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Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel
Autoren: Javier Sierra
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galicischen Küste abgehärtet hatte, blickte ihn misstrauisch an. Es gab nur wenige Dinge, die ihn so nervten wie mit nassen Brillengläsern im Regen zu stehen. Seine Laune war miserabel.
    » Und wie kommen Sie zu dieser Erkenntnis, Kollege?«
    » Inspector Figueiras, ich bin nun schon eine Weile hier auf diesem Posten, und ich habe immer noch keinen Rauch gesehen. Außerdem«, merkte der Polizist an, » es riecht auch nicht verbrannt. Sie wissen ja, die Kathedrale ist voll mit brennbarem Material.«
    » Hat jemand das Bistum informiert?«
    Antonio Figueiras’ Frage klang verärgert, er hasste es, mit der Kurie zu tun haben zu müssen.
    » Ja, Inspector Figueiras. Sie sind schon unterwegs. Aber sie haben uns darauf hingewiesen, dass die Restauratoren oft Überstunden machen. Die Lichter könnten auch von ihnen stammen. Sollen wir hineingehen?«
    Figueiras zögerte. Wenn sein Mann recht hatte und das einzige Indiz für ein Feuer dieser Schimmer war, der hin und wieder durch die Fenster fiel, würde ihnen ein gewaltsames Eindringen Probleme bereiten. Kommunistischer Polizist entweiht Kathedrale von Santiago. Er hatte die morgige Schlagzeile der Voz de Galicia schon vor Augen. Zum Glück näherte sich ihnen, bevor er die Entscheidung treffen musste, diensteifrig ein Mann in einer blauen Feuerwehruniform.
    » Was gibt’s«, waren Figueiras’ erste Worte. » Was sagen Ihre Leute?«
    » Ihr Mann hat recht, Inspector. Es sieht nicht nach einem Feuer aus.« Der Einsatzleiter der Feuerwehr, ein resoluter Mann mit buschigen Augenbrauen, gab gelassen seine Diagnose bekannt. » Die Brandmelder haben nicht ausgelöst, und wir haben sie erst vor einem Monat überprüft.«
    » Was ist es dann?«
    » Bestimmt gibt es Probleme mit der Stromversorgung. Das Netz in diesem Viertel ist schon seit einer halben Stunde überlastet.«
    Diese Nachricht weckte Figueiras’ Neugierde.
    » Warum hat mir das keiner gesagt?«
    » Ich dachte, das hätten Sie selbst bemerkt«, sagte der Feuerwehrmann ohne jegliche Häme, während er auf die Umgebung zeigte. » Die Straßenbeleuchtung ist schon seit einer Weile aus, Inspector. Es gibt nur Licht in den Gebäuden, die über ein Notstromaggregat verfügen, und die Kathedrale gehört dazu.«
    Antonio Figueiras nahm seine Brille ab, um sie mit einem Tuch zu putzen, während er einen Kraftausdruck vor sich hin murmelte. Seine schlechte Beobachtungsgabe war offenkundig geworden. Dann hob er den Blick, setzte die Brille wieder auf und stellte fest, dass der Platz tatsächlich nur von den Scheinwerfern der Einsatzfahrzeuge beleuchtet wurde. Nirgendwo in den umliegenden Gebäuden war Licht zu sehen, nur beim Glockenturm gab es dieses kuriose Funkeln, das aber keinem bestimmten Rhythmus folgte. Es sah fast wie Blitze bei einem Unwetter aus.
    » Ist das ein allgemeiner Stromausfall?«, flüsterte er.
    » Höchstwahrscheinlich.«
    Trotz des Regens und der eingeschränkten Sicht konnte Figueiras plötzlich die Umrisse eines sehr großen Mannes erkennen, der in höchster Eile zur Puerta de Platerías rannte und davor stehenblieb– offenbar wollte er gewaltsam das Torschloss aufbrechen.
    » Wer ist das denn?«, platzte es aus Figueiras heraus.
    Unterinspektor Jímenez neben ihm lächelte.
    » Ach, der… Ich habe vergessen, Ihnen Bescheid zu sagen. Der Mann ist vorhin ins Kommissariat gekommen, direkt aus den Vereinigten Staaten. Er hat ein Empfehlungsschreiben von den Sicherheitskräften bei sich. Er hat gesagt, er arbeitet an einem Fall und müsse eine Frau finden, die in Santiago lebt.«
    » Und was hat er hier zu suchen?«
    » Also…«, der Unterinspektor zögerte. » Es hat sich herausgestellt, dass die Frau, die er sucht, für die Stiftung Barrié arbeitet und heute Abend in der Kathedrale ihren Dienst tut. Als er von dem Feuer erfuhr, ist er uns wohl gleich hierher gefolgt.«
    » Aber was hat er vor?«
    Jiménez’ gelassene Antwort sprach das Offensichtliche nur aus:
    » Aber Sie sehen es doch, Inspector. Er geht hinein.«

5
    » Hände hoch! Stehen bleiben!«
    Die Worte donnerten durch das Kathedralengewölbe. Ich verlor das Gleichgewicht und sank in die Knie, während plötzlich ein eiskalter Luftzug durch das Kirchenschiff strömte.
    » Keine Bewegung! Ich bin bewaffnet!«
    Die Stimme kam von irgendwo hinter dem Rücken des » Mönchs«, so als wäre noch ein Besucher durch die Puerta de Platerías eingetreten und hätte nun uns beide im Visier. Ich weiß nicht, was mich mehr verwirrte, die
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