst du jemandem trauen, der Menschenfleisch verzehrt hat? Ich würde ihm das Herz herausschneiden und in den Hals rammen. Das habe ich stets mit
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