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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden
Autoren: William R. Forstchen
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höchstwahrscheinlich tot. Er hat mir erklärt, was er tun würde. Für ihn bestand keine Hoffnung auf eine Flucht; das wusste er, als er sich freiwillig meldete.« Andrew brach ab. »Als ich ihn aufforderte, sich freiwillig zu melden.«
    »Möge er Frieden finden«, sagte Casmar und schlug das Kreuzzeichen.
    »Der Ausgestoßene hat uns gerettet«, sagte Kai und schüttelte reuig den Kopf. Er stand auf, kam auf Andrew zu und ergriff seine Hand.
    »Auch Schaben uns gerettet.«
    »Nein, ich habe uns nur ein bisschen mehr Zeit verschafft«, entgegnete Andrew leise. »Nein, es war Hans, es waren all die Jungs, die wir verloren haben, unsere eigenen Leute, auch diejenigen, die noch sterben werden. Sie sind es, die uns gerettet haben, die uns retten werden.«
    Er zögerte.
    »Und Juri … er hat Frieden gefunden und uns eine letzte Chance geschenkt.«
    Er blickte sich in der Gruppe um.
    »Sagen Sie dem Lokführer, er soll anfahren«, befahl er.
    Er hätte gern noch mehr gesagt und ihnen erklärt, was auf sie zukam. Dass sie jetzt zwar dreißig Tage Zeit hatten, aber dass die Merki, wenn sie erneut angriffen, auch auf Rache erpicht sein würden. Er dachte an Juris Brief, in dem dieser seine Gründe umrissen hatte, seinen Rat und Hinweise auf das, was zu erwarten stand. Vuka würde nicht vorhersagbar sein, aber andererseits würde Vuka höchstwahrscheinlich noch die Geringste ihrer Sorgen sein.
    »Entschuldigen Sie mich«, flüsterte Andrew, wandte sich ab und ging wieder auf die Plattform hinaus. Er hörte nicht mal die aufgeregten Rufe, bemerkte auch nicht, wie abrupt die Stimmung aller gestiegen war, dass ihr Glaube daran, letztlich zu überleben, zurückgekehrt war. Ihre Euphorie entsprach der eines Ertrinkenden, der mitten auf dem Ozean ein Floß entdeckt. Er empfindet einen Augenblick des Jubels, bis ihm allmählich bewusst wird, dass er wahrscheinlich den schnellen Tod des Ertrinkens gegen den langsamen Tod des Verdurstens eingetauscht hat. Aber vorläufig war der Optimismus wieder da.
    Andrew hätte gern mehr gesagt, aber die Worte wollten sich nicht einstellen. Wie konnte er hinzufügen, dass er bewusst geplant hatte, jemanden zu töten? Der Krieg war stets unpersönlich gewesen, und getötet hatte er in der Hitze der Schlacht; so war es von jeher. Aber jetzt war es anders.
    Seit seiner ersten Begegnung mit Juri hatte der Plan Gestalt angekommen, und er zeichnete sich zum ersten Mal an jenem Morgen klar ab, als Andrew von Hans’ Tod erfuhr. Noch während der Evakuierungsplan umgesetzt wurde, an den er von Anfang an gedacht hatte, war ihm klar gewesen, dass die Zeit nicht reichte. Immer war die Zeit das Hauptproblem, seit dem Tag, an dem sie ursprünglich entschieden hatten, sich den Tugaren entgegenzustellen. Nie reichte die Zeit für all das, was getan werden musste.
    Er hatte alles in großem Detail ausgearbeitet, während er mit Juri zusammensaß und erfuhr, wie die Horden dachten, um so den Mord gründlich vorzubereiten.
    Und es hatte funktioniert. Andrew blickte auf den Brief Juris.
    »Ich weiß, dass ich von allen Seiten benutzt worden bin, besonders von Euch, um mein Volk zu retten, das mich umbringen möchte. Und indem ich mich darauf einlasse, führe ich den sicheren Tod der einzigen beiden Menschen herbei, für die ich in meinem versteinerten Herzen noch Liebe empfinde. Ich weiß, dass mich auch Tamuka benutzt, denn wie die Dinge auch laufen, so vermute ich, erweise ich mich lediglich als sein Werkzeug.
    Und doch vergebe ich Euch, Andrew Lawrence Keane.«
    Andrew zerknüllte den Brief und steckte ihn in die Tasche zurück.
    Er hatte einen kalten, berechnenden Mord an seinem Rivalen durchgeführt. Dabei war es nicht von Belang, dass Jubadi das Gleiche für ihn geplant hatte. Juri hatte es zwar nie eingestanden, aber Andrew wusste es trotzdem, konnte es der Geschichte über ein Schoßtier entnehmen, das einen Qarth umbrachte, um die eigene Familie zu retten.
    Er dürfte kein Bedauern empfinden, keine Spur eines Schuldgefühls. In diesem Krieg ging es für beide Rassen ums Überleben. Hätte er diese Tat nicht verübt, hätte Juri sich nicht für ein Volk geopfert, das ihn verachtete, dann wären die Merki in zehn Tagen bis zu den Weißen Bergen vorgestoßen und hätten die Flüchtlinge zu Hunderttausenden niedermetzelt.
    Juri hatte durch dieses eine Attentat die Rus gerettet, das ganze Volk.
    Trotzdem brauchte Andrew das nicht zu gefallen.
    Der Zug ruckte unter ihm an, und er hielt sich am Geländer
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